Sachsen-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Sachsen-Lese
Unser Leseangebot

Die Erzählungen sind das Kaleidoskop eines Lebens: von der erinnerten Kindheit, die immer märchenhafte Züge trägt, über die verspielten Dinge der Jugend bis hin zu den harten Auseinandersetzungen im Erwachsenen-Dasein. Das Verschwinden von Glauben und Vertrauen, das Verzweifeln an der Welt, diese metaphorische Obdachlosigkeit (Safranski), sind Teil davon.

7. Mai 1989 - Wahlbetrug in der DDR

7. Mai 1989 - Wahlbetrug in der DDR

Friedemann Steiger

Montagdemonstration in Dresden im November 1989.
Montagdemonstration in Dresden im November 1989.

Landesweit folgten in bis zu 1.000 Wahllokalen Bürgerinnen und Bürger den Aufrufen aus der Opposition, die Stimmauszählung zu beobachten und zu protokollieren, im Berliner Bezirk Weißensee geschah dies sogar flächendeckend in allen Wahllokalen. Die unabhängigen Beobachter notierten sich die Auszählungsergebnisse der Wahlvorstände vor Ort und verglichen sie anschließend mit den offiziell veröffentlichten Zahlen. Dabei stellten sie vielerorts "erhebliche" Diskrepanzen fest und machten bei Veranstaltungen in mehreren Kirchgemeinden öffentlich, dass Wahlbeteiligung und Zustimmungsrate offenbar nach der Übermittlung in die Wahlkommissionen in Rathäusern und SED-Parteileitungen schöngerechnet worden waren. Auch Westkorrespondenten wurden informiert und erhielten heimlich aufgenommene Fotos und Videomaterial.

Wir sehen es als gewachsenes politisches Bewusstsein der Bevölkerung an‘, hieß es in der gemeinsamen Abschlusserklärung der unabhängigen Wahlbeobachter, dass weit mehr Bürger als in den vergangenen Jahren mit NEIN gestimmt, die Wahlkabinen genutzt haben, sich für Auszählung interessierten oder die Teilnahme an der Wahl verweigerten. Durch die offensichtliche Wahlmanipulation hat das ohnehin umstrittene Wahlsystem seine Glaubwürdigkeit verloren‘. Unterzeichner waren u.a. die Oppositionsgruppen Kirche von Unten, Initiative für Frieden und Menschenrechte, Frauen für den Frieden, Umweltbibliothek Berlin und der Arbeitskreis Solidarische Kirche in Dresden.“

Zitiert aus den Webseiten der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema 7. Mai 1989 - Wahlbetrug in der DDR

Der Pfarrer und Bürgerrechtler Friedemann Steiger schrieb 1989:

Wir versiegelten

 

die Wahlunterlagen im Rat des Kreises.

Der Herr T. residiert jetzt hier.

Vor Jahren hat er mir gesagt,

wir wären nicht fähig, ein Kind

im Sozialismus zu erziehen.

 

Auf meine Bemerkung, dann dürfe

ich auch nicht Christenlehre erteilen,

bekam ich zu hören: Das können wir

jetzt noch nicht verbieten.

Wir versiegelten die Wahlunterlagen

im Rat des Kreises. Später erfuhren wir,

dass sich die Gegenstimmen in einem

anderen Raum befanden.

Er hat bewusst gelogen, der Herr T.

Solche Leute sind für die Wahl am

achtzehnten März verantwortlich.

 

Bildnachweis

Kopfbild: Plakat auf der Montagsdemonstration in Leipzig 1989. Bundesarchiv, Bild 183-1989-1120-026 / CC-BY-SA 3.0

Abb. im Text: Plakate auf der Montagsdemonstration in Dresden 1989. Bundesarchiv, Bild 183-1989-1120-030 / CC-BY-SA 3.0

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Napoleon in Lindenhayn
von Friedemann Steiger
MEHR
Germany shaft itself up
von Richard Gutjahr
MEHR
Bitte um Mithilfe der Bürger
von Stadtmuseum Eilenburg
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen