Am 25. Februar 2013 wäre er 100 Jahre alt geworden.
In seiner Heimatstadt kennt ihn heute noch jedes Kind und den Älteren, die ihn persönlich kannten, fällt gern ein Schwank zu dem berühmten Sohn aus Zwickau ein. Der Vater von Karl Gerhart Fröber, wie sein Geburtsname lautete, war Seiler, Lederhändler und Schuster. Die Mutter Alma, geb. Sagewitz, lebte bis zu ihrem Tod in Zwickau-Planitz in Sachsen, also in der DDR. Der Sohn liebte und achtete die Mutter sehr. Sie war seine Urfrau und wurde zum Fixpunkt in seinem Leben.
In seiner Schulzeit im Zwickauer Realgymnasium gab Karl Gerhart den Klassenclown, der zu derben Scherzen neigte. Er war ein schlechter Schüler und wurde gern wegen seines Aussehens gehänselt: „Rote Haare und Sommersprossen sind dem Teufel seine Genossen!" Er selbst hielt sich zeitlebens für einen hässlichen Vogel.Bereits als Schüler trat er als Soloviolinist im Mitteldeutschen Rundfunk auf und erlangte als „Dr ruude Geischer vun Zwigge" (Der rote Geiger von Zwickau) in einem Tanzmusiktrio gewisse Berühmtheit. Mit diesem Tanzmusiktrio trat er in einer großen Zwickauer Gaststätte auf, um Geld zu verdienen. Damit unterstützte er seine Familie, denn die Geschäfte des Vaters liefen in der Zeit der Weltwirtschaftskrise schlecht. Der Vater entwickelte eine Alkoholabhängigkeit und wurde zur Belastung in der Familie.
Auch beim Malen zeigte Fröbe großes Talent. Deshalb trat er eine Bühnenmalerlehre am Staatstheater Dresden an und erlebte dort den Schauspieler Erich Ponto auf der Bühne. Er nahm bei ihm und anderen Schauspielunterricht. Sein karges Lehrlingsentgelt besserte er mit dem Verkauf von selbstgemalten Postkarten auf. Für Fröbe stand aber fest: "Ich gehe zum Theater. Oder zum Zirkus." 1936 ging er mit Ponto nach Berlin und absolvierte eine Schauspielprüfung. Schnell folgten Engagements in Wuppertal, Frankfurt am Main und Wien, wo er am Volkstheater auf der Bühne stand. Als er am Burgtheater engagiert werden sollte, wurde Fröbe doch zur Wehrmacht eingezogen. Er war im Sanitätsdienst tätig.
Nach dem 2. Weltkrieg lernte er Dieter Hildebrandt kennen und begeisterte in den Münchner Kabaretts wieder Zuschauer. 1948 erhielt er seine erste Hauptrolle in dem Film „Berliner Ballade" als „Otto Normalverbraucher", der Name seines Charakters wird zum festen Begriff im deutschen Sprachgebrauch. Damals noch spindeldürr gab Gert Fröbe den treuherzig-hilflosen Kriegsheimkehrer. Zu seinem Leidwesen wurde der Film kein Publikumserfolg, obwohl er gute Kritiken in den Medien erhielt.
Fröbe arbeitete nun daran, sich in einen physisch präsenten Schauspieler zu verwandeln, sein Vorbild war Charles Laughton. Im Laufe der 50er Jahre wird er häufiger in prägnanten Nebenrollen besetzt, zum Beispiel 1955 in Orson Welles' „Mr. Arkadin" (Herr Satan persönlich). In Erinnerung geblieben sind die Rollen, die zwielichtig waren oder Psychopathen zeigten. So spielte er brutale Bösewichter, zum Beispiel als tyrannischen Patriarchen in „Ewig singen die Wälder" (1959) oder den Kindermörder in „Es geschah am hellichten Tag"(1958). Fröbe verkörpert diesen Verbrecher als bedrohlichen Sadisten. In dieser Rolle wurde er beim Publikum und in der Filmbranche bekannt. Sehr typisch gab er den skrupel- und charakterlosen Generaldirektor der Wirtschaftswunderjahre in Rolf Thiels „Das Mädchen Rosemarie"(1959). Den größten Erfolg erreichte er mit dem James-Bond-Film „Goldfinger"(1965), in dem er die Hauptrolle als genialischen, grausamen, größenwahnsinnigen Superschurken, der in Fort Knox eine Atombombe zünden will. Er spielte den Superschurken Auric Goldfinger als Gegenspieler zu James Bond 007. Dieser Film wurde zum Welterfolg. Später holten ihn berühmte Regisseure vor die Kamera, so Luchino Visconti für den einfühlsamen Beichtvater des psychisch angeschlagenen Bayernkönigs in „Ludwig II."(1972). Auch Ingmar Bergmann verpflichtete Fröbe in dem Film „Das Schlangenei"(1977). Er verkörperte die Titelrolle in dem Kinderfilm „Der Räuber Hotzenplotz"(1974) unter der Regie von Gustav Ehmck nach der Vorlage des Kinderbuches von Otfried Preußler, der unlängst verstorben ist.
