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Ina Herrmann-Stietz

Seelenimpressionen

Leicht und spielerisch, aber auch selbstkritisch und Hilfe suchend sind die Verse dieses Lyrikbändchens. Ina Herrmann-Stietz teilt mit ihren Lesern Stimmungen und Ereignisse, Zweifel und Sinnsuche. Wie paradox, das sich der Leser in ihren persönlichen Erfahrungen selbst wiederfindet. Er kehrt zurück ins Land seiner Seele, seiner innersten Träume, kann dort Kraft schöpfen und mit erwachten Hoffnungen wieder ins Leben starten.

Burg Gnandstein

Burg Gnandstein

Ute Rosner

Im Kohrener Land, unweit der bekannten Töpferstadt Kohren-Sahlis, liegt die Burg Gnandstein. Nahe der Wyhra und umgeben von hohen Bäumen bildet sie den Mittelpunkt der kleinen Gemeinde Gnandstein, einem Ortsteil von Kohren-Sahlis. Mit ihrem imposanten Bau, ihren hohen Mauern und dem Bergfried, aber auch ihrer interessanten Chronik reiht sie sich ein in die Sammlung der sächsischen Burgen, ein Denkmal sächsischer Geschichte und Kultur. Denn auf über 800 Jahre Geschichte kann Burg Gnandstein zurückblicken. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1228, Keramikfunden zufolge begann der Burgbau aber schon um 1200 bzw. Anfang des 13. Jahrhunderts, auf einem unbesiedelten Bergsporn. Wie bei so vielen Burgen zog sich auch der Bau von Gnandstein über mehrere Jahrhunderte hin.

Die erste Bauphase begann in der Zeit der Spätromanik, vermutlich unter der Familie von Schladebach, Bedienstete des Markgrafen Dietrich von Wettin, mit der Errichtung eines Wohnturmes und einer Ringmauer. Außerdem entstand in dieser Zeit ein dreigeschossiger Palas bzw. Saalbau und etwas später eine zum Ausbau der Wehranlagen vorgelagerte Zwingermauer. Der Saalbau beherbergt auch heute noch einen der schönsten und repräsentativsten Räume der Burg – den Saal mit seinen spätromanischen Fensterarkaden. Die zum Tal ausgerichteten Arkaden geben den Blick frei auf Gnandstein und seine Umgebung und verleihen dem Raum schon fast etwas Imaginäres. Auch Fenstersäulen, Sohlbänke – wenn auch nicht immer im Original – und das rundbogige Portal, durch welches man den Saal betritt, fügen sich perfekt in die romanische Architektur des Raumes ein. Unmittelbar neben dem Saalbau befindet sich der Bergfried. Er wurde Mitte des 13. Jahrhunderts im oberen Burginnenhof als Aussichts- und Wachturm erbaut. Ein Aufstieg hinauf kostet etwas Mühe, aber er lohnt sich, denn von oben hat man einen wunderschönen Rundblick auf das Wyhra-Tal und die Umgebung der Burg. Und neben diesen exponierten Bauten der Burg existieren viele weitere, auch heute noch sehr gut erhaltene architektonische Details aus der Zeit der Romanik bzw. Spätromanik, die Burg Gnandstein als besterhaltene romanische Burganlage Sachsens etablieren. Die Baugeschichte Gnandsteins setzt sich im 14./15. Jahrhundert fort. Der Palas bzw. Saalbau erhielt sein viertes Geschoss, das Brunnenhaus entstand, für den schon einige Zeit zuvor angelegten Brunnen, und vor allem der Bau des Nord- und des Südflügels ließ die Burganlage wachsen.

Wappen derer von Einsiedel (2)
Wappen derer von Einsiedel (2)

