Wie in den Märchen, die wir aus Kindheitstagen kennen, begann das Wunder im Jahre 1995: Die Rettung der Görlitzer Altstadt, die dem Verfall preisgegeben war, kam kurz bevor es zu spät war, praktisch in letzter Minute. Ein unbekannter Spender überwies der Stadt Görlitz 1 Million D-Mark. Daran waren die Bedingungen geknüpft, das Geld ist für die Restaurierung der Kulturdenkmäler zu verwenden, eine Altstadtstiftung zu gründen und der Spender müsse anonym bleiben. Erfüllte die Stadt Görlitz diese Bedingungen, folge jedes Jahr eine weitere Million. Die Stadtväter hielten sich daran und das Geld floss Jahr für Jahr. Selbst die Umstellung der Währung änderte nichts daran, im Gegenteil die Spende wurde auf 511 000 Euro pro Jahr aufgerundet, die letzte Zahlung ging in Höhe von 340 000 Euro im April 2016 ein. Damit flossen insgesamt ca. 11 Milionen Euro als Schenkung. Zusammen mit den Fördermitteln für Städtebau in Höhe von 171 Millionen Euro waren das beste Voraussetzungen, ca. 4 000 Kultur- und Baudenkmalen, sorgfältig zu restaurieren und wieder aufzubauen, das Meiste ist geschafft.
Diese rätselhaften Ereignisse sorgten weit über die sächsischen Grenzen hinaus für Aufsehen. Kurator Matthias Franke hat bei seinen Recherchen kein Indiz auf die Identität des Mäzens gefunden, eine Ehrenbürgerschaft oder gar ein Denkmal kommt also nicht in Frage. Nun ehrt Görlitz den Spender der Altstadtmillionen mit einer Sonderausstellung „Wunder der Görlitzer Allstadtmillionen“ in der Bastei Kaisertrutz. Sie wurde am 18. Juni 2017 eröffnet und am 31. Oktober 2017 wird sie enden.
Ob wohl der große Spender diese Sonderausstellung besuchen wird?
Modelle und Videos zeigen die „Auferstehung“ aus dem Verfall, die Sanierung der Altstadt Görlitz. Stellvertrtend für viele Begünstigte (rund 1 200 Projekte) zeigt die Schau 19 ausgewählte Denkmalprojekte. Darunter die Nikolaikirche, den großen Brunnen auf dem Postplatz, genannt Muschelminna, oder die in der Pogromnacht 1938 durch das beherzte Eingreifen der Görlitzer Feuerwehr weitgehend unbeschädigte Synagoge, die als Kultur- und Begegnungsstätte genutzt wird. Natürlich können die Denkmale in der Stadt selbst besichtigt werden, dafür gibt es eine aussagefähige Karte.
Die Bürger nennen mit einem Augenzwinkern ihre Stadt auch „Görliwood“. Sie spielen damit darauf an, dass Görlitz ein nach wie vor begehrter Filmdrehstandort ist. Mehrere, auch berühmte Filme sind hier gedreht worden, zum Beispiel der Hollywoodfilm „Grand Budapest Hotel“. Ein Filmstudio wählte 2008 die Stadt zum Schauplatz für die Verfilmung des berühmten Romans „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink. Kate Winslet spielte die Hauptrolle und erhielt 2009 einen Golden Globe und den Oscar in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“. 2009 wurde hier der Film „Goethe“ gedreht, der von einer der großen Lieben des Dichters, Charlotte Buff, handelt.
Görlitz
gilt auf einer Fläche von ca. 40 Hektar als eine der größten
Flächendenkmale Deutschlands. Die Stadt ist die „Perle der
Oberlausitz“. Sie gehört zu den schönsten Städten unseres
Landes.