„Landesweit folgten in bis zu 1.000 Wahllokalen Bürgerinnen und Bürger den Aufrufen aus der Opposition, die Stimmauszählung zu beobachten und zu protokollieren, im Berliner Bezirk Weißensee geschah dies sogar flächendeckend in allen Wahllokalen. Die unabhängigen Beobachter notierten sich die Auszählungsergebnisse der Wahlvorstände vor Ort und verglichen sie anschließend mit den offiziell veröffentlichten Zahlen. Dabei stellten sie vielerorts "erhebliche" Diskrepanzen fest und machten bei Veranstaltungen in mehreren Kirchgemeinden öffentlich, dass Wahlbeteiligung und Zustimmungsrate offenbar nach der Übermittlung in die Wahlkommissionen in Rathäusern und SED-Parteileitungen schöngerechnet worden waren. Auch Westkorrespondenten wurden informiert und erhielten heimlich aufgenommene Fotos und Videomaterial.
‘Wir sehen es als gewachsenes politisches Bewusstsein der Bevölkerung an‘, hieß es in der gemeinsamen Abschlusserklärung der unabhängigen Wahlbeobachter, ‘dass weit mehr Bürger als in den vergangenen Jahren mit NEIN gestimmt, die Wahlkabinen genutzt haben, sich für Auszählung interessierten oder die Teilnahme an der Wahl verweigerten. Durch die offensichtliche Wahlmanipulation hat das ohnehin umstrittene Wahlsystem seine Glaubwürdigkeit verloren‘. Unterzeichner waren u.a. die Oppositionsgruppen Kirche von Unten, Initiative für Frieden und Menschenrechte, Frauen für den Frieden, Umweltbibliothek Berlin und der Arbeitskreis Solidarische Kirche in Dresden.“
Zitiert aus den Webseiten der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema 7. Mai 1989 - Wahlbetrug in der DDR
Wir versiegelten
die Wahlunterlagen im Rat des Kreises.
Der Herr T. residiert jetzt hier.
Vor Jahren hat er mir gesagt,
wir wären nicht fähig, ein Kind
im Sozialismus zu erziehen.
Auf meine Bemerkung, dann dürfe
ich auch nicht Christenlehre erteilen,
bekam ich zu hören: Das können wir
jetzt noch nicht verbieten.
Wir versiegelten die Wahlunterlagen
im Rat des Kreises. Später erfuhren wir,
dass sich die Gegenstimmen in einem
anderen Raum befanden.
Er hat bewusst gelogen, der Herr T.
Solche Leute sind für die Wahl am
achtzehnten März verantwortlich.
Bildnachweis
Kopfbild: Plakat auf der Montagsdemonstration in Leipzig 1989. Bundesarchiv, Bild 183-1989-1120-026 / CC-BY-SA 3.0
Abb. im Text: Plakate auf der Montagsdemonstration in Dresden 1989. Bundesarchiv, Bild 183-1989-1120-030 / CC-BY-SA 3.0