Bereits 1836 wurde die Erzgebirgische Eisenbahngesellschaft gegründet, um die aufstrebenden Metropolen Chemnitz und Zwickau verkehrstechnisch ans Industriezeitalter anzubinden. Doch Fehlplanung und Finanzen verzögerten den zügigen Ausbau, da die Bankrottmeile Limmritz – Waldheim mehr verschlang, als je vermutet. Letztlich „war die Strecke mit Kosten von über 100.000 Talern pro Streckenkilometer eine der teuersten Bahnbauten überhaupt“. Zur Eröffnung am 1. September 1852 nahm König Friedrich-August II. in Riesa im Salonwagen Platz und stieg in Chemnitz unter Beifall aus. Nordöstlich des Zentrums situierte man auf den Stadtfeldern den Bahnhof.
Das Bahnhofsgebäude, eröffnet 1873, wurde im normannischen Stil gebaut. Es ist ein Kopf- und Durchgangsbahnhof mit 14 Geleisen. Ständig erweitert, erlaubte das Gelände keine Querung, so grub man 1889 die Bazillenröhre, einen 217 Meter langen Fußgänger-Tunnel unterm Verkehrsknotenpunkt. Bahnhof und Stadt verloren nach der Wende an Bedeutung, so dünnte der Fernverkehr aus, bis er schließlich ganz eingestellt wurde. Chemnitz samt Region ward aufs Abstellgleis geschoben. Protest und geografische Lage ließen neu planen: „Ab 2022 will die Bahn zwischen Dresden und München neue Doppelstock-ICs fahren lassen. Voraussetzung ist dafür allerdings, dass der Abschnitt zwischen Hof und Regensburg elektrifiziert wird.“ Renoviert ist der Hauptbahnhof bereits, und nach Chemnitzer Modell der Allianz pro Schiene verbindet man auf gleichen Gleisen Regional- und Stadtverkehr. Fahrgästeplus: 886 Prozent.
Adresse
Bahnhofsstraße 1
09111 Chemnitz
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Textquelle
Kotte, Henner: Chemnitz: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2017.
Bildquelle
Vorschaubild: Hauptbahnhof, Fassade an Bahnhofsstraße. Saniert in 2014, Urheber: via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.
Das erste Bahnhofsgebäude von Chemnitz im Jahr 1854, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Empfangshalle des Bahnhofs Chemnitz (1873), Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.