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Roland Opitz
Kennst du Fjodor Dostojewski?

Das Leben Dostojewskis glich einer Achterbahnfahrt: stetig pendelnd zwischen Verehrung und Verachtung, zwischen Erfolg, Spielsucht und Geldnot. Mit 28 Jahren wurde er wegen revolutionärer Gedanken des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt, landet dann aber im sibirischen Arbeitslager.
Er gilt als Psychologe unter den Schriftstellern, derjenige der hinab schauen kann in die Abgründe der menschlichen Seele. Diese Biografie ist gespickt mit Auszügen aus seinen Meisterwerken sowie mit einigen seiner Briefe, die einen offenherzigen Menschen zeigen.

Morgen Kinder, wird's was geben

Morgen Kinder, wird's was geben

Carl Gottlieb Hering

Morgen, Kinder, wirds was geben!
Morgen werden wir uns freun!
Welche Wonne, welches Leben
Wird in unserm Hause seyn;
Einmal werden wir noch wach,
Heysa, dann ist Weihnachtstag!

Wie wird dann die Stube glänzen
Von der großen Lichterzahl!
Schöner, als bey frohen Tänzen
Ein geputzter Kronensaal.
Wißt ihr noch, wie vor’ges Jahr
Es am heil’gen Abend war

Wißt ihr noch mein Räderpferdchen?
Malchens nette Schäferinn?
Jettchens Küche mit dem Herdchen,
Und dem blankgeputzten Zinn?
Heinrichs bunten Harlekin
Mit der gelben Violin?

Wißt ihr noch den großen Wagen,
Und die schöne Jagd von Bley?
Unsre Kleiderchen zum Tragen,
Und die viele Näscherey?
Meinen fleiß’gen Sägemann
Mit der Kugel unten dran?

Welch ein schöner Tag ist morgen!
Neue Freude hoffen wir.
Unsre guten Eltern sorgen
Lange, lange schon dafür.
O gewiß, wer sie nicht ehrt,
Ist der ganzen Lust nicht werth.

Nein, ihr Schwestern und ihr Brüder,
Laßt uns ihnen dankbar seyn,
Und den guten Eltern wieder
Zärtlichkeit und Liebe weihn,
Und aufs redlichste bemühn,
Alles, was sie kränkt, zu fliehn.

Laßt uns nicht bey den Geschenken
Neidisch auf einander sehn;
Sondern bey den Sachen denken:
„Wie erhalten wir sie schön,
Daß uns ihre Niedlichkeit
Lange noch nachher erfreut?“

 

(Alte Schreibweise.)

Quelle des Notaph

Donath, Paul (Hg.): Wunderweiße Nacht. Leipzig 1955

 

 

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