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Das verlassene Krankenhaus bei Tschernobyl

Nic

Heft, 28 Seiten, 2020 - ab 23 Nov. erhältlich

Die Stadt Prypjat liegt nur 3 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Im hiesigen Krankenhaus wurden unmittelbar nach der Explosion des Atomreaktors die ersten stark verstrahlten Opfer behandelt. Viele von Ihnen sind an der massiven Strahlenbelastung gestorben.

Am 27. April 1986, einen Tag nach der Nuklearkatastrophe, wurde die Prypjat evakuiert. Seither ist die Stadt, wie auch das hier gezeigte Krankenhaus verwaist. 30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Nic führt uns auf einem Rundgang durch verlassene Gänge vorbei an verfallenen OP-Sälen und Behandlungszimmern.

Für alle Fans von Lost Places.

Ab 4 Heften versenden wir versandkostenfrei.

Dr Stülpner Karl

Dr Stülpner Karl

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Burg Scharfenstein
Burg Scharfenstein
Was ist das Geheimnis dieses Mannes?
Er übt seit zweieinhalb Jahrhunderten eine große Faszination vor allem auf die Erzgebirgler aus. Noch heute werden die verwegenen Taten und kühnen Abenteuer des „Wildschützes im sächsischen Hochgebirge sowie dessen erlittene Schicksale"* voller Sympathie im Volke erzählt, ob in den Stuben oder Gasthäusern und in den „Hutzenobnd" der erzgebirgischen „Männelmacher" und „Klippelmaadel". Sein Porträt und die Bilder seiner Taten hängen an den Wänden, sein Grab auf dem Großolbersdorfer Friedhof ist stets mit frischen Blumen geschmückt. Viele Straßen und Plätze sind im Erzgebirge nach ihm benannt. Im Greifenstein-Gebiet und in Reitzenhain reißt tag ein tag aus der Strom der Besucher nicht ab. Sie besichtigen die legendenumwobenen Stülpner -Höhlen. In Scharfenstein zeigt ein Denkmal an, wo sein Geburtshaus stand. Es gibt noch viele Gedenksteine, die in den Orten und Wäldern an ihn erinnern, in denen der Held in der Natur lebte, wilderte und paschte (schmuggelte). Als Soldat kam er viel in der Welt herum.
Wir überlassen freundlich den Wissenschaftlern die Aufgabe zu unterscheiden, was in den überlieferten Histörchen den Stempel des Jägerlateins trägt oder auf das Übersteigerte der Erzählungen von Stülpner selbst zurückzuführen ist oder was sich belegbar tatsächlich zugetragen hat. Uns soll nur das Geheimnis dieser magischen Faszination interessieren.
Geboren wurde Karl Stülpner am 30. September 1762 in Scharfenstein, im Gänsewinkel unterhalb der Burg, in eine veramte Familie hinein. Zudem starb sein Vater früh, so dass die Mutter das Haus verkaufen musste.
1772 wurde er, um seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, zu dem Förster Müller nach Ehrenfriedersdorf gegeben. Dort lernte er das Jagen in den Wäldern um Marienberg. 1780 lässt er sich als kurfürstlicher sächsischer Musketier anwerben, um acht Jahre zu dienen. Seine Vorgesetzten erkannten Stülpners Begabung als Scharfschütze, der es verstand, in den Wäldern zu wildern und die Verpflegung mit Wildbret anzureichern. Sie ließen es gern zu. Nach einer Rauferei mit einem Jäger wurde Stülpner 1785 verhaftet, konnte aber bei Döbeln fliehen und desertierte. Um nicht bestraft zu werden, befand er sich über Jahre ständig auf der Flucht. Zunächst floh er in die Berge nach Böhmen und begann wieder zu wildern. Dann wich er nach Ungarn, Österreich, Baden und Hessen aus. In Hannover ließ er sich in ein Dragonerregiment pressen, desertierte aber wieder. Schließlich nahm er am Ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich teil und desertierte 1794 abermals. Er wanderte in seine Heimat nach Scharfenstein zurück, wo er bis 1800 lebte. All die Geschichten, die wir über Karl Stülpner kennen, sind in diese Zeit einzuordnen. Er ging seiner Gewohnheit nach, als Wildschütz durch die Wälder zu streifen und zu wildern. Um Nachstellungen der Förster sowie der Besitzer und Pächter der Reviere auszuweichen, richtete er sich in Höhlen ein. Eine davon war die Reitzenhainer Höhle, verborgen und