Sachsen-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Sachsen-Lese
Unser Leseangebot

Wir machen Theater

kurze Theaterstücke für integrative Kindergruppen

Christina Lange und Florian Russi

Der Kobold von Plodda

Der Kobold von Plodda

Willy Winkler

Kobold
Kobold

Zwischen Kossa und Krina liegt das stille Heidedörfchen Plodda. Dort hat sich einmal folgendes zugetragen:

Der Herbst war zeitig ins Land gekommen und brachte viel Regen. Die Wolken am Himmel jagten von Stürmen getrieben dahin und nahmen der Sonne das Licht. Mit den regenschauern kamen auch schon Schneeflocken zur Erde, die aber bald vergingen.

In solchen Tagen mag auch der Heidebauer nicht auf dem Acker am Wald sein, und er macht mit seinen Leuten allerlei Arbeit in Haus und Hof. So saßen sie und knipsten an jenem Tage, da sich die Geschichte ereignete, in Kloppens Scheune Mohrrüben, das heißt, sie machten das Kraut von den Rüben. Fleißig regten sich die Hände und je näher der Abend kam, je größer wurde der fertige Haufen. Aber auch der Mund blieb bei den Leuten nicht untätig, wie das so ist, wenn mehrere zusammen sitzen. Man erzählt sich allerlei Geschichten, gute und ungute, magere und derbe, tuschelte über dies und jenes und wusste dies und das. Plötzlich erhielt eine Frau, die besonders viele Neuigkeiten zu erzählen wusste, eine schmutzige Mohrrübe quer vor den Mund geworfen. Erschreckt schrie sie auf. Die anderen aber lachten aus vollem Halse über den gelungenen Wurf, denn die Frau hatte einen breiten schwarzen Bart von Schmutz unter der Nase! Als man sich beruhigt hatte über den Fall und der Bart mit der Schürze abgewischt war, erzählte man weiter. Da flog wieder eine dreckige Mohrrübe herzu und einer anderen Frau ins Gesicht und dann noch eine und noch eine. Da sprangen ein paar Burschen auf, kletterten die Leiter hinauf, und suchten in den Heu-Pansen und Hahnebalken nach dem Werfer, denn von dorther kamen die Mohrrüben geflogen. Mit spitzen Gabeln wurde ins Heu gestochen und jede Garbe gewendet. Man fand aber niemand und da sowieso bald Feierabend war, machte man sich auf den Heimweg und ließ die unheimliche Scheune hinter sich.

Auf dem Nachhauseweg aber meinte jemand, dass es in Kloppens Scheune nicht ganz geheuer sei, weil Kloppens auch von des Nachbarn Felde bei der Kornernte eingeholt hätten.
Am anderen Tage wiederholte sich der Spuk. Wieder wurde alles durchsucht. Als man gerade einen Strohstapel durch wendete, begann ein gewaltiges Rauschen und Knistern, dass man dachte, die ganze Scheune brenne. Da packte die Leute das Grausen und alles rannte aus der Scheune und davon.

Als es Nacht war, hat der alte Kloppe einen halben Wagen Stroh und dazu den Anfall an Getreide auf des Nachbars Feld gefahren. Er wusste wohl, dass er den Kobold mit dem gestohlenen Korn eingebracht hatte.

Bildnachweis

Kopfbild: Un Coboldo: dettaglio dal dipinto di Johann Heinrich Füssli, Incubo

Bild im Text: Kobold, an illustration from the "Dictionnaire Infernal" by Jacques Collin de Plancy.

Beide Bilder stammen aus Wikimedia, sie sind gemeinfrei.

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Der Gewinneberg bei Taucha
von Dr. Jürgen Friedel
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen