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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Der Brand in Torgau 1728: Der König lebt – doch die Soldaten starben

Der Brand in Torgau 1728: Der König lebt – doch die Soldaten starben

Volker Pohlenz

August der Starke (1)
August der Starke (1)
August II.‚ Kurfürst von Sachsen und König von Polen, bekannt als August der Starke‚ teilte das Interesse am Militär bekanntermaßen mit dem preußischen König Friedrich Wilhelm I., bekannt als der „Soldatenkönig".

Nach der politischen Annäherung der beiden Herrscher 1727/28 folgte ein reger Austausch zwischen Dresden und Berlin‚ auch in militärischen Fragen. Man besuchte sich gegenseitig. So erstattete der Preußenkönig im Januar 1728 einen Besuch des sächsischen Hofes zur Karnevalszeit‚ der dann vom 26. Mai bis
12. Juni des Jahres erwidert wurde. Auf den Besuch Friedrich Wilhelm I. kommen wir später noch einmal zurück.

Im Juni 1730 fand zwischen Mühlberg, Großenhain und Zeithain die bis dahin wohl berühmteste Militärveranstaltung‚ das Zeithainer Lager‚ statt. Den Auftrag zur Durchführung und Organisation dafür erteilte August der Starke seinem Generalfeldmarschall August Christoph von Wackerbarth. Dieser plante bereits seit 1728 die Vorbereitung für diese Festveranstaltung bis ins kleinste Detail, die den krönenden Abschluss der sächsischen Heeresreform darstellen sollte. Die gesamte sächsische Armee , bestehend aus knapp 30 000 Soldaten, einschließlich der Wachmannschaften und den Fourage- und Proviantleuten, sowie eine Vielzahl von Besuchern nahmen an dem gewaltigen Spektakel teil.

Friedrich Wilhelm I. (2)
Friedrich Wilhelm I. (2)
Besondere Bedeutung hatte für August II. die Anwesenheit des preußischen Königs. Schon im Januar 1729 war bekannt‚ dass er "dem König von Preußen gern eine schöne Armee zeugen" wollte‚ es galt‚den Nachbarn zu beeindrucken‚ dem man zwar seit 1728 - auch persönlich - freundschaftlich verbunden war‚ dessen außenpolitische Ziele aber gar nicht mit denen Sachsens in Einklang standen.
Friedrich Wilhelm I. kam mit einem Gefolge von knapp 150 Personen und wurde am 31.Mai von August II. königlich empfangen. Soweit zum Zeithainer Lager. Zurück zum Besuch vom Januar 1728.

Auf der Rückreise von Dresden nach Berlin machte der Soldatenkönig einen kleinen Umweg über Torgau‚ der wohl in Erinnerung bleiben sollte.

Er übernachtete im Eckhaus am Markt 5 / Fleischmarkt in Torgau in der Wohnung des Generals von Wackerbarth. Dieser war dem Preußenkönig bekannt als Beauftragter seines Regenten zur Vorbereitung des Zeithainer Lagers. Bis in unsere Tage verbindet der Name Wackerbarth aber auch ein berühmtes sächsisches Staatsweingut. Im damaligen Königreich Preußen wurde kein Wein angebaut, so dass der Grund dieses Abstechers wohl auch der sein könnte, vom Rebensaft zu probieren und möglicherweise einige Fässer davon nach Berlin bringen zu lassen. Jedoch es geschah etwas Schlimmes.

Der Brand in Torgau 1728. Gemälde von Volker Pohlenz.
Der Brand in Torgau 1728. Gemälde von Volker Pohlenz.

 

Früh um 2 Uhr nahm eine Feuersbrunst in diesem Gebäude so gewaltig überhand, dass alle nur auf Lebensrettung bedacht waren. Seine Majestät lag in königlichem Schlafe und bemerkte nichts. Mit heftigem Geschrei wurde er von seinen Untertanen geweckt. In einer Sänfte konnten die Soldaten „Ihren" König sicher durch die Flammen tragen. Ein Offizier und sieben Soldaten zahlten diese Rettung mit ihrem Leben. Sie kamen alle im Feuer um. Doch Soldaten hatte ja der König genug, schlimmer für ihn war der Verlust der vielen Kostbarkeiten, die bei diesem Brand mit dem Grundstück vernichtet wurden.

Bei der Brandursache kann man wohl von Leichtsinn im Umgang mit offenem Feuer sprechen, wobei vielleicht auch noch der Konsum von Wein mit eine Rolle spielte. Üblich war, dass die gemeinen Soldaten, die den König begleiteten, auf dem Hof ein Lagerfeuer unterhielten, um sich zu wärmen. Torgau war vom Baustil her eine Renaissancestadt, was bedeutet, dass die meisten repräsentativen Gebäude im 16. Jh. errichtet wurden. Treppenhäuser, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht, lediglich einen Treppenturm, der dann in eine überdachte Galerie mündete, die offen war und zu den einzelnen Zimmern führte. Das Erdgeschoss, was aus Stein errichtet wurde und Arkaden ähnlich angelegt war, diente zum Aufbewahren von Brennholz, Heu und Stroh für die Pferde der Bewohner und Gäste. Bei entsprechendem Funkenflug wird das leicht entflammbare Material Feuer gefangen und den Brand ausgelöst haben. Der Rauch hat sich dann in der Galerie unter dem Dach verfangen, was zum Tod der Soldaten durch Rauchgasvergiftung führte. Das Feuer zu löschen erwies sich in dieser Situation als aussichtslos.
Wie schon erwähnt, zählte das Leben eines Soldaten damals nicht viel. Soldaten galten auch als Handelsware. Als im Jahre 1717 der Nordische Krieg mit der vernichtenden Niederlage der Schweden gegen Rußland beendet war, wurden auch in Sachsen weniger Soldaten benötigt. So überquerten beispielsweise in diesem Jahr 600 Dragoner und 151 Porzellane in einem Tauschhandel die Grenze zwischen Preußen und Sachsen, Soldaten gegen Porzellan, Dragonervasen gegen Porzellandragoner. Damit hielt sich der personelle Verlust aus königlicher Sicht bei diesem Brand in Torgau 1728 in Grenzen.

Quellen:

„Preußen und Sachsen - Szenen einer Nachbarschaft". Katalog zur 1. brandenburgischen Landesausstellung im Schloss Doberlug-Kirchhain 2014

Erika und Hans-Joachim Füssel: „Die Spur führt durch 5 Jahrhunderte - Aus der Geschichte der Feuerwehr des Kreises Torgau" 2015

Bildnachweis

Bilder 1 und 2: via Wikimedia - gemeinfrei

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