Das Wandern ist des Müllers Lust
Das Wandern ist des Müllers Lust... Das muß ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein...
Vom Wasser haben wir´s gelernt... Das hat nicht Ruh´ bei Tag und Nacht, ist stets auf Wanderschaft bedacht...
Das seh´n wir auch den Rädern ab... Die gar nicht gerne stille steh´n, und sich bei Tag nicht müde dreh´n...
Die Steine selbst so schwer sie sind... Sie tanzen mit dem muntern Rhein und wollen gar noch schneller sein...
O Wandern, Wandern meine Lust... Herr Meister und Frau Meisterin laßt mich in Frieden weiterzieh´n...
Der Lindenbaum
Am Brunnen vor dem Thore Da steht ein Lindenbaum: Ich träumt’ in seinem Schatten So manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort; Es zog in Freud und Leide Zu ihm mich immer fort.
Ich mußt’ auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht, Da hab’ ich noch im Dunkel Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten, Als riefen sie mir zu: Komm her zu mir, Geselle, Hier findst Du Deine Ruh’!
Die kalten Winde bliesen Mir grad’ in’s Angesicht; Der Hut flog mir vom Kopfe, Ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde Entfernt von jenem Ort, Und immer hör’ ich’s rauschen: Du fändest Ruhe dort.
Sie haben sich immer gefragt, welchen Müllers Lust das Wandern sei, sie haben das Volkslied vom Lindenbaum gesungen, aber nicht gewusst vom wem der Text stammt? Hier also die Lösung:
Der Textdichter war in beiden Fällen
Wilhelm Müller.
Wilhelm Müller war das siebte Kind des Ehepaares Christian Leopold und Marie Leopoldine. Zwischen 1812 und 1817 studierte er Philologie in Berlin.
Bei seinen Besuchen in den literarischen Salons von Berlin lernte Müller u.a. Gustav Schwab (s.stuttgart-lese.de), Joachim von Arnim(s.deutschlan-lese.de), Clemens Brentano und Ludwig Tieck kennen.
Wilhelm Müller war dann Gymnasiallehrer in Dessau, später Herzoglicher Bibliothekar, im Jahr 1824 wurde er zum Hofrat ernannt.
1827 starb er, nur 32 Jahre alt, an einem Herzinfarkt, ein Jahr vor dem Tod Franz Schuberts.
Was Wilhelm Müller nämlich unsterblich macht, ist weniger seine Dichtung, sondern die Vertonung seiner Gedichtzyklen Die schöne Müllerin und Winterreise durch Franz Schubert. Beide zählen zu den bekanntesten Liederzyklen des 19. Jahrhunderts.
Das Lied „Der Lindenbaum“ aus der Winterreise wurde in der Fassung von Friedrich Silcher (s.deutschlan-lese.de) unter dem Titel „Am Brunnen vor dem Tore“ weithin populär.
Das volksliedhafte Wanderlied „Das Wandern“ aus der Schönen Müllerin wurde mit der Fassung Carl Friedrich Zöllners bekannt. Zöllner war die führende Persönlichkeit des mitteldeutschen Männerchorwesens des 19. Jahrhunderts. Wie auf einer Inschrift unter einem Wandgemälde in Zill's Tunnel" in Leipzig (www.leipzig-lese.de) zu lesen ist, wurde das Lied "Das Wandern ist des Müllers Lust" in der Gaststätte zum ersten Mal gesungen. Wörtlich heißt es dort: "Seit 1841 ist Zill's Tunnel Treffpunkt sangesfroher Handwerker. Das Lied "Das Wandern ist des Müllers Lust" - wurde hier zuerst gesungen. Sein Dichter Wilhelm Müller, der Komponist Carl Freidrich Zöllner und der Sänger Roderich Benedikt sitzen mit am Stammtisch". Lese dazu: http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=33.
Müller'sche Gedichte wurden von vielen anderen Komponisten vertont, so von Johannes Brahms (Des Postillions Morgenlied), Giacomo Meyerbeer oder Otto Nicolai.
Das Land Sachsen-Anhalt verleiht im Wechsel alle zwei Jahre den Wilhlm-Müller-Preis und den Friedrich-Nietzsche-Preis als Förderpreis an den literarischen Nachwuchs.
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Bilder:
via wikopedia commons, gemeinfrei
Wilhelm Müller(Dichter), Denkmal im Stadtpark Dessau(1893), Author:Hermann Schubert(Bildhauer)(1831-1917);Photo M_H.DE,CC-BY-SA3.0, via wikipedia commons