Während der ganzen Adventszeit arbeitet und schnitzt der fleißige und spekulative Bergmann in allerlei mechanischen Spielereien, welche meistenteils allerlei Modelle des Bergbaues sind und ihm manchen Schweißtropfen kosten. Diese illuminiert er zur Freude seiner Familie am Heiligen Abend. So findet man hölzerne Steiger, überbaute vier bis fünf Stock hohe Pyramiden, wo man das ganze Bergbauwesen, auch die Eisenhämmer, Wasserkünste in völligem Gang sieht.
Aber der Heilige Abend selbst, wie illuminiert wird er gefeiert. Zu dieser Zeit hat es mir vorzüglich in Schneeberg gefallen, wo man abends auf dem sogenannten Gebirge hinter Neustädtel und auf dem Mühlberg fast alle Häuser an den Fenstern sehr hell erleuchtet sieht, welches in dem Dunkel der Nacht sehr schön in die Augen fällt. Die gewöhnlichen Speisen am Heiligen Abend sind Semmelmilch, Hering mit Milchbrei oder mit Apfelsaft, oder Sauerkraut mit Wurst, wobei das Gläschen Schnaps nicht fehlen darf. Zu dieser Mahlzeit brennt ein großes, bunt bemaltes Licht, auf welchem oft Namen und Jahreszahl zu sehen ist oder ein Spruch. Diese Lichte machen und malen sich die Bergleute selbst.
Am Christtag früh fünf Uhr wird dann Metten gehalten. Hier tut sich nun der Bergmann wiederum auf sein Grubenlicht etwas zugute, mit welchem er in die Kirche zieht, dass man glaubt, der Ort brenne. Und erst in der Kirche, wenn man auf der Emporkirchen viele hundert dieser lodernden Grubenlichter in mehreren schönen Reihen erblickt, hat man dann die prächtige Illumination.
Doch was ich erzähle, gilt nicht für Schneeberg ganz allein, man trifft es fast in allen obererzgebirgischen Städten an.
Bildnachweis
Kopfbild : Johann Böhme (1595–1667): Harfenspielender Engel (heute ohne Harfe), 1654, Lindenholz mit farbiger Fassung, vom 1945 zerstörten Orgelprospekt in St. Wolfgang in Schneeberg.
Urheber: Mirko
Abb. im Text: Teilnehmerin an Bergparade mit Bergbaugeleuchte (Karbidlampe) im Sächsischen Bergbau. Aufgenommen in Annaberg-Buchholz bei Bergparade 2015.
Urheber: Kora27 CC BY-SA 4.0