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Die Broschüre kann beim Autor Friedrich H. Hofmann bestellt und bezogen werden - siehe Text.
Schwarzenberg in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg

Schwarzenberg in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg

Friedrich H. Hofmann

Zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung

Schwarzenberg: Vor- und Altstadt.
Schwarzenberg: Vor- und Altstadt.

Zwischen 1900 und 1914 entwickelte sich Schwarzenberg zu einer relativ wohlhabenden Stadt.

Die Einwohnerzahl nahm stetig zu. Das machte den Neubau zahlreicher Wohnhäuser erforderlich.

Bereits vor 1900 wurden Teile der Erlaer und der Karlsbader Straße bebaut, um 1900 dann die obe-

re Neustadt in Bahnhofsnähe. Ab 1908 folgten Badwiese und Krummer Weg, wobei die Stadt hier

auf „offener Bebauung" bestand. Das seit Jahrhunderten am Markt stehende Rathaus, in dem sich

zugleich die Gaststätte „Ratskeller" befand, genügte den Belangen der größer gewordenen Stadt

nicht mehr. So überließ die Stadtverwaltung dem Ratskellerwirt die bisher von ihr genutzten Räume

mit Ausnahme des Sitzungssaales und erbaute 1880 in der Erlaer Straße 3 eine neues „Stadthaus".

 

Neben zahlreichen Industriebetrieben bestanden über 40 Handwerksbetriebe, dazu je 8 bis 10

Bäckereien und Fleischereien sowie eine Vielzahl von Einkaufsmöglichkeiten. 1904 existierten 7

Hotels und Gasthöfe sowie über 20 weitere Gaststätten. Es gab neben der städtischen Sparkasse drei

Bankniederlassungen. Der Lebensstandard der Menschen hatte sich deutlich gehoben. Dazu trug

sicher bei, dass damals die Steuerquote‚ d.h. die Summe aller direkten und indirekten Steuern im

Durchschnitt nur etwa 5 % betrug. Trotzdem waren die öffentlichen Kassen nicht leer. Das zeigen

solche Bauten wie das ehemalige Finanzamt an der Bermsgrüner Straße (1909), die Realschule, das

heutige Gymnasium (1914/ 16) oder das Prinzeß-Marien-Stift ( 1913/14). Allerdings bestand 1907

die gesamte Verwaltung der Amtshauptmannschaft, deren Gebiet etwa dem bisherigen Landkreis

Aue-Schwarzenberg entsprach und die damals über 132 O00 Einwohner hatte, neben dem Amts-

hauptmann lediglich aus 20 Mitarbeitern.

 

Obersachsenfeld um 1910.
Obersachsenfeld um 1910.

 Um Industrie- und Bauareal für die Stadt Schwarzenberg zu gewinnen, trat die Stadt am 3. April

1912 in Kaufverhandlungen mit dem Besitzer des Rittergutes Sachsenfeld, Karl F. Wußing, ein.

Am 15. Oktober 1912 ging das Gut mit einer Fläche von ca. 87 ha (davon etwa 25 ha Wald) für

300.000,- Mark in den Besitz der Stadt über. Gleichzeitig erfolgte die politische Vereinigung des

selbständigen Gutsbezirks Sachsenfeld mit der Stadt. Daraufhin nahm die Gemeinde Obersach-

senfeld Verhandlungen mit Schwarzenberg auf, deren Ergebnis die Eingemeindung des Ortes in

die Stadt am 1. Februar 1913 war. Aufgrund der kommunalen Selbstverwaltung konnte ein solcher

Schritt damals nur in freier Vereinbarung der Partner erfolgen. Dabei hatte Tischlermeister Fried-

rich Alwin Krauß als Gemeindevorstand von Obersachsenfeld für seinen Ort verschiedene Vorteile

durchsetzen können. Beispielsweise blieben für mindestens 10 Jahre die gegenüber Schwarzenberg

niedrigeren Steuersätze sowie der günstige Wasserpreis von 8 Pfennig pro Kubikmeter erhalten.

Gesellschaftliche und kulturelle Vereinstätigkeit

Ballonstart in Schwarzenberg um 1913
Ballonstart in Schwarzenberg um 1913

Von der regen gesellschaftlichen und kulturellen Vereinstätigkeit in Schwarzenberg sei der am

23. September 191l gegründete „Obererzgebirgische Verein für Luftfahrt" erwähnt, der weit über

unsere Stadt hinaus wirkte. Am 15. Februar 1914 hatte er bereits 252 Mitglieder, darunter viele

Geschäftsleute aus Schwarzenberg und weiteren Orten der Amtshauptmannschaft, doch auch Anna-

berg, Zwickau und Chemnitz sind vereinzelt als Wohnorte aufgeführt. Im Rosental, in unmittelbarer

Nähe des Wasserstoff- und Sauerstoffwerkes, entstand ein Ballonstartplatz. Von hier aus wurden

seit l912 zahlreiche Ballonfahrten unternommen.

Einen Viel beachteten Erfolg konnte der Verein verbuchen, als es ihm gelang, eine Landungsfahrt

des Luftschiffes „Sachsen" nach Schwarzenberg zu organisieren. Dafür musste er eine Landungs-

gebühr Von 400 Mark aufbringen. Am 16. Oktober 1913 mittags gegen 12.30 Uhr landete der Zep-

pelin auf den Wiesen zwischen Schwarzenberg und Bermsgrün. Man kann sich heute kaum noch

vorstellen, was für eine Sensation das in dieser Pionierzeit der Luftfahrt bedeutete. Viele Tausend

Menschen waren hinausgepilgert, um die von Zwickau kommende Riesenzigarre aus der Luft her-

abschweben und nach teilweisem Passagierwechsel 20 Minuten später wieder aufsteigen und Rich-

tung Annaberg davonfahren zu sehen.

Doch bald lähmte der 1. Welkrieg das kulturelle Leben. Die angespannte Arbeit in den teilweise auf Rüstungsproduktion umgestellten Betrieben und die zunehmend schlechtere Ernährungslage bedrückten die Menschen. Schlimmste Bilanz des Krieges war der Tod von 165 Männern aus der Stadt Schwarzenberg.

Bildnachweis: Die originalen alten Postkarten stammen aus der "Sammlung F. H. Hofmann", das Foto Ballonstart aus der Sammlung "Borak". 

Die Broschüre (134 Seiten mit über 120 Abblildungen) kann beim Autor zum Preis von 9,80 € + 1,70 € Versandkosten bezogen werden: Friedrich H. Hofmann, Bärenackerweg 25, 08340 Schwarzenberg.

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