Einer der schönsten Barockschlösser in Sachsen, das Schloss Hohenprießnitz, ist ein architektonisches Kleinod.
Es ist über 300 Jahre alt, erstrahlt aber nach einer umfassenden Sanierung im Jahre 2014 in alter Pracht. Wir finden es auf halben Wege zwischen Eilenburg und Bad Düben an der B 107 in dem kleinen Ort Hohenprießnitz, das in alter Zeit „Prießnitz" hieß, was aus dem Altsorbischen abgeleitet „Birkendorf" heißen soll. Die Vorsilbe „Hohen" wurde erst im 18. Jh. vorgesetzt.
Die ältesten Besitzer bzw. Leheninhaber des Ortes waren die Grafen von Eilenburg, die es 1378 verkauften. Nach Besitzerwechsel erhielt es 1456 der Kommandant der Pleißenburg in Leipzig Otto von Spiegel. Er erwarb den Ort Gruna auf der anderen Seite der Mulde dazu. Seine Erben ließen eine Brücke bauen, die beide Orte verband. (Sie wurde erst in den Napoleonischen Kriegen vermutlich 1806 zerstört. Danach wurde eine Fähre für den Personenverkehr eingerichtet.) Die Herren von Spiegel luden den großen Reformator Martin Luther in ihr Herrenhaus nach Prießnitz ein, der gerne kam. So hielt sich Luther nachweislich dreimal, jeweils mehrere Tage, dort auf: 1519, 1536 und 1542. Auch Inhalte der Gespräche sind verbürgt: Kinderreichtum in den Familien und vor allem mögliche Heiratsaussichten der vielen unbemittelten Edelfräuleins, die nach den Klosterreformen nicht mehr in Nonnenklöstern untergebracht werden konnten. Verkürzt gesagt, Luther war in Heiratsmission unterwegs.
Fortan wechselten die Besitzer der Orte, bis im Jahre 1699 die eigentliche Geschichte des Schlosses begann. Anton Albrecht Freiherr von Imhoff war aus dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel „zugezogen". Er beauftragte Hermann Korb mit der Planung und den ersten Arbeiten zum Umbau des alten Herrenhauses. Imhoff stand als Kammerpräsident in den Diensten des sächsischen Kurfürsten August II., genannt August der Starke. Als Imhoff aber nicht die gewünschten Ergebnisse für den Friedensvertrag nach dem Nordischen Krieg mit den Schweden aushandelte, ließ der Kurfürst ihn kurzerhand auf der Festung Königsstein festsetzen, eigentlich lebenslang. Aber schon damals war mit viel Geld viel möglich: Für 40 000 Taler kam Imhoff nach 7 Jahren Festungshaft frei. Der Umbau des Herrenhauses zum Schloss konnte 1714 fortgeführt werden.
Schließlich ging der Ort mit dem Schloss 1724 in den Besitz von Peter Hohmann über, der von Kaiser Karl VI. mit dem Titel „Edler und Pannherr von Hohenthal" geadelt wurde. Beides blieb viele Generationen bis 1945 im Besitz der Grafen von Hohenthal. Unter Georg Wilhelm von Hohenthal wurde das Schloss zum Hauptwohnsitz ausgebaut. Letzte Umbauten nahm Karl Friedrich Moritz von Hohenthal 1894 vor: Die Hofecken erhielten zwei Rundtürme und das Portal eine Sandsteinbekrönung. Im Inneren sind heute Reste der historischen Ausstattung zu bewundern, so die originalen Parkettböden und einige prachtvollen Decken. Im &uumuuml;ppigen Deckenfresko des Festsaales, das wahrscheinlich von Johann Heinrich Ritter geschaffen wurde, ließ sich Graf von Hohenthal vom Göttervater Zeus die „Krone der Unsterblichkeit" überreichen.
Jedoch endete 1945 die Gutsherrschaft der Grafen von Hohenthal auf Hohenprießnitz jäh. Ihr Eigentum wurde im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet. Die Familie ging nach Westdeutschland. In der Übergangszeit bewohnten zahlreiche Flüchtlinge insbesondere aus Pommern, aus dem Sudetenland und aus Schlesien das Schloss. Ab den 50er Jahren wurde es von einem Institut für Heimerzieher und für Lehrerbildung genutzt und dadurch baulich erhalten. 1998 wurde dieses geschlossen.
Nach mehreren Besitzerwechsel konnte das Schloss erst 2014 rekonstruiert werden. Das Schloss kann nach Voranmeldung besichtigt werden.
Frei zugänglich ist der romantische Schlossgarten.
Um 1790 engagierten die Grafen von Hohenthal den Wörlitzer Hofgärtner Johann George Gottlieb Schoch. Sie ließen einen Landschaftsgarten im englischen Stil anlegen.
Schoch bezog die Auenlandschaft an der Mulde, die Eichen bestandenen Waldwiesen, die Altwasserarme der Mulde und den Steilhang des Urstromtales in sein Konzept ein. Auf 30 ha Gelände konnte ein Teich zur Fischzucht, eine Ackerfläche zum Gemüseanbau und die schnell fließende Mulde für eine Schiffsmühle genutzt werden. Die Lehmvorkommen wurden zur Ziegelherstellung verwendet.
Heute sind in dem leidlich gepflegten Areal die künstlerisch gestalteten Elemente, wie Sichtachsen, Ausblicke, Gehölzstreifen und -gruppen und ein Wegesystem mit romantischen Treppen und Brücken zu bestaunen. Eine Reihe von Denkmalen und Gedenksäulen erinnern an berühmte Vorfahren der Adelsgeschlechter, die hier gelebt haben.
Bildnachweis
Bilder 1 und 4: Fotograf W. Brekle
Bild 2 und 3: Via Wikimedia Commons, gemeinfrei
Bild 5: Via Wikimedia Commons, Urheber lutzto