Carola
von Sachsen, geborene Prinzessin von Wasa-Holstein-Gottorp, letzte
Königin von Sachsen, engagierte sich begeistert und geschickt im
karitativen Bereich. Sie wurde am 5. August 1833 in Wien geboren; sie
starb am 15. Dezember 1907 in Dresden. Ausnahmsweise war die Heirat
mit Albert von Sachsen eine Liebesheirat. Ihr königlicher Gemahl
stützte ihre Arbeit. Carola widmete sich dem Aufbau vieler neuer
sozialer Institutionen im Königreich Sachsen, wie zum Beispiel
Pflege- und Schulungseinrichtungen. In der Wohltätigkeits-, Armen-
und Krankenfürsorge setzte sie neue Impulse. Mit ihrem Engagement
für Hilfs-, Kinder- und Frauenvereine trug sie zur Förderung und
Anerkennung benachteiligter Gruppen bei. Durch die Ausbildung von
Frauen und Mädchen zu Krankenschwestern, Wirtschafterinnen,
Näherinnen u. a. Berufszweigen entstanden neue
Betätigungsfelder für diese Benachteiligten. Carola erhielt mehrere
Auszeichnungen, auch den Sidonien - Orden. Als Namensgeberin der
„Carola-Medaille“, die für tätige Nächstenliebe verliehen
wurde, blieb sie im Volk in Erinnerung. Nach ihr sind im Land Sachsen
viele Örtlichkeiten benannt, vor allem in Dresden, wo sie
unmittelbar gewirkt hatte.
Ursula Brekle
In der ärmsten Hütten eine
Trat einst Sachsens Königin.
Kalt und öde ists im Stübchen,
Not und Kummer wohnen drin.
Auf die harte Streu gebettet
Liegt ein Knabe, fiebernd heiß.-
Zu ihm wendet sich Carola,
Geht zum Lager sanft und leis.
Glättet ihm die wirren Locken,
Reicht ihm einen kühlen Trank
Und spricht tröstend noch beim Scheiden:
„Still, nur still, es währt nicht lang.“
Als sie wieder kam zur Hütte,
War der Knabe blass und tot,
Kalt die Hand, die noch im Sterben
Gruß und Dank ihr kindlich bot.
„Mutter“, hat er oft gesprochen,
„Kommt die Dame wieder her,
Schek ihr doch mein Blumenstöckchen!
Auch sie kam zu mir nicht leer.“
Carola, gerührt zu Tränen,
nimmt die Blume freundlich an,
Lässt sie pflegen, dass sie täglich
Ihre Lust dran haben kann.
In dem königlichen Garten
Pranget manches Blümlein zart,
Aber keines, das mehr Liebe
Eines Herzens offenbart.
Von den Blumen Düfte gebend,
Schön gestaltet, bunt gefärbt,
Ist Carola keine lieber,
Als die, welche sie „geerbt“.
Nichts hat je die Königin
So beglückt und froh gemacht
Als die Blume jenes Knaben,
Der im Tod an sie gedacht.