Die gelbe Rose, zart und dunkel umlaubt,
In Porzellan vom bläulichen Grau der Taube,
Die gelbe Rose öffnet das blühende Haupt
Und zieht in Duft, dem safranfarbigen Staube,
Durch meine Stube schwimmend wie Träume hin,
Die goldbeschnäbelten Schwäne, die nie gesungen,
Umschmiegt mich willig und achtet nicht, wer ich bin,
Woher unter finsteres Haar mein rotes Blut gesprungen.
Sie ist sanft und gebend und dauerlos wie eine Frau
Und ist, mag sein, dem Kranz des ewigen Todes entfallen,
Der draußen harrt in Abends taubenbläulichem Grau,
Ein Buch berührt und gilbt mit den blätternden
Fingerkrallen,
In Augenlöchern, auf Zähnen heiligen Spott:
Und ob sie wiehern und stampfen wie stolz gezüchtete
Pferde
Der Nordmann besser sich preist als Jude und Hottentott
Und der Priester in engen Himmel ihm schafft einen
neuen Gott -
Ich warte auf alle gleich still mit der gleichen Schaufelvoll
Erde.
Quelle
Das Wort der Stummen
Bildnachweis
Kopfbild: Gelbe Rosen. Urheberin: Ursula Brekle.