In einem großen parkähnlichen Garten ragt die imposante Villa Esche, erbaut 1902/1903, als Meisterwerk des Jugendstils über dem Tal der Chemnitz. Die Villa beherbergt heute ein Museum für den belgischen Künstler Henry van de Velde. In der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 ist der Besuch dieses Baudenkmal von europäischen Rang ein Muss.
Der aus einer Unternehmerfamilie stammende erfolgreiche Strumpffabrikant Herbert Eugen Esche (1874-1962) ließ sich diese Villa für seine Familie von Henry van de Velde bauen und einrichten. Bereits seine vorige Wohnung hatte der Gestalter aus Belgien van de Velde ausgestattet. Klug ließ der Auftraggeber dem Architekten und vielfältigen Künstler völlig freie Hand.
Van de Velde lohnte es mit einem Gesamtkunstwerk als Lebensraum für die Familie Esche.
Im ehemaligen Speisezimmer hängt die Ahnengalerie der Familie Esche an den Wänden.
Van de Veldes Vorliebe für geschwungene Linien finden sich in vielen Details des Hauses wieder, gern verbunden mit geometrischen Formen.
Hier sehen wir einen hochwertigen Holz-Schreibtisch (von zwei), im ehemaligen Schlafzimmer.
Zur damaligen Zeit war die Ausgestaltung der Villa sehr modern. Museumsleiterin Anika Reinicke erläutert: "Nicht nur, dass es elektrischen Strom gab, sondern van de Velde setzte die Elektrizität in seinen Entwürfen in den Fokus: So waren die Leuchtmittel nicht verdeckt, sondern die Glühbirnen wurden zum zentralen Element der Leuchten."
Henry van de Velde bleibt bei seinem Stil. Funktion und Ästhetik im Einklang: Die zentrale Eingangshalle mit dem repräsentativen Treppenhaus. Das Highlight ist hier die grün-weiße Glasdecke. (9)
Als Pionier der Moderne verfolgte Henry van de Velde das Ziel, Funktion und Ästhetik in Einklang zu bringen, einen neuen Lebensstil zu kreieren und damit eine Reform aller Lebensbereiche zu erreichen. Damit gilt van de Velde heute als Pionier der Moderne und Wegbereiter des Bauhauses. (Zitiert nach Anika Reinicke, Direktorin des Henry van de Velde Museums)
Bildnachweis
(1) Chemnitz, die Villa Esche: Urheber Derbrauni
(2) Bildnis Herbert Esche gemalt von Edvard Munch 1905. Aus Wikimedia, gemeinfrei.
Kopfbild und Abb. 3 bis 10: Ursula Brekle, aufgenommen am 3. Mai 2025 in der Villa Esche.