unzugänglich in einer Felskluft. Lassen wir den Volkshelden selbst zu Wort kommen: „Der Eingang war mit Gebüsch und Moos getarnt. Ich, der Waldkönig, baute die Höhle wie ein Jagdschloss aus. Felle waren von Prachthirschen und feisten Böcken genug erbeutet. Damit bekleideten wir die Felswände. Ein natürlicher Rauchfang oben im Felsen gab Lüftung. Für den Fußboden sägte ich Baumstämme so zurecht, dass sie, ausgestopft mit Fichtennadeln, einen glatten Boden ergaben, den ich mit warmen Hirschfellen dick ausgepolsterte. Heu und Stroh schleppte ich heran. Feuerholz war genug vorhanden. In die Felswände trieb ich Haken und befestigte daran Geweihe, um Kleider, Jagdröcke und Jagdtaschen aufzuhängen. Ein befreundeter Tischler in Basberg baute mir ein Schränkchen, damit die etlichen Büchsen sauber und trocken aufbewahrt werden konnten. Mein liebes Sebastianberg war doch nahe und ich kannte genug Leute, die mir Wildbret und Felle abkauften. Meinem alten Wirt im „Stern" lieferte ich Wildbret frei Haus. Die Dörfler besorgten mir Pulver, Blei, Brot und Schnaps und was ich sonst brauchte. Zwei Weidgenossen gesellten sich zu mir. Einer war ein kleiner buckliger Kerl, Hühnel genannt, der es wie kein zweiter verstand, einen leckeren Hirschbraten herzurichten. Kartoffeln bekamen wir reichlich von den Bauern, denen wir das Wild wegputzten, das ihre Äcker schädigten. Felle schafften wir ins Böhmische und verkauften sie für gutes Geld. Ich selbst lief ein paar Marschstunden hinunter zur bekümmerten Mutter nach Scharfenstein, legte ihr Geld hin und wechselte die Wäsche. Ich tröstete sie und sagte: 'Mutter, ich habe noch keinem Menschen Leid oder Schaden zugefügt, sondern im Gegenteil so manchem, der von anderen gedrückt und misshandelt worden, beigestanden. Zu meiner Lebensart bin ich gezwungen, da ich von der Heimat und Gesellschaft ausgestoßen und verbannt wurde und mir der Weg zurückzukehren verschlossen ist.'"**
Wilddiebe. Lithographie von Louis Kramp 1830
Wilddiebe. Lithographie von Louis Kramp 1830
Karl Stülpner stärkt den Ruf, durch seine Kühnheit, Geistesgegenwart und sein Gefühl für Recht, Beschützer der Armen zu sein. In der zweiten Geschichte schildert er dazu eine Begebenheit:
„Ein armes Weib wollte dürres Leseholz sammeln, was an bestimmten Tagen erlaubt war. Da kam der Förster des Bezirkes dazu und verlangte ein Pfand, den die Arme nicht geben konnte. Da riss der Förster wütend und tobend den Korb vom Rücken und zertrat ihn. Stülpner trat aus dem Dickicht und rief mit donnernder Stimme:
„Wer gibt Ihnen, Herr Förster, das Recht, dieses arme wehrlose Weib so zu misshandeln?"
Förster: „Und wer hat das Recht, mich hier über die Ausübung meiner Pflicht zur Rede zu stellen?"
Stülpner: „Jeder rechtliche Mensch ist verpflichtet, Misshandlungen gegen alte schwache Personen zu unterdrücken und Schändlichkeiten zu bestrafen. Das, was Sie jetzt taten, war schlecht, und ich würde mich an Ihrer Stelle schämen..."
Der wütende Förster entgegnete aufbrausend: "Was soll das heißen, und wer ist er?"
Stülpner: „Wer ich bin wird sich hernach ausweisen; doch jetzt bezahlen Sie den Augenblick
der armen Frau 10 gr. für ihren zertretenen Korb, wo - nicht, so, (eine Bewegung mit dem Gewehre nach dem Förster machend), werde ich selber zahlen."
Der eingeschüchterte Förster sah den kühnen Gegner und zahlte mit zitternder Hand, nach dem Gewehre schielend, die billige Forderung von 10 gr. Er sagte leise: „Wahrlich, das ist zu toll und mir noch nicht vorgekommen..."
Stülpner rief dem davon schleichenden Förster nach:" Herr Förster, sie wollten gerne wissen, wer ich wäre? Ich bin der Stülpner, vor welchem Sie sich künftig in Acht nehmen möchten...und nun Gott befohlen."
Stülpner verschwand wieder im Dickicht; fluchend und tobend eilte der Förster, froh und dankend das arme überraschte Weib nach Hause."
