Sachsen-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Sachsen-Lese
Unser Leseangebot

Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?
vorgestellt von Jürgen Krätzer

Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Lessing entpuppt sich als schulverdrossener Aufrührer, als Student in „schlechter Gesellschaft" und als leidenschaftlicher Glücksspieler, der sich von Job zu Job hangelt. Bewusst stellte er sich gegen die damaligen Erwartungen und prangerte die Scheuklappen der Gesellschaft an. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe. Zugleich setzt er sich mit Lessings neuartiger Theatertheorie und den aufklärerischen Werten in seinen Dramen auseinander. Dabei gelingt es ihm aufzuzeigen, wie relevant und modern deren Themen noch heute sind.

Die Dübener Heide im 30-Jährigen Krieg

Die Dübener Heide im 30-Jährigen Krieg

Lutz Fritzsche

Gustavus Adolphus in der Schlacht von Lützen am 6. November 1632
Gustavus Adolphus in der Schlacht von Lützen am 6. November 1632

Jener durch seine Gräuel, seine lange Dauer und mit seinen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Folgen so furchtbare Krieg von 1618-1648 hat sich nicht überall in gleicher Art und Weise ausgewirkt und auch nicht alle Landstriche während seiner ganzen Dauer betroffen.

In der ersten Etappe von 1618-1623 beschränkte sich der Kriegsschauplatz auf Böhmen und Süddeutschland (Böhmisch-Pfälzischer Krieg) und in der zweiten Etappe von 1625-1629 auf den norddeutschen Raum (Niedersächsisch-Dänischer Krieg). Obwohl gar nicht weit von hier eine Schlacht war, denn an der Dessauer Elbbrücke schlug Wallenstein (katholisch) den Grafen Ernst von Mansfeld (evangelisch), scheint unsere Gegend wenig berührt worden zu sein von den Kämpfen, welche sich 1626 ereigneten.

Dafür meldete sich schon in den Jahren 1625-1626 ein schrecklicher Begleiter früherer Kriege, die Pest. In dieser Zeit starben in Düben etwa 150 Personen an dieser Krankheit. Düben gehörte damals zu Kursachsen und obwohl dieses noch nicht dem Bunde evangelischer Stände (Union) beigetreten war, kam es zu Auseinandersetzungen mit kaiserlichen Truppen (Liga).

1630 wurde die Stadt Düben von Kroaten, die im Dienste des Kaisers standen, heimgesucht und geplündert. Von ihren Gräueln meldet die Chronik, dass dem Bürgermeister und Schreiber Johann Meisen auf dem Markte, gleich wenn man aufs Rathaus gehet, der Rücken aufgehauen, so dass das Herz im Leibe zu sehen war. (Die Kroaten waren vom Kaiser als Söldner angeworben, da es noch keine stehenden Heere und keine Wehrpflicht gab.) Meisen war von 1616 an Stadtschreiber und ab 1621 Bürgermeister der Stadt gewesen. Zu Beginn des Jahres 1631 war ein neues Schulgebäude bei der Kirche eingeweiht worden.

Zusammenkunft Georg von Sachsen und König Gustav Adolf von Schweden
Zusammenkunft Georg von Sachsen und König Gustav Adolf von Schweden

Am ersten September kamen schwedische Reiter und bereiteten ein großes Heerlager in und bei Düben vor. Am zweiten September folgte der schwedische General - Quartiermeister mit 300 Pferden und sieben Wagen und machte Quartier für den König Gustav Adolf von Schweden auf der hiesigen Burg. Dieser traf am 4. September mit seinem Heer von etwa 30000 Mann und 2000 Wagen in Düben ein, um sich noch am gleichen Tage mit dem Kurfürsten von Sachsen Johann Georg und dessen Armee von 20000 Mann an der Friedhofecke vor dem Mühltor zu vereinen. Nach gemeinsamen Kriegsrat auf der Burg, an dem auch der Kurfürst von Brandenburg teilnahm, zogen die Heere am 5. September gegen Leipzig. Spruch: Gustav Adolf von Schweden war gegen eine Schlacht, Sachsen und Brandenburg dafür. Er sagte:“ Wenn wir verlieren, stehen eine Krone und zwei Kurhüte auf dem Spiel.“ Zwei Tage später kam es dann zur Schlacht bei Breitenfeld, gegen den kaiserlichen Feldherren Tilly. Aus dieser Schlacht gingen die verbündeten Schweden und Sachsen siegreich hervor.

1632 kam es zur Schlacht bei Lützen. Der schwedische König Gustav Adolf wurde durch mehrere Musketenkugeln am Oberarm, in den Rücken und in die Brust getötet.
1633 herrscht in der Stadt wieder die Pest.

1635 tritt
Kursachsen vom Bündnis mit Schweden zurück.

Es ging dann nicht mehr um Evangelisch oder Katholisch, sondern nur noch um Macht und Geld. Sehr zum Schaden der einzelnen Länder und deren Bewohner. Zum Schutz vor den Schweden, die am 24.9.1636, in der Schlacht bei Wittenstock die vereinigten kaiserlichen und sächsischen Heere vernichtend geschlagen hatten, wurde in den sächsischen Amtsbezirken eine Sicherheitswache errichtet. Die Dübener Stadtwache war dem Leutnant C. Wiegand unterstellt.

Am 24.12. ging dann der schwedische General Baner mit der schwedischen Hauptmacht bei Kösen über die Saale, marschierte auf Leipzig zu, vertrieb aus Eilenburg sechs Kavallerie-Regimenter, bemächtigte sich des Brückenkopfes Torgau und besetzte Düben, Delitzsch und Bitterfeld. Torgau war 23 Wochen sein Hauptquartier.