Insgesamt spielte Fröbe in 125 Filmen mit.
Dann trat er Ende der 70er bis zu seinem Tod mit Solo-Programmen als Rezitator der Arbeiten von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz und Erich Kästner auf, letztere beide stammten auch aus Sachsen.
1988 verkörperte er in seiner letzten Rolle in der Fernsehserie „Die Schwarzwaldklinik" einen 100-jährigen. Diese Fernsehfolge wurde aber erst nach seinem Tod gesendet.
Gert Fröbe liebte die Frauen. Er war fünfmal verheiratet. Jede der Frauen wurde seiner Mutter Alma vorgestellt. Alle mussten sich an ihr messen lassen. Drei seiner Ehefrauen brachten Kinder mit in die Ehe, zwei von ihnen adoptierte er. Zuletzt die Tochter seiner 5. Ehefrau Karin Pistorius, die Beate hieß und zu der er eine innige Beziehung aufbaute. Eine glückliche Ehe führte Fröbe mit seiner 4. Ehefrau Beate Bach, die eine hochintelligente und sehr liebevolle Frau war. Sie hielt ihrem Ehemann den Rücken frei, sie beriet ihn und sie liebte den Menschen Gert Fröbe. Als sie im Alter von 38 Jahren an Magenkrebs starb, brach er zusammen und war nicht mehr arbeitsfähig. Der Ehevertrag mit der 5. Gattin, der besten Freundin seiner geliebten Beate, enthielt eine Klausel: Er bestand darauf, sich sonnabends ausschließlich und ungestört nur mit Fußball zu befassen.
Er besuchte seine verehrte Mutter Alma, seine Tante Johanna und seine Schwester regelmäßig in Zwickau-Planitz in der DDR, wo er natürlich samstags in sein Fußball-Stadiom ging. Dort hatte er als Jugendlicher gegen jeden Ball getreten, der irgendwie rumlag. Der Stadionsprecher pflegte ihn herzlich zu begrüßen und rief Gert Fröbe schon mal auf, das Fußballspiel anzupfeifen. Seine Bodenständigkeit war in Zwickau sprichwörtlich.
Sein Neffe Eckehard Baumann, der heute in dem Geburtshaus Fröbes in der Edisonstraße wohnt, erinnert sich daran, dass sein berühmter Onkel für die alten Damen, Mutter und Tante, schon mal Holz gehackt und Fenster gestrichen hat. Dafür genoss er Mutter Almas Kochkunst und die Geborgenheit in der Familie.
Als der weltberühmte Schauspieler einmal mit dem Interzonenzug anreiste und mit dem Taxi nach Planitz fuhr, folgte ihm ein Polizeiauto mit Blaulicht. Aber nach dem ersten Schreck stellte sich heraus, der Genosse Polizeioffizier wollte nur ein Autogramm.
Seine Heimatstadt Zwickau ehrte den großen Sohn zum 100. Geburtstag mit viel Herz und wenig Rummel. Neben Theater- und Filmaufführungen waren zwei interessante Ausstellungen initiiert worden.
Von einer jahrelangen Erkrankung an einem Mundhöhlenkarzinom schien er genesen, als Gert Fröbe am 5. Septembers 1988 im Klinikum München- Großhadern unerwartet starb. Er hatte einen Herzinfarkt erlitten, zu dem eine Lungenembolie hinzukam.
Beigesetzt wurde er auf dem Waldfriedhof in Icking in seiner Wahlheimat.
Der Schauspieler und Charakterdarsteller erhielt viele Auszeichnungen und Ehrungen, so 1961 den Ernst-Lubitsch-Preis, mehrfach den Bambi, das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1973) und die Goldene Kamera (1983) und andere.
Quellen:
Strobel, Beate: Gert Fröbe - Vom Stehgeiger zum Goldfinger. Verlag Braumüller
Mahr, Winfried: Der Weltstar aus Zwickau. LVZ vom 23./24.02.2013