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Magisches Lesevergnügen bietet Ingrid Annels Jugendroman, der den Leser auf eine Zeitreise ins Mittelalter führt.

 

Gräfin Esterle - war sie für August nur eine Episode?

Gräfin Esterle - war sie für August nur eine Episode?

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Kaiser Leopold I.
Kaiser Leopold I.

Der sächsische Kurfürst, August der Starke, lernte im August 1696 am Wiener Hof des Kaisers Leopold I. Maximiliane Hiserle von Chodau, die auch als Gräfin Esterle in die Geschichte einging, auf einem Hofball kennen. Die Gräfin soll groß gewesen sein und blond, lebenslustig und charmant. Sie war eine Tochter von Kaspar Friedrich Graf von Lamberg-Kunstadt (1648-1686) und dessen erster Frau Marie Franziska Theresia Gräfin Hiserle von Chodau († 1684). Ihr Alter und ihr Geburtsdatum waren nicht bekannt (* um 1676/77). Um 1695 heiratete sie Franz Michael Graf Hiserle von Chodau.
Schon damals wurde ihr nachgesagt, sie sei kein Kind von Traurigkeit gewesen, hätte Affären mit mehreren Wiener Höflingen gehabt. Offenbar passte sie genau in das „Beuteschema" des Kurfürsten. Sie war jung, blond, verheiratet und in der Liebe erfahren. Gräfin Esterle war nach einem Geschenk von 40.000 Gulden dem sächsischen Kürfürsten gefügig. Den betrogenen Ehemann, der als österreichischer Kammerherr diente, konnte August mit einer Jahresrente von 20.000 Gulden besänftigen. Dieser soll die beiden in flagranti überrascht haben. August der Starke habe ihn aber mit dem Degen aus dem Schlafzimmer vertrieben. Der Ehemann musste sich dann in einem Vertrag verpflichten, auf seine ehelichen Rechte zu verzichten, aber vom Kurfürsten gezeugte Kinder als seine eigenen Kinder anzuerkennen.

Gräfin Esterle - die Geliebte aus Wien.
Gräfin Esterle - die Geliebte aus Wien.

Sowohl die Ehefrau des Kurfürsten,Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth, als auch seine Mätresse Aurora von Königsmarck lagen im Oktober 1696 noch im Wochenbett. Beide hatten gerade die Söhne des Kurfürsten geboren. Dennoch verschob August die Rückreise nach Dresden einige Male. Er fühlte sich am Wiener Hof wohl. Erst im Dezember 1696 kehrte er zusammen mit der neuen Geliebten in seine Residenz zurück. Er stellte die Esterle seiner Ehefrau und seiner Mutter am Hofe vor. Der Empfang war frostig. Die Wienerin wurde von beiden Frauen abgelehnt. Sie missfiel wegen ihres Hochmutes und der zur Schau gestellten Wiener Eleganz. Charakterlich galt Gräfin Esterle als hochfahrend und berechnend, stets auf ihren Vorteil bedacht. Sie avancierte zur teuersten Mätresse, die August je hatte. Nachdem ihre Ehe mit Graf Hiserle 1697 aufgehoben wurde, heiratete sie im Jahr darauf Gustav Hannibal von Oppersdorff. Die Gründe, warum die Ehe mit Graf Hiserle aufgehoben wurde und sie sich neu verheiratete, sind nicht bekannt. Ganz sicher spielten die Interessen des Kurfürsten eine wichtige Rolle. Gräfin Esterle gebar am 1. November 1698 einen Sohn, wobei angenommen wird, dass der eigentliche Vater August der Starke war. Das Kind soll bald verstorben sein.

Die Stellung der Mätressen verstand sich zu jener Zeit als ein Hofamt. Aber Gräfin Esterle, wie sie sich nennt, verstand es nicht - anders als Aurora von Königsmarck - die Achtung und Zuneigung der Mutter des Kurfürsten und der Hofgesellschaft in Dresden zu erringen. Als Friedrich August sich um die polnische Königskrone bewarb, bestärkte ihn die Esterle darin. Im Juli 1697 betrat der Wettiner erstmalig polnischen Boden, Gräfin Esterle war stets an seiner Seite. Am 15. September 1697 ließ er sich in Krakau zum polnischen König krönen und stellte seine Mätresse als die Frau zur Linken am polnischen Hofe vor. Die Gräfin wurde sofort umringt, die Polen wussten, was sie der Mätresse des Königs schuldig waren. Und Gräfin Esterle genoss das Hofleben in Warschau.Sie blieb die Favoritin bis 1699. Noch im September 1699 durfte sie den König in den Bade- und Erholungsurlaub nach Teplitz begleiten. Dort durften nur Frauen bei ihm sein, denen er nahestand.

