Vermutlich von dieser Werbung erfahrend, trat wenige Monate später, Anfang September 1690, ein zweiter offizieller Bewerber um die Hand der Prinzessin auf. Herzog Friedrich August zu Sachsen besuchte zusammen mit einem Grafen Reuß Markgraf Christian Ernst in dessen Feldlager. Sie speisten zusammen und schließlich kam es zu einer delikaten Unterredung. In einem Schreiben vom 8. September berichtete Christian Ernst seinem Engel Sophie Luise, dass ihm der Herzog" ... seine große Sentimens d'amour vor unsere Christiana weitläufig zu erkennen gegeben und in Gegenwart erwehnten Grc!fen Reuß um selbige formaliter angehalten ."
Wie es in der Regel üblich war, fand die mehrtägige Hochzeit am Wohnort der Braut, also in Bayreuth, statt und musste dementsprechend von ihren Eltern ausgerichtet werden. Im Beisein des Hofes, vieler Vertreter des Adels der Markgrafschaft sowie sächsischer Adliger wurde die Eheschließung mit mehrtägigem großem Gepränge im Bayreuther Schloss durchgeführt. Ohne größeren Aufwand fand dagegen am Dienstag, den 10. Januar, im Schloss die Trauungszeremonie und das Beilager statt - also die eigentliche formale Eheschließung. Als Morgengabe überreichte Friedrich August seiner Gemahlin daraufhin einen wertvollen Schmuck .
Am 21. Juni 1697 traf der kurfurstliche Kammerdiener Spiegel per Postkutsche in Dresden ein. Er brachte von Friedrich August unter anderem für Christiane Eberhardine sowie die Kurfürstinwitwe Anna Sophia Briefe mit der Nachricht über den Ausgang der Königswahl in Polen. Über die Briefempfänger beziehungsweise deren Angestellte und Hofmitglieder verbreitete sich die Nachricht in Windeseile in Dresden. Oberhofineister von Bose, der gerade an seinen Bruder einen Brief beenden wollte, musste diesen so mit einem kurzen Bericht der erhaltenen Nachricht schließen sowie der Reaktion darauf: "Es ist ein Jammer, das Volk auf den Straßen jammern und weinen zu sehen. Die Kufürstin ist untröstlich wegen des Unheils, womit diese neue Würde uns bedroht. Der gute Gott 'wolle uns davor schützen." Zur offiziellen Bekanntgabe der Königswahl wurden am 24. Juni Aufzüge der in Dresden stationierten Soldaten durchgeführt und in den Kirchen der Stadt, so auch in der Hofkirche, geleitet vom Oberhofprediger Dr. Carpzow, festliche Gottesdienste abgehalten. Nach Anweisung ließ man hier während des Absingen des "Te Deum laudamus" bei bestimmten Passagen effektvoll die Geschütze der Festung sowie die Soldaten ihre Gewehre abschießen. Danach stimmten in den Kirchen die Pfarrer allerdings voller Sorge das fromme Lied Selneckers an "Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ, weil es nun Abend worden ist" an, was die allgemeine Bestürzung der Bevölkerung nur noch mehr verstärkte. Christiane Eberhardine wird gerade dieses Lied mit ganz besonderer Inbrust gesungen haben. Vom Schrecken über die von ihrem Gemahl erhaltene Nachricht überwältigt, zog sie sich verzweifelt für einen Monat in ihre Gemächer zurück, um sich ungehindert ihren Tränen hinzugeben .
