Seiffen wurde im 13. Jahrhundert im Zuge der bergbaulichen Erschließung des Erzgebirges gegründet. Ursprünglich gewannen die Arbeiter aus der Seifenlagerstätte am Seiffenbach Zinn. Im 15. Jahrhundert wurde dann Zinn aus festem Gestein abgebaut.
Ab 1635 kamen erste Exulanten aus Böhmen, die aus Glaubensgründen vertrieben worden waren, nach Seiffen und siedelten sich an. Nicht alle konnten Lohn und Brot im Bergbau finden. Deshalb mussten sie sich andere Arbeit suchen: Die Holzverarbeitung als Haupterwerb war ein Ausweg. Gebrauchsgegenstände, wie Teller, Knöpfe, Spindeln, wurden angefertigt. Schüsseln und Schaufeln wurden im Nebenerwerb schon länger hergestellt. Aber früh wurde auch Spielzeug gestaltet.
Schon ab 1760 wurden die „Seiffener Ware“ über die großen Handelsplätze Leipzig, nur 140 km entfernt, und Nürnberg vertrieben, und bereits ab 1784 nach Übersee, vor allem in die USA, exportiert.
Die Kirche in Seiffen, erbaut zwischen 1776 und 1779, ist nicht nur prägend im Ort, sondern nimmt einen herausragenden Platz im Formenschatz der Holzerzeugnisse ein. Das Motiv begegnet uns immer wieder in verschiedenen Ausführungen.
Eigentlich ungewöhnlich für eine Dorfkirche weist sie einen achteckigen Grundriss auf. Von Christian Gotthelf Reuther (1742-1795) geplant, wird unschwer die Anlehnung an die Dresdner Frauenkirche erkennbar. Die Bronze, die auf der Wetterfahne der Kirche platziert ist, stellt einen Bergmann dar, was an den Abbau von Zinn im Bergwerk erinnert.
Die Vorläufer der heutigen, aus dem Erzgebirge stammenden Weihnachtspyramiden gab es schon im 16. Jahrhundert. In dieser Zeit war es in Sachsen an vielen Orten üblich, in den Häusern immergrüne Zweige aufzuhängen, um Unheil in den dunklen Wintermonaten abzuwenden. Weiter im Norden und Osten versuchten die Menschen das mit dem Licht zu erreichen. Beide Bräuche sind in der Pyramide vereint. In Böhmen war es Anfang der 18. Jahrhunderts üblich, in Trauerzügen oder bei kirchlichen Festen pyramidenartige, mit Kerzen bestückte „Trauergerüste" zu verwenden. Unbekannt ist noch, wer als erster die Idee entwickelte, an einer Achse Scheiben zu befestigen und diese mit Hilfe eines Flügelrades, das durch Warmluft betrieben wird, anzutreiben. Vorbild war das Göpelwerk, eine Maschine, um Erz zu fördern. Um 1800 sind die ersten, sich drehenden Pyramiden (erzgebirgisch: Peremett) sicher im Erzgebirge entstanden. In den aufgebauten Figuren wurde zuerst die Arbeit der Bergarbeiter dargestellt, Bergmannszüge und Tiere des Waldes, erst später kamen christliche Motive dazu.
Großpyramiden im Außenbereich gibt es heute fast in jedem erzgebirgischen Dorf oder in den Städten zu bewundern. Aus den Häusern leuchten die Schwibbogen und Lichterbogen, die Straßen und Plätze sind weihnachtlich illuminiert. Es leuchtet und räuchert überall. Die Großpyramiden finden den Weg auch in die sächsischen Großstädte.
Für viele Menschen ist Weihnachten die schönste Zeit des Jahres. Auch der Brauch, sich gegenseitig schöne Geschenke zu machen, veranlasst die Besucher in Seiffen, die wunderschönen Handarbeiten aus Holz, ob Pyramide, Räuchermännchen, Nussknacker, Schwibbogen und Raumleuchte, nicht nur zu betrachten, sondern auch zu kaufen. Sie wecken bei vielen Menschen glückliche Kindheitserinnerungen.
Die Vielfalt der erzgebirgischen Holzkunst ist beeindruckend. Hier kann man die Seele baumeln lassen.
Bildnachweis
Außer der Kopie des Gemäldes von Ludwig Richter im ersten Absatz, sind alle Aufnahmen von Ursula Brekle am 18.12.2024 in Seiffen gemacht worden.