Sachsen-Lese

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Vor noch gar nicht langer Zeit teilten sich Zwerge und Menschen das Land in der Lausitz. Da gab es den abenteuerlustigen Pumphut und den schlauen Müllergesellen Krabat, vor dem man sich besser in Acht nahm.
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Erbsensoldaten

Erbsensoldaten

Florian Russi

Pumphut in Mockrehna. Foto: W. Brekle.
Pumphut in Mockrehna. Foto: W. Brekle.

Eines Tages kam ein pensionierter General nach Hoyerswerda und sagte: „Der Herzog hat mich beauftragt, Soldaten anzuwerben. Mindestens 2000 sollen es sein. Doch die Dörfer in der Oberlausitz sind klein und haben nur wenige Einwohner. Die Söhne der Bauern werden auf den Feldern gebraucht. Ich weiß nicht, wo ich genügend junge Männer herholen soll."

Einer, der es hörte, gab dem General den Rat, sich an Pumphut zu wenden. „Er kann zaubern, soll im Türkenkrieg sogar Erbsen in Soldaten verwandelt haben und damit eine Schlacht entschieden haben. Der Zufall will es, dass er morgen hier erwartet wird. Er ist in Spohla geboren, der kleine Ort liegt nicht weit von Hoyerswerda entfernt."

„Auch ich habe schon von Pumphut gehört", antwortete der General. „Er hat früher schon einmal dem Herzog gedient. In dessen Namen werde ich ihn verpflichten, es jetzt wieder zu tun."

In Erwartung Pumphuts legte der General seine schönste Uniform an und behängte sich mit allen Orden und Ehrenzeichen, die er sich in vielen Kriegen erworben hatte. Als er dann Pumphut tatsächlich begegnete, schien der nicht sonderlich beeindruckt. Doch als ihm der General von seinem Problem berichtete, 2000 junge Männer zum Wehrdienst zu verpflichten, nickte Pumphut nachdenklich. „Wie Ihr wisst, habe ich im Türkenkrieg Erbsen in Soldaten verwandelt. Wie wär's‚ wenn ich wieder einmal zaubern würde. Ihr kauft von einem Bauern zwei Säcke mit 2000 getrockneten Erbsen. Der Bauer bekommt sein Geld, wir bringen die Erbsen zum Herzog und die jungen Männer in der Oberlausitz können zu Hause bleiben und ihren Eltern bei der Ernte helfen. Allen ist damit gedient.«

Marschall aus einem Kartenspiel 1455, via Wikimedia Commons gemeinfrei.
Marschall aus einem Kartenspiel 1455, via Wikimedia Commons gemeinfrei.

,,Ein großartiger Vorschlags rief der General begeistert. ,,Das alles würdest du für mich tun?«

,,Wenn du bereit bist, dem Bauern, den ich dir nennen werde, die 2000 getrockneten Erbsen abzukaufen, bin ich dazu bereit. Versuche aber nicht, den Preis zu drücken! Die Bauern der

0berlausitz sind keine reichen Leute. Bei aller Vaterlandsliebe müssen sie darauf achten, dass sie und ihre Familien auch etwas anzuziehen haben.«

Der General war sofort einverstanden. Er wurde mit dem Bauern handelseinig und schon zwei Tage später fuhren er und Pumphut mit der Postkutsche nach Dresden, wo sich das Hauptquartier der herzöglichen Armee befand. Aus Sorge, dass die Erbsen unterwegs zu Schaden kommen könnten, hielt jeder von den beiden während der gesamten Reise einen Sack auf den Knien.

In Dresden angekommen, wollte der General sofort zum Oberbefehlshaber der Truppen, einem berühmten Marschall vorgelassen werden, um mit seinem Erfolg zu prahlen. Doch der Oberbefehlshaber hatte keine Zeit und ließ den General bis nach dem Abendessen vertrösten. „Lasst uns die Erbsen im Büro des Marschalls abgeben", sagte Pumphut. Wenn wir bis zum Abendessen Zeit haben, sollten wir uns die schöne Stadt Dresden etwas näher anschauen." Das taten die beiden und waren zum Abendessen pünktlich zurück.

Sofort eilte der General ins Vorzimmer des Marschalls, um sich zu vergewissern, dass die Erbsensäcke noch da lägen. Der Adjutant des Marschalls schüttelte freundlich den Kopf. „Kurz nachdem ich meinen Dienst hier im Vorzimmer des Marschalls angetreten habe, kam ein Koch und bat mich um die beiden Säcke. Da ich weiß, dass Erbsensuppe zu den Leibspeisen des Marschalls gehört, habe ich dem Koch die Säcke ausgehändigt. Zum Abendessen wird jeder in der Kaserne zwei Teller abbekommen, auch Ihr, Herr General und euer Begleiter."

„Dann war alles umsonst", stöhnte der General verzweifelt.

„Das kann man auch anders sehen", antwortete Pumphut. „Soweit mir bekannt ist, geht es bei dem Krieg, den der Herzog führen will, um nichts als Eitelkeiten. Da ist es doch besser, der Marschall isst die Erbsen auf, anstatt sie auf den Schlachtfeldern zu verheizen."

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