1835 wird Stülpner seine Lebensgeschichte an den Verleger C. H. W. Schönberg verkaufen. Das Buch „Carl Stülpner's merkwürdiges Leben und Abenteuer" erscheint und wird kurz darauf zunächst verboten. Aus diesem Buch stammt die zweite Geschichte. Später wird dieses Buch (und viele weitere Bücher, Theaterstücke und Verfilmungen) die Legende verbreiten. Stülpner war Analphabet, aber er hatte eine hervorragende Begabung, seine Geschichten  selbst zu vermarkten.
Die nächste köstliche Begebenheit haben aber Augenzeugen beschrieben. Sie spielte sich aktenkundig am 13. Oktober 1795 in Scharfenstein ab. Stülpner sollte als Wildschütz in seinem Haus vom Leutnant Oehlschlägel arretiert werden, der mit zwei Unteroffizieren und 24 Musketieren sowie 12 Freiwilligen von den Gerichten und Forsten eine Haussuchung durchführte. Diese ergab, der Gesuchte war ausgeflogen. Der beteiligte Oberförster Püchner aus Geyer gab folgenden erheiternden Augenzeugenbericht: „...Da wir nun auf dem Schlosse seyn und...sehen, dass uns dieser Mensch entgangen war, so wurde beschlossen, unsere Expedition zu endigen und nach Hause zu reithen. In dieser Meinung laßen wir die Pferthe vorführen. Ich und der Förster Töpel waren also die ersten und reithen ab. Da wir ongefähr 50 Schritte über den Schloßhof weg sind und an das Thor kommen, so sehen wir...daß ein Cerl mit einer Kugelbüchse auf uns anschlägd und mit gräßlicher Stimme schreid: Hald! Hald! Ihr tausend Sacramenter! Darauf sagt Tölpel: Das ist Stilpner. Sogleich wenden wir, um hinter das Thor zu reithen, um sicher dort zu seyn. Allein in dem Moment...giebt der Cerl Feuer und schießt mir mein Pferd unter dem Leibe mit einer Kugel auf die rechte Keule. Und damit läuft er davon..." *
Steckbriefe erschienen nun. 50 Taler Belohnung setzte die Obrigkeit auf Stülpners Ergreifung aus, eine hohe Summe. Aber auch das half nicht. Das lässt sich nur damit erklären, dass schon damals der Wildschütz beliebt und im Volk geachtet war. Stülpner wurde nie gefasst, weil er sicher immer wieder rechtzeitig gewarnt worden ist.
Stülpner im Alter von ca. 72 Jahren
Stülpner im Alter von ca. 72 Jahren
1800 ging Stülpner freiwillig in die sächsische Armee zurück. 1806 nimmt er an der Schlacht von Jena teil, gerät in französischer Gefangenschaft, kann aber fliehen. Als sein Gesuch auf Entlassung 1807 abgelehnt wird, desertiert er erneut und flieht nach Böhmen. Dort kann er seine Hanne, Johanna Christiane Wolf, endlich heiraten, die ihm schon 1799 eine Tochter, Johanna Eleonore, geboren hatte. Stülpner betreibt Handelsgeschäfte, gründet eine Zwirnfabrik und wird einigermaßen wohlhabend. 1813 erteilt Sachsen eine Generalamnestie, unser Held kehrt nach Scharfenstein zurück und kauft sein Geburtshaus zurück. Misslungene Schmuggelgeschäfte zwingen ihn, 1820 wieder nach Böhmen zu gehen. Hanne kann nicht folgen, sie stirbt im gleichen Jahr. Eine zweite Ehe in Böhmen war nicht glücklich, denn Stülpner kehrt 1828 allein nach Sachsen zurück, nimmt in der Heimatregion ein Wanderleben auf und erzählt gern seine Geschichten in verschiedenen Orten. In den letzten Lebensjahren erkrankt er und wird fast blind. Eine gelungene Staroperation gibt ihm teilweise das Sehvermögen wieder. Wir sehen ihn auf der einzig authentischen Abbildung im 72. Lebensjahr mit einer Starbrille und einer Schirmmütze mit Blendschirm, die die Augen schützt. Karl Stülpner stirbt völlig verarmt und entkräftet am 24. September 1841 in Scharfenstein und wird in Großolbersdorf, wo seine Tochter lebt, beigesetzt.

 

Der Planetoid 1998 YH27, der in der Sternwarte Drehbach im Erzgebirge entdeckt wurde, wird im Jahre 2000 nach Karl Stülpner benannt. Er trägt die Bezeichnung (13816) Stülpner.

Quellen:
* Schönberg, Carl Heinrich Wilhelm: Carl Stülpner's merkwürdiges Leben und Abenteuer.
Zschopau 1835
** Sieber, Siegfried: Der Stülpner - Karl. Berlin 1954
http://www.westerzgebirge.com
http://www.augenspiegel.com Vortrag von PD Dr. med. Manfred Jähne: Zur Cataract-Operation beim erzgebirgischen Wildschütz Karl Stülpner (1762-1841)

Alle Bilder sind aus Wikipedia und gemeinfrei.

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