„Zürne der Schönheit nicht, daß sie schön ist, daß sie verdienstlos, wie der Lilie Kelch, prangt durch der Venus Geschenk! Laß sie die Glückliche sein! Du schaust sie, du bist der Beglückte.“ Reichsgraf von Wackerbarth ließ sich einen Alterswohnsitz planen. Man baute Orangerie und Schloss. Doch blieb August dem Starken Park und Pracht nicht unverborgen. Er kaufte und beauftragte seine Architekten Pöppelmann, Longelune und Knöffel. Ein Kleinod von Barock und Gartenarchitektur entstand. Vorbild: Versailles. Die Grundform der Parkanlage blieb erhalten. In leichter Hanglage „präsentieren sich malerisch die Parterres und Gartenräume auf terrassiertem Gelände“. Des Sommers holt man die Apfelsinenbäumchen aus der Orangerie: Statussymbol und exotisches Gewächs. Zwischen den dressierten Hecken verstecken sich 64 Skulpturen, die von der Antike, Lust und Liebe künden. Sie erzählen die Geschichten, die man unter Reifrock und Perücke gern verbarg.
Vor Apoll konnte sich Daphne nur als Lorbeerbäumchen retten. Echo verfiel der Bulimie, als ihre Liebe nicht erwidert wurde. Ariadne übergab den Faden, um den Geliebten lebend zu erhalten. Vor Ort im Schloss wollte der König alljährlich die Stiftungsfeste für den Weißen-Adler-Orden feiern. Doch August der Starke weilte nur einmal, am 3. August 1727, hier. Sein Sohn setzte die Tradition wohl fort, doch geriet Großsedlitz nie zum Zentrum für Ruhm und Macht. Die Herrscher verloren das Interesse. Es verfiel. Krieg tat Übriges. Sicherungsmaßnahmen begannen bereits 1846. Nicht alles blieb erhalten. Nunmehr präsentiert sich die Anlage in restauriertem Schick.
Adresse und Kontakt
Parkstraße 85
01809 Heidenau
Tel.: 03529 / 56390
*****
Textquelle:
Kotte, Henner: Sächsische Schweiz: Die 99 besonderen Seiten der Region Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.
Bildquelle:
Vorschaubild: Schloss und Garten um 1723, Urheber: Johann Alexander Thiele via Wikimedia Commons Gemeinfrei.