König August II. im Harnisch und Hermelin­mantel sowie mit der Schärpe des Ordens vom Weißen Adler, gemalt von seinem Lieblingsmaler de Silvestre,  zu seiner Linken die polnischen Kronjuwelen und der sächsische Kurhut .
König August II. im Harnisch und Hermelin­mantel sowie mit der Schärpe des Ordens vom Weißen Adler, gemalt von seinem Lieblingsmaler de Silvestre, zu seiner Linken die polnischen Kronjuwelen und der sächsische Kurhut .

Um das Ende der Liaison ranken sich verschiedene Legenden. Sehr wahrscheinlich setzten polnische Adelige alles daran, dem König eine Polin als Geliebte zuzuspielen. Als polnischer König war es opportun, eine polnische Mätresse zu haben. Die Wahl fällt auf Katharina von Altenbockum, verheiratete Ljubormirska, die Gräfin Esterle ablöste. Um die Esterle loszuwerden, unterstellt man ihr gleich mehrere Affären mit Adligen am Warschauer Hof. Das Wiener Blut soll heftig durch ihre Adern geströmt sein. Ein Mann aus dem polnischen Hochadel, Michael Servacy Wisniowiecki, machte der Gräfin offen und hemmungslos den Hof. August soll die beiden inflagranti entdeckt haben. Nach diesen Anschuldigungen wurde Gräfin Esterle vom polnischen Königshof verwiesen und musste das Land innerhalb von 24 Stunden verlassen. Bei ihrer überstürzten Abreise vergaß sie die Kassette mit den Juwelen nicht, die ihr der König geschenkt hatte. Darunter sollen Kostbarkeiten gewesen sein, die sie bei den Krönungsfeierlichkeiten in Krakow getragen hatte. Vielleicht deshalb schickte der König der Esterle Soldaten hinterher. Noch auf polnischem Terretorium wurde die Kutsche eingeholt. Der Offizier nahm der Gräfin eine Kassette ab, die sie noch wunschgemäß versiegeln durfte. Erleichtert, den Auftrag erfüllt zu haben, war die Truppe bester Laune. Der Offizier lieferte die Kassette ab, die auch die nötige Schwere hatte. Aber August erlebte eine große Überraschung. Man fand darin nur Steine. Der König soll gelacht haben. Er kannte seine Esterle, sie war berechnend und habgierig.

Später lebte sie in Breslau und war die Geliebte von Alexander Benedikt Sobieski ( 1677-1714). Er war ein polnischer Prinz, ein Sohn des Königs von Polen und des Großfürsten von Litauen Johann III. Sobieskis (1629-1696), der bis heute in Polen geliebt und geachtet wird. In der Wahlmonarchie Polen wurde nach seinem Tod nicht sein ältester Sohn Thronfolger, sondern der Kurfürst von Sachsen August der Starke.

1725 ließ Maximiliane von Oppersdorff in Breslau das Oppersdorff-Palais errichten. Am 28. Juni 1738 starb sie in Breslau.

Quellen:

Piltz, Georg: August der Starke. Berlin 1986. ISBN 3-355-01422-2

Delau, Reinhard: August der Starke und seine Mätressen. Dresden 2005, ISBN 3-938325-06-2

Kühnel, Klaus: August der Starke und das schwache Geschlecht. Die Liebschaften des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen. Wittenberg 2005, ISBN 3-933028-92-2

Eleanor Herman: Sex with Kings: 500 Years of Adultery, Power, Rivalry, and Revenge. HarperCollins, New York 2004, ISBN 0-06-058543-9

Odkrywamy Wroc?aw: Pa?ac Oppersdorfów.

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