Einer der eifrigsten Verfechter der neuen Lutherischen Lehre, war Magister Martin Gilbert von Spaignart. Um seine Treue zu belohnen schickte Martin Luther denselben nach Liebenwerda um dort, 30 Jahre, als Superintendent zu wirken. Aus dieser Zeit stammte auch ein Trinkglas, welches der große Reformator Luther, Gilbert von Spaignart zum Geschenk machte. Es war dasselbe von ungemeiner Schönheit und Leichtigkeit, und der Länge nach, gleichsam wie mit schmalen weisen Bandstreifen, die am Boden immer schmäler zusammen laufen, ausgelegt und künstlich verfertigt.
Jenes Trinkglas blieb über 200 Jahre im Besitz der Familie. Bis in jene Zeit, als ein Nachfahre des Beschenkten in Düben Lehrer wurde. Es war Magister Emanuel Christian Gilbert von Spaignart, der in Sachsendorf geboren war, einem Pfarrdorfe in der geistlichen Inspektion Grimma, und der im Februar 1760 als Collaborator bei der Stadtschule zu Düben gestorben war. Bei seiner Beerdigung hielt Magister Bennemann, als damaliger Diakonus, die Leichenpredigt. Der Diakon predigte bei den Armen der Stadt, das kostete weniger als beim Pfarrer.
Es hinterließ dieser Schulmann eine Witwe nebst einer elenden und gebrechlichen Tochter in großer Armut, denn Rente kannte man noch nicht. Besonders in den teuren Jahren von 1770 – 1772 gerieten Mutter und Tochter in so große Armut, dass sie fast alles verkaufen und nur von der Wohltätigkeit mitleidiger Menschenfreunde leben mussten. Unter diesen Umständen nahm sich der Magister Johann Gottlieb Benemann, welcher jetzt Pfarrer war und dessen Gattin Sophia dieser Verlassenen an.
Aus Dankbarkeit schenkten diese schließlich, das letzte Wertvolle was sie noch besaßen, jenes besagte Trinkglas dem genannten Herrn Pfarrer um ihm ihre Dankbarkeit für seine Wohltaten zu beweisen und ihn zu weiterem Wohltun zu bewegen, nebst den dazu gehörigen Nachrichten. Denn in dem Glas selbst fand man einen Zettel, darauf die merkwürdigsten Nachrichten davon aufgezeichnet standen, die ich abschriftlich hier mitteilen will: „Dieses Schöne und in einem sauberen Futteral verwahrte Glas (wofür einige Liebhaber schon damals mehr als 10 Taler geboten hatten) ist des weltberühmten seeligen Doktor Martini Lutheri wirkliches Leib- und Tischglas gewesen, womit er seinen guten Herzensfreund Magister Martinium Gilbertum v. Spaignart, zu Liebenwerda, gütig beschenket hat.“ Mutter und Tochter waren überzeugt, dass es keinen Besseren hat geben können, als Pfarrer Bennemann und beide sind auch weiter von ihm unterstützt wurden, so gut er konnte, bis sie im Jahr 1783 in äußerster Armut verstarben.
Herr Magister Johann Gottlieb Bennemann übte sein Amt noch bis ins Jahr 1788 aus. Nach längerer Krankheit starb er am 17. Juli 1788 zu Altherzberg bei seinem Herrn Schwiegersohne Magister Weckmann, Pfarrer daselbst, als er denselben besuchte, im 64 Lebensjahre, dessen entseelter Körper dann nach Düben zum Begräbnis abgefahren wurde.
Das Trinkglas aber war danach in den Besitz seines Nachfolgers Magister Gottlob Immanuel Lingken, substituierten Pfarrer zu Düben (1787-1789) gelangt und kam so, als dieser Düben wieder verlassen musste, nach Grimma. Vielleicht finden wir es dort noch Heute.