Und auch die Besitzer der Burg wechselten. Nachdem die Familie von Schladebach Anfang des 14. Jahrhunderts, vermutlich aufgrund der sich verschlechterten Beziehungen zu den Wettinern, Gnandstein verließ und ihr im 14. Jahrhundert die Burggrafen von Leisnig nachfolgten, trat ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts die Familie von Einsiedel als Besitzer der Burg in Erscheinung. 500 Jahre lang sollten die von Einsiedels die Herren auf Burg Gnandstein bleiben. Hildebrand I. war eines der bedeutendsten Mitglieder der Familie von Einsiedel und Burgherr in Gnandstein. Als Obermarschall des Kurfürsten Friedrich II., des Sanftmütigen von Sachsen und zuständig für Steuern, Finanzen sowie Münz-und Bergwerkswesen zählte er zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im wettinischen Herrschaftsbereich. Im Zuge der Hussitenkriege in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ließ er die Wehranlagen der Burg weiter ausbauen. Sein Sohn Heinrich I. von Einsiedel stand seinem Vater an Macht und Einfluss kaum nach. Maßgeblich war sein Einwirken bei den Verhandlungen zur Leipziger Teilung 1485, im Zuge derer das Wettinerland in den ernestinischen und den albertinischen Machtbereich aufgeteilt wurde. In der Zeit der Reformation wandten sich die von Einsiedels, uneingedenk möglicher Repressalien des Fürstenhauses, den neuen lutherischen Ideen zu, trafen selbst mehrere Male den großen Reformator. So wurde auch bald die in der Zeit der Spätgotik entstandene Burgkapelle im Nordflügel Schauplatz evangelischer Gottesdienste. Die Kapelle, noch von Heinrich I. von Einsiedel gestiftet, besticht durch ihre wunderschöne, noch originale Ausstattung mit dem Zellengewölbe in Sternform, den Fenstern mit Giebelbögen und vor allem den drei Altären mit figürlichen Schnitzereien aus der Werkstatt Peter Breuers. Der sächsische Bildhauer und Bildschnitzer war ein Schüler Tilman Riemenschneiders. Zu seinem Werk gehören insbesondere Mariendarstellungen, Heiligenbilder und Flügelaltäre. Als Anfang bis Mitte des 17. Jahrhunderts der Dreißigjährige Krieg in fast ganz Europa und auch auf sächsischem Boden wütete, blieb auch Burg Gnandstein nicht von den Folgen verschont, Teile der Burg gingen in Flammen auf und wurden zerstört.

Burg Gandstein heute. Ostansicht (3)
Burg Gandstein heute. Ostansicht (3)

Der Wiederaufbau der Burg mit einhergehender Restaurierung, aber auch Modernisierung vollzog sich bis in das 18. Jahrhundert hinein. Barocke Elemente hielten Einzug, gebogene gotische Fenster wurden teilweise durch die für den Barock typischen, größeren und rechteckigen Fenster ersetzt, äußere Fassaden neu gestaltet, und so erhielt die Burganlage nach und nach ihr heutiges Erscheinungsbild – ein Bild, das sich aus spätromanischen, spätgotischen und barocken Elementen zusammensetzt und die über Jahrhunderte währende Bautätigkeit auf der Burg widerspiegelt.
Ab 1911 öffnete Burg Gnandstein ihre Tore für die Öffentlichkeit. Bestimmte Bereiche der Burg wie die Kapelle, der Saal im Palas und der Bergfried konnten nun von jedermann besichtigt werden. Und Hanns und Elfriede von Einsiedel, die damaligen Bewohner der Burg und passionierte Sammler, machten in den zwanziger und dreißiger Jahren immer mehr Räume für Besucher zugänglich. Zudem bauten sie den Bestand an musealen Objekten weiter aus, welcher sich der Geschichte der Familie, ihrem Schaffen und Wirken in der Region widmet. 1932 gründete Hanns von Einsiedel das Heimatmuseum Burg Gnandstein.

Das 20. Jahrhundert wurde für die Burg und ihre Besitzer eine Zeit weiterer tiefgreifender Veränderungen. Nach 500 Jahren endete die Herrschaft der von Einsiedels in Gnandstein. Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie im Zuge der Bodenreform enteignet und musste die Burg verlassen. Das Heimatmuseum wandelte sich zum Landeskreis- bzw. Kreismuseum, die Burg wurde Volkseigentum. Heute steht sie unter der Verwaltung des Verbundes der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens.

Burg Gnandstein. Romanischer Saal (4)
Burg Gnandstein. Romanischer Saal (4)

Ein Rundgang durch die Burg, durch Galerien, durch Säle und historische Wohnräume führt vorbei an ausgesuchten Exponaten verschiedener Epochen. Objekte aus dem 14. bis 20. Jahrhundert können bewundert werden – Möbel, Gemälde, Plastiken, Porzellan und auch Haushaltsgegenstände, die Einblicke gewähren in die Lebensumstände der Burgbewohner in ihrer jeweiligen Zeit. Die Betrachtung von Gerätschaften und Geschirr in der historischen Küche, von Bauernmöbeln ebenso wie von Mobiliar und Utensilien aus der Zeit des Barock, des Klassizismus oder vorangegangener Epochen lassen den Besucher dabei eintauchen in frühere Zeiten und machen Burg Gnandstein zu dem, was sie ist, einem Denkmal sächsischer Geschichte.

Bildnachweis

Bilder 1 und 2: Wikipedia - gemeinfrei

Kopfbild und Bild 4: Urheber: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen

Bild 3: Hedwig Storch Burg Gnandstein, Ostansicht



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