... Mit Datum vom 16. (26.) Apri11698 wurde - so, wie ausgehandelt - ein Abkommen abgeschlossen, welches Markgraf Christian Ernst und der Großkanzler unterzeichneten. Der Senat und der Reichstag der Republik Polen schwiegen in der Folge dazu, gaben also nicht ihre Zustimmung und damit dem Markgrafen und seiner Tochter Christiane Eberhardine auch nicht die für sie so wichtigen Garantien. Die Macht im Lande besaß eben nicht der Wahlkönig August II. Schließlich hatte dieser in der Facta conventa ohne Wenn und Aber geschworen, dass König und Königin römischen Glaubens sein müssen - und wenn nicht, dass dann Ersterer seine Gemahlin zum Glaubenswechsel bewegen würde. Die Verhandlungen sowie die Haltung der Polen und des Bischofs von Raab zeigten eindeutig, dass angestrebt wurde, dass Christiane Eberhardine als Königin von Polen - genau wie ihr Mann - zum Katholizismus konvertieren müsse. Am 18. April (28.4.) teilte Christian Ernst diese Befürchtungen resignierend seiner Gemahlin nach Bayreuth mit. Hinsichtlich der machtlosen Position seines königlichen Schwiegersohns schrieb er: " ... Ich wünsche von Hertzen, daß diese Pohlnische Krohne, so dem König so sauer gemachet wird, auf! dessen Haubt endlich recht befestiget werden möge ... "Weiter ließ er verlauten, dass er gern tun wolle, was in seiner Macht liege, um die Hindernisse zu beseitigen, auch bei der eigenen Tochter; er wolle ehrlich zwischen bei den Ehepartnern vermitteln ....
erst recht als Königin von Polen, selbst wenn Letzteres nur nomineller Art war, gesellschaftlich weit über ihren Eltern stand. Allein schon durch das Hofzeremoniell wurde dieses selbst beim ganz normalen Umgang von Tochter und Eltern demonstriert. Und in eben dieser gesellschaftlichen Stellung war Christiane Eberhardine Beeinflussungen verschiedener religiöser und politischer Kräfte Sachsens ausgesetzt. Diese verfolgten natürlich zum Teil andere Interessen als sie, erst recht aber als deren markgräflieh Brandenburg-Bayreuther Eltern. Ganz von diesen vielseitigen Interessenlagen abgesehen, kannte Christiane Eberhardine nur zu gut den wankelmütigen Charakter ihres Gemahls. Im Bemühen, sich überall beliebt zu machen, versprach er allen Personen immer das, was sie hören wollten. Falls ihm dies später einmal nicht mehr passte, hielt er sich auch nicht mehr an sein einmal gegebenes Wort. Nein, ihrem Gemahl brachte Christiane Eberhardine kein Vertrauen entgegen - und schon gar nicht den polnischen Magnaten, insbesondere den katholischen Würdenträgern seines Umfeldes. Eine Einigung über die strittigen Fragen im Interesse aller betroffenen Parteien schien somit aussichtslos zu sein, sofern nicht Christiane Eberhardine und ihre Berater mit ihren Forderungen nachgaben, um es nicht zu einer Scheidung des Paares kommen zu lassen ....
... Es ist nicht ganz klar, ob Christiane Eberhardine schon vor dem Erhalt des Briefes von dem Glaubenswechsel ihres Sohnes erfahren hatte oder ob die ihr nahe stehenden Personen ihres Umfeldes ihr diese Nachricht aus Rücksichtnahme verheimlicht hatten. Als sie es erfuhr, war sie jedenfalls schwer erschüttert und fiel zwei mal hintereinander in Ohnmacht. Seit Jahren hatte sie diesen Schritt ihres Sohnes mit großem Bangen befürchtet. In ihrem Herzen wird sie aber immer einen Funken Hoffnung getragen und dafür täglich mehrmals gebetet haben, dass ihr einziges Kind der geballten Einflussnahme seines kathoiischen Umfeldes und auch Vaters widerstehen könnte. Hatte ihr nicht erst ein Jahr zuvor noch geschrieben, dass er wie eh und je treu zu Luther stünde? Inmitten ihrer Familie stand Christiane Eberhardine nun nicht nur hinsichtlich der Lebensführung, sondern auch mit ihrem evangelischen Glauben allein da ....