Am Ostermorgen schlendere ich, genußsüchtig wie ich nun einmal bin, durch die Anlagen. Da kommen mir zwei leise schwankende Gestalten entgegen, denen man auf zwölf meter ohne Fernrohr ansehen kann, wie sehr sie sich in der letzten Nacht auf das Osterfest gefreut haben.
Der eine bemüht sich, sein etwas gestörtes Gleichgewicht an einer Bank wieder in Ordnung zu bringen, hebt bdächtig den Arm und zeigt beharrlich ins Grüne.
Der andere folgt nachdenklich der Richtung des Zeigefingers: „Was issen?"
„Saachemal, was issn das da fier ä märggwirdchr Voochl?"
„Wo denn?"
„Nu da!"
„Wo dennur? Ich gann gee Voochl sähn!"
„Nu da driehm, glei nähmdn Baum!"
„Ich säh nischt. Wie siehtrn aus?"
„Schwarz."
„Emmende midde gelm Schnawl?"
„Ja."
"Siehtern aus wie 'ne Amsl?"
„Ja."
„Ja -(Pause) - ja - (Pause) - dann isses ooch eene!"
Quelle
Säk‘sches Gemiese. Eiene Sammlung der lustigen Dichtungen in sächsischer Mundart.
Verlag A. Bergmann – Leipzig o. J. (vor 1936)
Autor: Otto Grune