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Horst Nalewski

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Der Musikkenner und international geachtete Literaturwissenschaftler Horst Nalewski erzählt anhand fünf ausgewählter Beispiele von dem außergewöhnlichen Aufeinandertreffen und Zusammenwirken zweier Künstler. Hörbeispiele sind über QR-Codes abrufbar.

Das blutende Hirschgeweih zu Battaune

Das blutende Hirschgeweih zu Battaune

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Blutendes Hirschgeweih zu Battaune. Gemälde von Volker Pohlenz.
Blutendes Hirschgeweih zu Battaune. Gemälde von Volker Pohlenz.

Battaune oder Batuna, wie es die Alten nannten, ist eine alte sorbische Siedlung. Sie liegt etwa eine Meile von Eilenburg in Richtung Torgau entfernt, von Doberschütz zur linken Hand. Hier trug sich am 26. August 1666 beim Kohl-Bauer Michael Pohlentz, auch Kohl-Michel genannt, der ein guter und aufrichtiger Mann war, ein denkwürdiges Ereignis zu. Dieser hatte vor zwei Jahren ein starkes Hirschgeweih an die Wand geschlagen, das vorher viele Jahre unbeachtet im Auszugshaus herum gelegen hatte. Die Familie nutzte es zum Aufhängen verschiedener Sachen. Als Kohl-Michels Weib den Hader, der zum Milchwischen genutzt und am Abend vorher aufgehängt worden war, wieder weg nahm, sah sie, wie das Hirschhorn aus dem untersten Ende oder Zacken begann zu bluten. Vor Schrecken glitt ihr ein Topf aus den Händen und ging klirrend zu Boden. Nicht nur einzelne Tropfen Blut flossen, sondern es lief wie ein Strich herunter.

Der Pfarrer und viele andere Leute, auch aus den umliegenden Dörfern und Städten, kamen, weil es sich sehr schnell herum gesprochen hatte. Sie alle wollten die Wahrheit über das wunderliche Ereignis wissen. Einige didschten ihre Schnupftücher in das Blut ein, andere holten in Gläsern einen Teil ab, alles aus der Kanne, die fast voll vom aufgefangenen Blut war.

Als das Hirschgeweih zu bluten aufhörte, kam der amtlich bestellte Notar aus Eilenburg, um sich das Hirschhorn genau anzusehen. Er hielt es fast für eine natürliche Feuchtigkeit, aber was tat Gott?

Noch während der Besichtigung fängt es gegen alle Zweifel wieder stark zu bluten an. Alle waren erschrocken und verwundert. Das Blut war schön rot und soll auch sehr stark gerochen haben, wie ein Förster bestätigte, der sich selbst in einem Fläschchen etwas mitnahm. Diesem ist das Blut später geronnen und hart geworden, so dass er hin und wieder kleine Bröckchen verteilen konnte.

Als das Hirschhorn aufhörte zu bluten, hat ein wundersamer Mann mit einem Stecken auf das Horn derb eingeprügelt, dann versucht es zu pressen, aber nicht das geringste geschah.

Es wurde untersucht und durchbohrt, aber keine Ader war zu sehen. Auch hatte die Zacke, aus der das Blut geflossen war, kein Loch oder eine andere Auffälligkeit.

Ein drittes Mal hat das Hirschgeweih noch einmal einen viertel Tag geblutet.

 

Das Bauerngeschlecht Pohlentz, in dessen Hause sich das Wunder zu trug, ist noch heute in Battaune ansässig. Michael Pohlentz ist ein direkter Vorfahr des Malers Volker Pohlenz, der das Bild zur Sage gemalt hat und dies für die Veröffentlichung der Sage zur Verfügung gestellt hat. Die Autorin dankt ihm dafür.

Ursula Brekle hat diese alte Sage nacherzählt. Vorlagen waren drei Fassungen aus verschiedenen Jahrhunderten.

 

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