Am 22. Februar 1637 fand eine große Brandschatzung durch schwedische Fouragiertruppen statt, nachdem die Forderung nach Nahrungsmittel und Geld nicht erfüllt werden konnte.

Die Schweden zündeten die Stadt an einigen Stellen an. Mehrere Häuser und die Muldebrücke wurden ein Raub der Flammen, auf den Straßen lagen viele Tote. Die Schweden zogen von Düben gegen Wittenberg und verwüsteten unterwegs alle Dörfer.

1638 war dann die Stadt vollkommen verarmt und die Bürger konnten nur notdürftig ihre Nahrung finden, trotzdem waren viele aus ihren Verstecken in den Wäldern zurückgekehrt und hatten die schweren Trümmerschäden beseitigt. Die Teuerung war sehr groß, kostete doch ein Scheffel Korn über 5 Taler, jedoch war Getreide kaum aufzutreiben. Ständig befanden sich Plünderer und Marodeure in der Stadt. Den Dörfern der Dübener Heide ging es oftmals noch schlimmer. So fanden große Plünderungen vom 5. bis 8. August und am 14. und 16. September durch fremde Kriegsvölker statt.

Im Mai 1639 verlangten die Schweden abermals Kontribution in Höhe von 200 Taler von der Stadt. Am 9. Mai 1641 drangen schließlich etwa 70 kaiserliche Reiter in die Stadt ein und schossen auf die Bürger und die herbeigeeilte Sicherheitswache. Einen der Reiter, welcher ein Haus in Brand gesteckt, hat man niedergeschossen. Durch die beherzte Abwehr der Bürger und der Sicherheitswache konnte an diesem Tage schlimmeres verhindert werden. Tags darauf war vom Torgauer Tor her ein starker Trupp Soldaten in die Stadt gedrungen. Bei dem Überfall wurde ein Bürger getötet und danach die gesamte Bürgerschaft unter der Burg zusammengetrieben. Mehrmals haben sich die Einwohner zur Wehr gesetzt und versucht ihr Eigentum zu schützen. Dabei sind sie aber von den Soldaten schwer misshandelt worden. Gegen Abend ist dann der Amtsschösser mit einem großen Teil der Bürger nach Eilenburg geflüchtet, wo sie auch Aufnahme fanden.

Besetzung der Burg Düben. Zeichnung:  Paul Haffner.
Besetzung der Burg Düben. Zeichnung: Paul Haffner.

Um das ganze Ausmaß des Elends erfassen zu können, werfen wir einen Blick in die Amtserbbücher und vergleichen den Zustand der Heidedörfer vor dem Krieg mit dem Zustand von 1641. Zum Beispiel wohnten in Authausen vor dem Krieg noch 72 Familien, 1641 noch 26. In Görschlitz waren es 37 und 1641 noch 6. In Durchwehna 17 und 1641 noch 10. In Schwemsal 20 und 1641 noch 2. Pferde waren 1641 in keinem Dorf mehr vorhanden. Ochsen noch sieben, Schweine noch sechs. Auch Saatgetreide war kaum noch vorhanden. Aber das ist nur Statistik. Ein späterer Bericht schildert den Zustand der Heidedörfer wie folgt: “Der größte Teil derselben liegt wüste, die Felder bleiben unbestellt. Erben oder Käufer für die Güter melden sich nicht. Görschlitz liegt fast zur Hälfte in Asche. Von Söllichau ist über die Hälfte wüst und unbewohnt. Tornau ist vollständig niedergebrannt, die drei letzten Einwohner leben in Düben.“

So oder ähnlich lesen sich alle Berichte jener Zeit.

Anfang August 1642 kamen die Schweden wieder in ihr altes Lager bei Torgau. Im Oktober wurde Düben besetzt und erhielt eine „Salva Guardia“ (Schutzbrief gegen Geldzahlung) unter dem Befehl eines Obristen des schwedischen Regiments zu Ross, Namens Douglas. Düben hatte 100 Taler Kontribution zu zahlen.

Im August 1645 war es zu einem vorläufigen Waffenstillstand zwischen Sachsen und Schweden gekommen.

1646 im März kam es in Eilenburg zu einem neuen Vertrag, in welchem die vorher festgelegte Zahlung (Sachsen an Schweden) auf 8000 Reichstaler gemindert wurde. Danach ging die Verwaltung der Güter und Liegenschaften wieder an die sächsischen Ämter über.

Am 3. Dezember 1648 wurde der im Oktober geschlossene sogenannte „Westfälische Frieden“ im Lande verkündet.

Der westfälische Friedensvertrag war der erste europäische Friedensvertrag und er hielt, bis auf kleinere Kriege, bis zum Jahr 1806. Die Grenzen zwischen katholischen und protestantischen Staaten waren nun klar geregelt und damit die Religionskriege in Europa beendet.

1649 kamen etliche schwedische Soldaten nach Düben in Quartier, welche die Bürger sehr schikanierten.

Im Laufe des Jahres 1650 zogen die Schweden aus dem Lande Sachsen ab. Es blieben aber viele Soldaten, die sich von ihren Truppenteilen abmustern ließen oder sich einfach entfernt hatten, in der Stadt und ihrer Umgebung. Da Sachsen einen großen Teil seiner Bevölkerung in diesem furchtbaren Krieg verloren hatte, waren auch Bauern und Handwerker sehr willkommen. Sie übernahmen herrenlose Grundstücke und bauten diese wieder neu auf. Es dauerte aber noch Jahrzehnte, bis die Wunden des Krieges verheilt waren.


Weitere Beiträge dieser Rubrik

Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen