Zwei Jahre mit langanhaltender Trockenzeiten in den Sommermonaten bewirkten, dass der Wald wie leer gefegt von Pilzen schien. Die Regenschauer in den letzten Tagen und Wochen verbunden mit den milden Temperaturen ließen endlich Pilze wieder wachsen. Wir finden Maronenröhrlinge, Steinpilze, Krause Glucke, den Flockenstieligen Hexenröhrling und den Pilz des Jahres, die Gemeine Stinkmorchel. Natürlich sprießen auch Giftpilze, zum Beispiel die Grünen Knollenblätterpilze, deren Verzehr auch nur in geringer Menge eines Pilzes zu einem tödlichen Ausgang führen kann. In diesem Jahr gibt es in Sachsen mehr Tote, die nach einer Pilzvergiftung starben, als in den anderen Jahren. Dazu sind 169 Vergiftungs- bzw. Verdachtsfälle bisher allein aus Sachsen vom Gemeinsamen Giftinformationszentrum (GGIZ) erfasst worden, dreimal soviel wie in anderen Jahren (Stand: Oktober 2019). Und das Jahr ist noch nicht um. Deshalb sollten Sie, liebe Leser, diesen „Mörder“ unbedingt bestimmen lernen.
Wir zeigen die wichtigsten essbaren Pilze, die jetzt im Herbst 2019 in unseren Wäldern zu finden sind, und zwei der wichtigsten gefährlich giftigen Pilze, die manchmal ganz unscheinbar erscheinen.
Sehr häufig zu finden ist der gut erkennbare Maronenröhrling, der im Volksmund auch Marone oder Braunkappe oder Braunhäuptchen genannt wird. Im jungen Alter kann man die weißlichen, im Alter olivgelblichen Röhren gut erkennen. Sie blauen stark, wenn sie gedrückt werden. Er riecht angenehm, schwach säuerlich. Dieser Pilz ist ein beliebter und häufiger Speisepilz, der in unseren bodensauren Nadelwäldern wächst und auch auf den Märkten angeboten wird.
Er
ist schmackhaft, dem Speisepilz fast gleichwertig, und kann auf jede
Art zubereitet werden. Er ist auch zum Trocknen sehr gut geeignet.
Vom rohen Verzehr ist wie bei vielen anderen Pilzen abzuraten.
Am höchsten geschätzt ist jedoch der Echte oder Gemeine
Steinpilz, auch Fichten-Steinpilz, Herrenpilz oder
Edelpilz genannt. Er hat einen hell- bis dunkelbraunen Hut,
erst weiße, dann gelblichgrüne bis olivgrüne Röhren, der junge
Pilz ist knolliger, später wird der Stil walzenförmiger, genetzter,
dickfleischiger, kräftiger. Die Exemplare können sehr groß werden.
Der Geschmack ist vorzüglich, doch in der Pfanne wird er
weichlich-schlüpfrig. Man kann ihn vielseitig verwenden zum
Schmoren, Braten, Einlegen und Trocknen. Deshalb hat er eine große
Bedeutung auch für den kommerziellen Handel.
Zu finden ist er
von Juli bis Oktober im Nadelwald, gern unter Kiefern und Fichten.
Erwähnt sei, dass es ähnliche Arten gibt: Sommer-Steinpilz oder Eichen-Steinpilz genannt, der etwas süßlich schmecken kann. Dann gibt es den Bronze-Röhrling oder Schwarzhütiger Steinpilz, dessen Fleisch nussartig schmeckt.
Weit weniger bekannt ist die Krause Glucke oder Fette Henne genannt, die ebenso ein vorzüglicher Speisepilz ist. Ihr großer gelblichweißer bis ockergelblicher Fruchtkörper erinnert mit seinen krausen Verzweigungen an einen Badeschwamm. Er ist ein wertvoller und ergiebiger Speisepilz, der von Juli bis November im Nadelwald am Fuße der Stämme und neben Baumstümpfen, besonders an Kiefern, weniger an Fichten und Tannen wächst. Ältere Pilze, die schon bräunlich gefärbt sind, sind bitter, nicht mehr für den Verzehr geeignet, denn sie rufen Verdauungsstörungen hervor. Der vorsichtig aufgenommene Fruchtkörper wird gut gereinigt, was schwierig werden kann. Der Geruch ist würzig und der Geschmack nussartig. Dann wird er zerkleinert und geschmort oder gut gebraten; mit verquirltem Ei übergossen schmeckt er auch sehr gut. Auch als Suppenpilz eignet er sich ausgezeichnet.
In der Dübener und Dahlener Heide häufig anzutreffen ist der Flockenstilige Hexenröhrling, der auch sehr schmackhaft ist und von Pilzkennern höher geschätzt wird als der Steinpilz. Er ist gut zu bestimmen, doch neigen wenig geübte Pilzsammler dazu, ihn wegen seinem rotflockigen Stil und seiner roten Röhrenmündungen stehen zu lassen. Beim Durchbrechen oder Durchschneiden blaut das Fleisch sofort und kräftig. Vom Genuß des rohen Pilzes ist unbedingt abzuraten. Gut durchgebraten schmeckt er vorzüglich. Er ist bekömmlicher, wenn er vor der Zubereitung oder Konservierung blanchiert wird. Die blauen Verfärbungen haben keinen Einfluss auf die Genießbarkeit; sie verlieren sich beim Blanchieren.
