1692 schrieb der sächsische Hofgärtner George Meister, die Kamelie „ist ein kleiner Baum, 6 bis 8 Fuß hoch, hat dicke, steife rundum gekerbte Blätter wie Birn-Baum-Blätter. Seine Blumen sind rot wie Malva hortensis, einfach und duppelt. Wenn sie sechs Tage geblühet, fallen sie ab und bringen einen schwarzen Samen, wie Tee-Samen, herfür.“ Europas Herrscher importierten. Die Blüte wurde legendär. Man züchtete die Blütenpracht. Gärtner Johann Heinrich Seidel erarbeitete sich „einen so vorzüglichen Ruf“, dass ihn gar Goethe 1794 konsultierte. Seidels Nachfahren schufen eine Dynastie, und als im 19. Jahrhundert die Kamelien zum letzten Schrei der Damenmode und Gartenkultur wurden, avancierten sie zu anerkannten Spezialisten.
„In ihrer 1813 gegründeten Kunst- und Handelsgärtnerei führten sie bald schon 1.100 Sorten.“ Es ist der Privatinitiative Matthias Riedels zu danken, dass Seidel-Sorten überlebten, der Sozialismus hatte 1986 ihre Vernichtung bereits befohlen. Auf der Suche nach neuem Quartier stieß man auf das verfallene Schloss Zuschendorf bei Pirna. Finanzielle Verantwortung wollte niemand tragen, derweil die botanische Sammlung wuchs und wuchs. Landesmutti Biedenkopf nahm sich der Pflänzchen an und übereignete ein Gewächshaus. Schloss Zuschendorf wurde in alter Pracht wieder hergestellt. 1993 erlangten die Seidel-Kamelien Denkmalsschutz, und die TU Dresden erkannte ihre Wertigkeit. „Kamelien sind Schauspieler. Ihre Blüten können aussehen wie Rosen, Dahlien, wie Pfingstrosen oder Hibiskus, aber auch wie Nelken oder Malven.“ Ansehnliche Pracht!
Adresse und Kontakt
Botanische Sammlungen
im Lanschloss Pirna-Zuschendorf
Am Landschloß 6
01796 Pirna
Tel.: 03501 / 7929606
https://landschloss-zuschendorf.de/
Öffnungszeiten
Mo - So: 10:00 bis 17:00 Uhr
*****
Textquelle:
Kotte, Henner: Sächsische Schweiz: Die 99 besonderen Seiten der Region Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.
Bildquelle:
Schloss Zuschendorf: camellia in the botanical collection (Kamelie der botanischen Sammlung im Schloss), 2006, Urheber: Olaf Leillinger via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.