Heinrich Heine schuf das Gedicht 1824. Es ging in die Literaturgeschichte ein. Behandelt wird ein zentrales Motiv der Romantik: Das Vanitas-Motiv. Hinter der Maske der Schönheit lauert der Tod. Es ist sein bekanntestes Gedicht geworden. Friedrich Silcher vertonte das Gedicht 1837 und trug damit zur schnellen Verbreitung bei, seine Version hat den Text populär gemacht. Später 1856 vertonten Franz Liszt das Gedicht und schuf ein Lied für Klavier- und Singstimme. Auch Clara Schumann vertonte den Text, ebenso für Klavier- und Singstimme.
Ursula Brekle
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.