Sachsen-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Sachsen-Lese
Unser Leseangebot

Katja Schmieder

Kennst du Edgar Allan Poe?

In dem Buch „Kennst du Edgar Allan Poe“ wird eine Unterhaltung mit dem berühmten Schriftsteller fingiert. Er redet mit dir über sein Leben und einige seiner Werke, auch über die erste Detektivgeschichte der Welt. Autorin Katja Schmieder lässt dich diese Begegnung erleben, als wärest du tatsächlich mal eben so in die Mitte des 19. Jahrhundert zurückgereist.

Christbaammauser

Christbaammauser

Louis Riedel

„Himmel nah de Wänd!“ sue hot dr Geger vun Schnobelsreith scha seit verze Togn geflucht und gewettert. Sue oft‘r naus Holz kam, immer wieder hatten se ne e paar Tännle – und allemol de schännsten – weggeschnieten. Wue leichter drzu ze kumme war, aß de Baamle uhscheinlich wurn warn. Ober wos hatt‘s ne denn genützt? De Spitzbubn kletterten nu drfür nauf de grueßen Baamer und schnieten vun dene - ‘s war waßsettersch e wahre Sünd – de Giebel ro. Ach, när ann, när ann, wenn‘r emol derwischen könnt! Himmel nah de Wänd! Der sett drah glaabn müssen. Himmel nah de Wänd! När ann! Die Racker vun Spitzbubn mußten doch gerodzu wissen, wenn‘r nausgahng. Die mußten ne doch beabsolviern Tog e Nacht, af Schriet e Triet. Gott in Himmel, sue e Ärger!

 

Endlich hot‘r emol Glück. Vun weiten siehet‘r enn Kerl dorte in ne Stangenholz stiehe und waßsettersch druebn af‘r huehng, huehng Tann noch ann, noch sue enn Dinkerts. Stracks macht‘r drauf zu. Eh‘r ober bis nah is, hot ne der kerl unten aah weiskriegt, tutt en Pfietscher und kimmt nochert wie in gröss‘ter Fraad af man Geger zu. „Gott sei Lueb und Dank“, sogt‘r, „endlich kimmt e Mensch, endlich kriegn mer Hilf.“

„Wos machen Sie denn dohierte?“ fregt der Geger streng. „Ach Gott, iech und mei Freind, dr Edeward, mir wotten af de Heftelmühl, wotten uns Mehl bestelln af de Feiertog zen Backen:und nu sei mer do in den Wald neigeroten und haben uns verloffen und wissen kann Ausweg. Sie sei unner Rettingsengel. Gott, ach Gott, wenn‘s nu Nacht worn wär und mer hätten uns net zurechtgefunne. Mer hätten derfriern müssen alle beede, wie mer sei! Sie sei unner guter Engel!“

„Wos macht‘n der dort af dr Tann?“ fregt dr Geger noch e wing strenger. „Nu, des is ebn dr Edeward, mei Freind. Den ho ich doch donaufgeschickt. ‚Edeward‘ ho iech gesogt, du bist e wing gelambiger af ne Bannen wie iech, steig ner emol donauf af den Baam und schau dich im, ob de net irgendwue e Dorf oder e Haus oder enn Kerchtorm sehe kast, aß mer uns bekenne und wissen, wue mer sei. Mer kumme sinst in unnern Lebn nimmer hamm.“

„Koarl“, rief‘s itze wie zer Bekräftiging vum Baam ro. „Koarl, iech ka dr fei nischt sehe, nischt wie Baamer und Baamer.“ „Kumm när ro“, rieft‘r zen Koarl nauf, „dr liebe Gott hot enn Engel geschickt, der uns ne Weg weist! Gelle, Harr Farschter, Sie sei sue gut und helfen uns in unnern Malär?“

Und wie dr Edeward vum Baam ro geklettert is, do sterzt der aah af ne Geger und hält ne de Händ hie und sogt in alln Eifer: „Ach, ich waß net, wie ich Ihne danken soll, Harr Farschter! Ach, ho ich e Angst ausgestanne! Ach, mei Fraa und meine arme Kinner, wenn iech dorhierte hätt ümkumme müssen! Gelle, Sie seie sue gut und sogn uns, wie mer do aus dem Holz nauskumme!“

Wos wott dr Geger machen? ‘r giehet mit ihne beis nah ne Weg, wu se sich bekenne. Hunnertmol bedanken sich de Halunken noch. Dr Geger ober flucht und wettert be siech: „Iech Brummochs, kunnt ich net e wing sachterer machen, aß ich zwee Minuten speter hikumme wär, aß se drweile ‘s Baamel ohgeschnieten gehatten hätten! Die ohgefeimten Halunken, die! Wie wern se itze fer siech lachen über den alten Iesel, vun den se siech aah noch ne Weg weisen lossen. Himmel nah de Wänd! Na, ihr laaft mr scha noch emol neis Garn. Noochert genad eich Gott! Himmel nah de Wänd!“

Weitere Beiträge dieser Rubrik

De teire Pris
von De Neideitel
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen