Die „Monatshefte des rassenpolitischen Amtes der NSDAP“ argumentierten: „60.000 RM kostet der Erbkranke die Volksgemeinschaft auf Lebenszeit. Volksgenosse, das ist auch dein Geld!“ Die Tötung „psychisch kranker, und mental oder körperlich beeinträchtigter Menschen, war der erste systematisch geplante, staatlich durchgeführte Massenmord des NS-Regimes. In zynischer Verdrehung der ursprünglichen Bedeutung wurde dafür der Begriff ‚Euthanasie‘, was im Griechischen für ‚schöner, leichter Tod‘ stand, verwendet. Der ‚NS-Euthanasie‘ fielen im gesamten Deutschen Reich und Polen über 200.000 Menschen zum Opfer.“ Eine dieser Tötungsanstalten befand sich in Pirna Sonnenstein. Die ehemalige Festung wurde seit 1811 als „Anstalt für potentiell heilbar angesehene Geisteskranke“ genutzt. Ihr reformpsychiatrisches Konzept verursachte guten Ruf und Ausbau. „1928 wurde Hermann Paul Nitsche zum Direktor der auf über 700 Patienten angewachsenen ‚Heilanstalt Sonnenstein‘ berufen.
Mit seinem Amtsantritt begann die systematische Ausgrenzung der chronisch psychisch Kranken. Als Befürworter der ‚Rassenhygiene‘ und ‚Euthanasie‘ setzte er Zwangssterilisationen, fragwürdige ‚Zwangsheilbehandlungen‘ und ‚Verpflegungssparrationierungen‘ gegen ‚erbkranke‘ Patienten durch.“ Offiziell wurde die Anstalt 1939 geschlossen, hinter den Mauern wurden Gaskammer und Krematorium installiert. Tausende kamen zu Tode. 1942 verwischte man die Spuren. Der „Dresdner Ärzteprozess“ verhängte 1947 für Leiter und Pfleger Todesurteile. Eine Gedenkspur bunter Kreuze verbindet Pirna mit dem Ort der NS-Verbrechen.
Adresse und Kontakt
Schloßpark 11
01796 Pirna
Tel.: 03501 / 710960
https://www.stsg.de/cms/pirna/startseite
Öffnungzeiten
Mo - Fr: 9:00 bis 16:00 Uhr
Sa/So: 11:00 bis 17:00 Uhr
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Textquelle:
Kotte, Henner: Sächsische Schweiz: Die 99 besonderen Seiten der Region Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.
Bildquelle:
Vorschaubild: Schloss Sonnenstein Haus C16 als Gedenkstätte (2005), Urheber: Muu-karhu via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
Von Juni 2010 bis August 2011 erinnerte das in der Grohmannstraße aufgestellte Denkmal der grauen Busse an die Sonnensteiner Euthanasie-Opfer, 2014, Urheber: