Bei den Rückzugsgefechten der Franzosen von Dresden über Chemnitz nach Leipzig anfangs Oktober 1813 kamen auch Reiter nach Oberlichtenau. Da es damals in Oberlichtenau keinen Schmied gab, ließen diese zum Beschlagen ihrer Pferde den Niederlichtenauer Schmied Hofmann kommen, der bis abends zu tun hatte und dafür mit Ledergeld bezahlt wurde, das allerdings nach der Völkerschlacht bei Leipzig seinen Wert verlor. Als der Schmied nach Hause gehen wollte, drückten ihm die französischen Reiter eine Laterne in die Hand mit dem Befehl, sie noch nach Seiffersbach (bei Mittweida) zu führen. Der Schmied musste natürlich gehorchen. In der Hoffnung, dass der Wind seine Laterne ausblasen sollte, öffnete er heimlich die Laternentür. Als der Wind das Licht ausblies, was unterhalb des Gutes Nr. 10 geschah, warf der Schmied die Laterne weg, sprang über den Dorfbach in das Gebüsch und verbarg sich in der Scheune des Gutes Nr. 8. Die Reiter setzten fluchend in der Finsternis ihren Marsch fort, bis sie die Schmiede fanden. Hier begehrten sie polternd und schimpfend Einlass, durchsuchten alles, durchstachen das Heu und Stroh, fanden aber keinen Schmied. Erst als die Franzosen am anderen Morgen fluchend weiter gezogen waren, kam der Schmied wieder in sein Heim zurück. Den damals benutzten Werkzeugkasten hob sein Nachkomme, der Schmiedemeister Max Hofmann, zur Erinnerung an diese Begebenheit als Heiligtum auf. So hatte es ein Niederlichtenauer fertig gebracht, die Franzosen an der Nase herumzuführen.
Quelle
Vogel, Georg: 1 000 Jahre Heimatgeschichte des Kirchspiels Niederlichtenau. Frankenberg 1935