Sachsen-Lese

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Unser Leseangebot

Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Sigmund Jähn – ein kluger und bescheidener Sachse

Sigmund Jähn – ein kluger und bescheidener Sachse

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Sigmund Jähn 1978 (1)
Sigmund Jähn 1978 (1)

Mit Trauer und großer Anteilnahme haben Politiker, Wissenschaftler, Institutionen und vor allem die Sachsen auf den Tod des Raumfahrtpioniers Sigmund Jähn reagiert. Er war der erste Deutsche im All. Der DDR-Bürger wurde von 1976 bis 1978 im „Sternenstädtchen“ bei Moskau (UdSSR) zum Kosmonauten ausgebildet. Er flog am 26. August 1978 mit der Sojus 31 zur Raumfahrtstation Saljut 6. Am 3. September kehrte er wieder zur Erde zurück. Anläßlich der Wiedervereinigung Deutschlands war er im Rang eines Generalmajors aus der Nationalen Volksarmee der DDR entlassen worden. Aber sein Wissen über die russische Raumfahrt war gefragt. Deshalb arbeitete er bis zum Ruhestand als Berater für die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) und für die Europäische Raumfahrtagentur (ESA).

Sigmund Jähn stammte aus dem sächsischen Vogtland, aus dem kleinen Ort Morgenröthe -Rautenkranz, wo er am 13. Februar 1937 geboren wurde und aufwuchs. Hier besuchte er die Schule und absolvierte danach eine Lehre als Buchdrucker im nahen Klingenthal, die er mit Erfolg abschloss. Die Bindung an seine Heimat verlor er nie.

Übungsmodul der Raumstation MIR (2)
Übungsmodul der Raumstation MIR (2)


Ab 1955 diente er in der Nationalen Volksarmee der DDR. Hier begann sein erstaunlicher Aufstieg. So schloss er die Offiziershochschule ab, um danach als einer der ersten Düsenjet-Piloten in den Luftstreitkräften zu arbeiten. Er holte das Abitur nach und erhielt eine weitere Ausbildung an der Militärakademie für Luftstreitkräfte in der UdSSR. Jähn sprach fließend russisch, was ihm später half, in die engere Auswahl für einen deutschen Kopiloten in einem sowjetischen Raumschiff zu kommen. Zwei Jahre wurde der Oberstleutnant im sowjetischen Kosmonautenzentrum ausgebildet und vorbereitet.

Am 26. August 1978 startete Sigmund Jähn zusammen mit dem russischen Kommandanten Waleri Bykowski ins All, um in die Raumstation Saljut 6 einzusteigen. In der Station führte Jähn 25 Experimente aus den Bereichen der Fernerkundung der Erde, Medizin, Biologie, Materialwissenschaft und Geophysik. Nach 8 Tagen und 125 Erdumrundungen kehrte die Besatzung auf die Erde zurück. Die Landung der Kapsel in der kasachischen Steppe war durch einen Fehler sehr hart. Sigmund Jähn erlitt bleibende Wirbelsäulenschäden, was in der DDR ebenso verschwiegen wurde wie die Tatsache, dass der Familienvater Jähn kurz vor dem Abflug Großvater geworden war. Beides passte nicht in das geschönte Bild.

Kosmonautenbesuch S. Jähn und W. Bykowski in Dresden (3)
Kosmonautenbesuch S. Jähn und W. Bykowski in Dresden (3)


Nach diesem Höhepunkt wurde Jähn über Nacht zur bekanntesten Persönlichkeit in der DDR. Er wurde sehr populär. Es folgten Orden, Ehrenbürgerschaften, Reisen und Empfänge. Jähn selber war der ganze Rummel um seine Person eher peinlich, wie er selbst später in einem Interview berichtete. Beruflich wurde Jähn Chef des neu geschaffenen Zentrums für Kosmische Ausbildung bei den Luftstreitkräften der NVA in Eggersdorf bei Strausberg. Daneben promovierte er am Zentralinstitut für Physik der Erde in Potsdam zum Thema „Fernerkundung der Erde“.

Deutsche Raumfahrtausstellung in Morgenröthe - Rautenkranz (4)
Deutsche Raumfahrtausstellung in Morgenröthe - Rautenkranz (4)


Mit seiner Entlassung am 2. Oktober 1990 aus der NVA brach diese berufliche Entwicklung ab. Als Berater großer Raumfahrtinstitutionen brachte er seine Erfahrungen in deutsche und europäische Raumfahrtprogramme bis zum Ruhestand ein. Er blieb in Strausberg, pflegte aber seine Beziehungen in die vogtländische Heimat. So feierte er seinen 80. Geburtstag in seinem Ferienhaus im Vogtland, das er nie aufgegeben hatte. Nun ist Morgenröthe - Rautenkranz allenfalls wegen seiner Wetterstation bekannt, die häufig extreme Beobachtungswerte liefert. Aber viele Sachsen wissen von der Deutschen Raumfahrtausstellung im Museum des kleinen Ortes, die den berühmten Sohn in besonderer Weise würdigt. Jährlich besuchen 60 000 bis 70 000 Gäste das Museum.

Nicht nur in seiner Heimat war Sigmund Jähn beliebt und verehrt. „Dr Sigg“ war klug, immer bescheiden und bodenständig. Das waren neben seiner herausragenden Pionierleistung wohl die Gründe, weshalb er in der DDR auf viel Sympathie der Menschen traf und umjubelt wurde. In der BRD jedoch war er bis 1990 nur Insidern bekannt, denn er passte auch nicht recht ins Bild.


Bildnachweis

Kopfbild: Waleri Bykowski und Sigmund Jähn Bundesarchiv, Bild 183-T0709-273 / CC-BY-SA 3.0

Bild 1: Bundesarchiv, Bild 183-T0709-148 / Peter Koard / CC-BY-SA 3.0

Bild 2: Übungsmodul der Raumstation MIR auf der Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz Urheber: Matthias.Gruber

Bild 3: Dresden; Kosmonautenbesuch, Jähn und Bykowski Bundesarchiv, Bild 183-T0925-114 / Koard, Peter / CC-BY-SA 3.0

Bild 4: Wikipedia, gemeinfrei

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