Der Katasteramtssekretariatsoberassistent im Ruhestande Fürchtegottundscheueniemand Dünnbier wurde seit einiger Zeit regelmäßig gegen ein Uhr nachts aus dem Schlafe geläutet.
Fürchtegottundscheueniemand fuhr jedesmal vor Wut kochend in seine Pantoffeln, warf sich in seinen Schlafsack, rannte zum Fenster, schlug den Fensterladen auf, nachdem er einen Fensterflügel geöffnet hatte und spähte grimmig in das Dompfaffgäßchen hinaus. Und jedesmal war in dem einsamen Gäßchen nicht ein Mäuseschwänzchen zu sehen.
Bis Fürchtegottundscheueniemand sich rachseschnaubend auf die Lauer legte, entschlossen, auf dem Haupte des Ruchlosen verschiedene Erzeugnisse der Porzellanindustrie zu zertrümmern, beim ersten Glockenton den Fensterladen behutsam öffnete, um zu seiner Überraschung seinen Nachbarn, den pensionierten Vizinalbahnoberkontrolleur Jasomirgott Goldwasser gerade noch nebenan in der Haustüre verschwinden zu sehen. Schäumend setzte Fürchtegottundscheueniemand das bereitgehaltene Porzellangefäß zu Boden, dass es mit scharfem Knall zersprang. Nach einer Weile finsteren Brütens fühlte er, dass es ihm um die Beine herum reichlich kühl wurde und ging zu Bett.
Jn den Traumbildern, die durch sein verstörtes Hirn jagten, spielte Herr Vizinalbahsnoberkontrolleur Goldwasser keine glückliche Rolle. Dreimal wurde er von Dünnbiers eigener Hand erwürgt, viermal durch einen fürchterlichen Hieb zu Boden geschlagen und mindestens alle Viertelstunden mit über Kreuz gefesselten Händen von der Polizei durch das Mund und Nase aufsperrende Dompfaffgäßchen geschleift.
Nass vor Aufregung stellte Dünnbier am nächsten Morgen den Ruhestörer zur Rede.
,,Awr Herr Nachbr«, beruhigte ihn Goldwasser, während ein fröhliches Schmunzeln den Aufgeregten entwaffnete. ,,Awr Herr Nachbr, da brauchense sich doch nich glei so aufzerächn. Unsre Glingl gähd nämlich nich un da saachte meine Frau zu mir: Weeste, Männe, saachtese, glinglst nähman, das heer'ch gradesogut!«