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Der Traum des Mauerseglers

Berndt Seites Gedichte schätzen die Kraft des Moments. Sie tauchen in ihn ein, entdecken Höhen und Abgründe und legen dabei Vers für Vers frei, wie wir durch das Leben gehen, wer wir sein wollen und wer wir – manchmal wider Willen – dabei werden.

Es sind Gedichte, die träumen, schimpfen und scherzen, sie führen uns von leisen Beobachtungen hin zu den ersten Fragen, die damit ringen, womöglich zu den letzten zu gehören.

Das Heilig-Obnd-Lied

Das Heilig-Obnd-Lied

Johanne Amalie von Elterlein

Bleigiessen - Ergebnis
Bleigiessen - Ergebnis

Heit is der Heilge Obnd ihr Mad, kummt rei, mir gießen Blei! Fritz, laaf geschwind zur Hannelies, se söll beizeiten rei. Mer hobn ne Lechter agebrannt, satt nauf, ihr Mad, die Pracht! Do drübn bei eich is aa racht schie, ihr hatt a Sau geschlacht.

Ich ho mer aa a Lichtel kaaft für zweeazwanzig Pfeng, gieh, Hanne, hul a Tippel rei, dr Lechter is zu eng.

Kahrl, zünd a Weihrichkarzel a, doß nooch Weihnachten riecht, un stell‘s när of dosScharbel dort, dos unnern Ufen leit.

Lott, dorten uf der Hühnersteig, do liegt menn Lob sei Blei, ober rafel net ze sehr dermiet, sist ward der Krinerts schei.

´s Masvolk hot sei Frad an wos, sei‘s aa an wos es will, mei Vater hot‘s an Vugelstelln, der Kahrl, der hot‘s an Spiel.

Ich gieß fei erscht; wan krieg ich dä? - Saat har, en Zwackenschmied! De Karlin‘ lacht, die denkt wuhl gar, ich mag ihrn Richter-Fried.

Mir hobn aa sachse Butterstolln, su lang wie de Ufenbank, un wenn mer die zamm gessen hobn, do sei mir alle krank.

Mir hobn aa Neinerla gekocht, aa Worscht un Sauerkraut; mei Mutter hot sich ageplogt, die alte gute Haut.

Fritz, brock de Sammelmillich ei, nasch ober net dervu! Ihr Gunge warft kenn Raspel * ro ins Heilig-Obnd-Struh!

War gieht do übern Schwammetopp? Nu, Henner, härschde net? Wenn när der Vater kumme wärd , do mußte geleich ins Bett.

Na, horch när mol in Ufentopp, dos Rumpeln un dos Geign! Na, wenn‘s när noch winseln tut, denn siest bedett‘s noch Leichn. **

An Heilig-Obnd im Mitternacht, do läft statts Wasser Wein, wenn iech mich när net farchten tät, ich hult en Topp vull rei.

Ihr Kinner, geht ins Bett nu nauf, der Sager zeigt schu as! Ob mir Weihnachten wieder derlabn? Wie Gott will, su geschahs!

* Abfall von Kerzendocht
** sprich: Leing

Bildnachweis

Kopfbild: Erzgebirgischer Schwibbogen der Firma Kolbe am Abend:

Urheber

Geolina163

Bleigiessen - Ergebnis :

Author

Micha L. Rieser


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