"Die verschiedenen Gruppen von Bäumen und Gebüschen, sind mit ungemeiner Sorgfalt und Kenntniß der Botanik gewählt. Man hat dabei auf die verschiedenen Jahreszeiten Rücksicht genommen, und die mannigfaltige Mischung des Laubes und der Blüthen, bringt eine mahlerische Wirkung hervor [...] und wohl angebrachte Denkmäler und Bilder des Todes und der Vergänglichkeit erwecken in uns Betrachtungen über Zeit und Schicksal, Leben und Tod, Vergangenheit und Zukunft [...]" Mit diesem Zitat von Ephraim Wolfgang Glasewald, preußischer Bauinspektor und Verfasser des Buches "Beschreibung des Gartens zu Machern mit besonderer Rücksicht auf die in demselben befindlichen Holzarten" (1799), beginnt der Rundgang durch einen der ältesten erhaltenen Landschaftsgärten in Mitteldeutschland.
In der kleinen Gemeinde Machern bei Wurzen ist einer jener stimmungsvollen Landschaftsgärten des späten 18. Jahrhunderts zu finden, in denen sich auf eindrucksvolle Weise das sentimental-romantische Naturgefühl einer Epoche widerspiegelt, für die der Begriff "Zeitalter der Empfindsamkeit" geprägt wurde. Seit dem Anschluss Macherns an das Eisenbahnnetz 1838 wurde der Ort eines der beliebtesten Leipziger und Wurzener Ausflugsziele, und bis heute hat die Anlage nichts von ihrem Charme eingebüßt.
1782 wurde im Auftrag des Grafen Karl Heinrich August von Lindenau mit der Umgestaltung des ursprünglichen Barockgartens zu einem Landschaftspark nach englischem Vorbild begonnen. 1792 übernahm Glasewald die Leitung. Etwa 1799 vollendet, widerspiegelte der Park das Gartenideal der Zeit, in dem die poetisch verklärte Natur zum neuen Leitbild erhoben und damit die streng symmetrischen, monumentalen Achsensysteme des Barockparks der Vergangenheit angehörten.
Es entstand ein Landschaftsgarten, der mit seinen Wiesen- und Waldpartien, malerischen Baumgruppen, schlängelnden Wegen und überraschenden Aussichtspunkten sich in einzelne, abwechslungsreiche Szenen gliedert, die den Eindruck des Zufälligen erwecken. Zweifellos ist davon auszugehen, dass bei der Anlage das Vorbild des berühmten Wörlitzer Parks, der bereits 1769 begonnen wurde, eine wichtige Rolle spielte. In ähnlicher Weise bezog man nämlich in Machern mehrere Gewässer in das Planungskonzept ein.
So bildet noch heute der große Schwemmteich mit seiner ruhigen Wasserfläche, die von Bäumen eingegrenzt wird, den Mittelpunkt in der Gesamtkomposition der Anlage. Mit Unterstützung der Gärtner Johann Gottfried Nehring, dessen Sohn Johann Christian Nehring und Johann Friedrich Gerstenberger war Lindenau bestrebt, den Park mit vielfältigen botanischen Raritäten auszustatten. So erwarb er nicht nur seltene einheimische Pflanzen und Gewächse, er führte auch aus England, wo er selbst den neuen Gartenstil studierte, exotische Baum- und Pflanzensorten ein. So wachsen im Park nicht nur allgemein bekannte Gehölze wie Rotbuche, Stieleiche oder Gemeine Rosskastanie, auch botanische Seltenheiten wie Tulpenbaum, Blauglockenbaum oder Ginkgobaum sind hier zu finden.
Schon Ende des 18. Jahrhunderts erlangte der Park auch durch seine zahlreichen Bauwerke einen großen Bekanntheitsgrad. Die Bauten wurden - je nach Stimmung, in die der Betrachter versetzt werden sollte - in verschiedenen Baustilen errichtet. Die Entwürfe stammen von dem Leipziger Kondukteur J. E. Lange und von Glasewald.
Ehe der Parkrundgang begonnen wird, sollten Besucher das unmittelbar angrenzende Schloss in Augenschein nehmen. Das Restaurant lädt übrigens mit süßen und herzhaften Speisen ein, länger zu verweilen. Die heutige äußere Gestalt des Schlosses geht auf einen Umbau Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, der in schlichten Barockformen als dreiflügelige Anlage um einen kleinen regelmäßigen Innenhof ausgeführt wurde. Älteste Teile des Schlosses stammen wahrscheinlich bereits aus dem 16. Jahrhundert, als die Anlage als wehrhafte Wasserburg errichtet wurde. Noch bis in die 1830er-Jahre war das Schloss von einem Wassergraben und dem sogenannten Wallteich umgeben. Dass es heute kein Wasserschloss mehr ist, hängt mit dem Bau der ersten deutschen Ferneisenbahn Leipzig-Dresden (Fertigstellung 1839) zusammen. Damals wurden wasserführende Schichten im Erdreich durchtrennt, was zum Versiegen der Quelle führte, die den Dorf- und Wallteich speiste. Heute finden im Schloss nicht nur Seminare, Theateraufführungen und Konzerte statt, in der historischen Ritterstube können sich Paare standesamtlich trauen lassen und anschließend nach einem üppigen Festmahl mit der ganzen Gesellschaft den Landschaftspark erkunden gehen.
Vom Schlossvorplatz führt ein sanft abfallender Weg über den ehemaligen Wallgrabenteich zur Tulpenbaumallee. An deren Ende liegt der kleine klassizistische Tempel der Hygieia, der als Brunnenhaus diente. Bauliches Symbol der Vergänglichkeit ist die künstliche Ruine "Wilhelms Ruh". Den Namen erhielt der Ort 1792 anlässlich eines Besuchs des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm II., der bei der Durchreise zu seinem Heer am Rhein bei dem Grafen Lindenau, seinem damaligen Oberstallmeister, übernachtete. Die halbkreisförmige Ruhebank bot ursprünglich einen weiten Blick in die Landschaft. Doch kultur- und kunstgeschichtlich bedeutender ist die künstliche Ruine der "Ritterburg" an der nordöstlichsten und höchsten Stelle des Landschaftsgartens. Sie beherrscht die Umgebung wie eine Bastion und bietet bei klarer Sicht einen wunderschönen Ausblick. Die "Ritterburg" sollte durch ihr Aussehen ein authentisches Denkmal aus mittelalterlicher Zeit darstellen. Wer es gruselig mag, kann im Rahmen einer Parkführung das Innere erkunden.
Um alle Bauten, Denkmäler und botanischen Besonderheiten zu entdecken, sollten Besucher eine Parkführung buchen, denn vieles Interessante schlummert im Verborgenen.
Obgleich der Landschaftspark zu Machern über die Jahrhunderte einige Flächen und auch Bauwerke einbüßte, hat er dank der denkmalpflegerischen Bemühungen und auch des bürgerschaftlichen Engagements seinen besonderen Reiz bis heute bewahren können.