Wir finden ihn von Mai bis Oktober in Laub- und Nadelwäldern und im Flachland.
Zuletzt unter den essbaren Pilzen sei vorgestellt der Pilz des Jahres 2020, die Gemeine Stinkmorchel. Sie sieht ausgewachsen aus wie ein Penis und riecht von weitem schon nach Aas. Deshalb nennen in die Fachleute mit lateinischen Namen „Phallus impudicus“, was bedeutet „unzüchtiger Phallus“. „Charles Darwins Tochter Henrietta, die Tochter des Begründers der modernen Evolutionsbiologie, soll den obzönen Pilz sogar wegen der Sittlichkeit der Mädchen allerorten entfernt und heimlich hinter verschlossenen Türen verbrannt haben“, schreiben die Fachleute.
Der junge Pilz bildet eine eiförmige kugelige Knolle, das sogenannte Hexenei. In diesem Zustand ist die Stinkmorchel essbar, reif ausgewachsen jedoch ungenießbar. Die Hexeneier können ohne Haut gekocht und dann wie Bratkartoffeln geschnitten und gebraten verzehrt werden.
Zu finden ist die Stinkmorchel vor allem im Hochsommer bis in den November hinein, im Laub- und Nadelwald.
Ganz gefährlich, auch in wenigen Mengen tödlich giftig, sind die verschiedenen Unterarten des Knollenblätterpilzes. Prägen Sie sich die Merkmale gut ein und fassen Sie am besten keinen Pilz an. Auf Kinder ist besonders zu achten! Der junge Pilz kann leicht mit dem essbaren Perlpilz oder dem essbaren Riesen-Streifling verwechselt werden. Grundregel Nr. 1: Keine jungen Pilze dieser Arten nehmen, wenn ein Pilz nicht hundert Prozent sicher bestimmt werden kann. Generell gilt diese Regel für alle Pilze. Übrigens haben sich schon Pilzberater vergiftet. Der Grüne Knollenblätterpilz ist für rund 90 Prozent der Pilzvergiftungen mit Todesfolge verantwortlich. Nach 6 bis 9 Stunden setzen Brechdurchfälle mit unter Umständen bedrohlichen Flüssigkeits- und Salzverlust ein. Seltener erscheinen Symptome schon nach 6 oder erst nach 12 bis 24 Stunden. Dann ist es immer zu spät, um noch mit Magenauspumpen wirksam zu helfen. Bei den ersten Anzeichen sofort den Notdienst rufen oder ein Krankenhaus aufsuchen.
Neben dem Grünen Knollenblätterpilz, dem gefährlichsten Giftpilz, gibt es den Weißen Knollenblätterpilz, den Spitzhütigen Knollenblätterpilz und den Gelben Knollenblätterpilz.
Zum Kennzeichen gehören der grünliche Hut, weiße Blätter, ein auffallender manschettenartiger Ring, knolliges Stilende in einer scheidenartigen, gelappten Hülle, die beim Herausnehmen meist in der Erde stecken bleibt. Der Hut ist olivgrün in verschiedenen Schattierungen. Ähnlich wie beim Grünen Knollenblätterpilz ist der Weiße rein weiß oder am Scheitel ockerlich, der Hut ist jedoch kleiner. Der Stil ist weiß, mit häutigen Ring.
Zu finden sind die „Mörder“ von Juli bis November im Laubwald und in Parkanlagen (!), meist unter Eichen oder Rotbuchen.
Pantherpilz
Stark
giftig
Zu den Kennzeichen gehören bräunliche, grau-bräunliche, grau-gelb-bräunliche Hutoberseiten mit vielen kleinen weißen Flocken. Die Blätter auf der Unterseite sind weiß, weich, dicht stehend, angeheftet. Der Stil ist weiß, schlank, fasrig. Auffallend ist der rettichartige Geruch, der Geschmack ist süßlich, was verführerisch sein kann. Er wir häufig mit dem wohlschmeckenden Perlpilz und dem Grauen Wulstling verwechselt und verursacht in jedem Jahr schwere Vergiftungen (ca.7 % aller Vergiftungen). Jedoch wirken die Gifte schnell, denn nach ein bis zwei Stunden treten Übelkeit, Durchfall und Erbrechen ein, die Haut wird rot, die Pupillen weiten sich. Dann sollte schnell reagiert werden, der Notdienst aufgesucht oder bestellt werden. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 1 bis 2 %.
Empfehlung: Wenig geübte Pilzsammler sollten Blätterpilze generell meiden. Oder es wird eine Pilzberatungsstelle aufgesucht.
Zu finden ist der Pantherpilz von Juli bis November im Laub- und Nadelwald.