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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Die Pianistin Louise Haufe – ein Bad Dübener Kind

Die Pianistin Louise Haufe – ein Bad Dübener Kind

Lutz Fritzsche

Der Taufanzeigeeintrag. (1)
Der Taufanzeigeeintrag. (1)

Jede Stadt hat oder hatte berühmte oder doch bekannte Menschen, die in ihren Mauern geboren wurden. Das trifft auch für die Kurstadt Bad Düben zu.

Hier erblickte am 2.Januar 1836, abends 20 Uhr, die spätere Pianistin Louise Haufe das Licht der Welt. Sie war das Erste von insgesamt neun Kindern. Ihr Vater, der Musikus Gottlieb Haufe, betrieb eine kleine Musikschule, wo junge Menschen eine Ausbildung an verschiedenen Instrumenten sowie im Fach Gesang erhielten. Er war 1812 im Dorf Kossa geboren, welches in der Nähe von Düben liegt. 1835 heiratete er die Jungfrau Johanne Friederike Meier aus der Dübener Vorstadt.
Louise Haufe. (2)
Louise Haufe. (2)

 

Man kann wohl davon ausgehen, dass Gottlieb Haufe auch seine Tochter Louise unterrichtete.

Mit gerade mal 13 Jahren gab sie schon ihr erstes Konzert, welches begeistert aufgenommen wurde. Von 1850 bis 1855 studierte sie dann am Leipziger Konservatorium Klavier und nahm Unterricht in Komposition, Musikgeschichte und Musiktheorie. Die „Neue Zeitschrift für Musik" vom 1. Januar 1854 berichtete von den Abonnementskonzerten im Dezember 1853, die am 17. des Monats der junge Johannes Brahms präsentierte, der von Robert Schumann als neue „Kunsterscheinung" bezeichnet wurde. Einen Tag später gab das Konservatorium im Saal des Gewandhauses eine Abendunterhaltung. Das Publikum war ausgewählt, denn unter den Gästen befand sich auch der König von Sachsen. Auf der Bühne spielte Louise Haufe ein Stück von Mendelssohn Bartholdy. Anfangs etwas aufgeregt, gelang es ihr aber das Publikum von ihrem Können zu überzeugen.

Altes Gewandhaus in Leipzig, Reproduktion einer Grafik mit Darstellung eines Konzertes. Grafik von Bertha Wehnert-Beckmann(1815 - 1901).(3)
Altes Gewandhaus in Leipzig, Reproduktion einer Grafik mit Darstellung eines Konzertes. Grafik von Bertha Wehnert-Beckmann(1815 - 1901).(3)

Seit 1856 gastierte sie vornehmlich im Leipziger Gewandhaus. Sie spielte die Werke von Bach und Beethoven genau so gut wie die von Mozart, Schubert und Schumann. Wo sie auftrat, begeisterte sie ihr Publikum. Und sicher wird das Geld, was sie jetzt verdiente, auch ihrer Familie geholfen haben.

Trotz ihres großen Erfolges kam Louise Haufe auch immer wieder nach Düben.

Konzertanzeige von Musikus Haufe für ein Konzert mit Tochter Louise 1849. (4)
Konzertanzeige von Musikus Haufe für ein Konzert mit Tochter Louise 1849. (4)

So gab sie auch gemeinsam mit ihrem Vater und dessen Schülern Konzerte in Düben, wie am 1. Osterfeiertag 1857. Hier kamen allerdings in erster Linie Stücke aus damalig bekannten Opern und Operretten zum Vortrag, bis auf ein Stück von Carl Maria von Weber. Die leichte Muse überwog also zu Ostern. Ein weiteres Konzert gab sie in Düben am 1. Weihnachtsfeiertag 1859. Ihr Konzert im März 1863 kam bei nicht allen Dübener Musikliebhabern an. Das Konzert lobte der Kritiker der Dübener Zeitung, aber es war auch ein Stück von St. Heller zu hören, welches  zu modern und nicht für das Dübener Publikum geeignet war.

Zwei Jahre später begab sich Louise Haufe auf eine Konzertreise nach Wien, wo sie eine wahre Welle der Begeisterung auslöste. Selbst die härtesten Kritiker lobten sie über alle Maßen. Weitere größere Reisen waren ihr aber aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich.

Clara Schumann (1819-1896), Aufnahme von 1850. (5)
Clara Schumann (1819-1896), Aufnahme von 1850. (5)

1872 hatte sie zum musikalischen Erfolg auch Glück in der Liebe. Sie heiratete den Musikverleger und Stadtrat Raimund Härtel (Verlag Breitkopf & Härtel). Ob sie danach noch Konzerte gab, ist nicht bekannt, aber möglich. Und wenn auch nur in kleinem Rahmen. In der Zeitschrift „Signale für die musikalische Welt" von 1882 steht: „Als sie sich im Juli 1872 mit Raimund Härtel vermählte, entsagte sie der Öffentlichkeit, aber nicht der Kunst, die auch ferner in ihrem Hause - allen Künstlern und Kunstfreunden wohlbekannt - die eifrigste Pflege genoss."  Dazu hatte sie großartige Freunde. In ihrem Haus verkehrten die Musikgrößen ihrer Zeit. Neben Johannes Brahms, auch Anton Rubinstein und andere. Eine besondere Freundschaft gab es zwischen Louise Haufe und Clara Schumann, welche ebenfalls Pianistin war. Obwohl Clara Schumann die Nummer eins in Europa war und Louise Haufe wohl die Nummer zwei, gab es nie Konkurrenzkampf zwischen den Beiden. Am 20.März 1882, viel zu früh, verstarb nach langem Leiden Louise Härtel geb. Haufe. Sie nahm als Pianistin einen ehrenvollen Rang ein.

Bildnachweis

Die Dokumente (1), (2) und (4) befinden sich in der Sammlung Lutz Fritzsche. Der Bertuch Verlag dankt dem Autor für die Überlassung der Abbildungen im Artikel.

Die Abbildungen (3) und (5) sind Wikimedia Commons entnommen, sie sind gemeinfrei.

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