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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Dos Myrtenstöckel

Dos Myrtenstöckel

Albert Schädlich

Myrtus communis (1)
Myrtus communis (1)

Guckt nur mol in a Stub wu nei,

wu ofn Fansterbrat

a Myrtenstöckel stieht un fei

sich dächt in Harrlichkat,

do frat mr sich harzinniglich

über su en winzigen Baam,

der sinnreich is un sicherlich

viel zöhlt in unnern Labn.


A Myrtenstöckel, gut gepflegt.

Dös s gewiß wos schiens.

Mr hot ne ganzen Winter durch

im Stübele wos grüns.


Es gibt ka Braut, die net ins Haar

a Myrtenstöckel drückt,

un aa kenn Bräut‘gam‘s ganze Gahr,

dan net a Myrtenzweig schmückt.

Uralter Brauch! Su muß as sei,

Grü is der Hoffning gleich!

Su hoffnungsvoll zieht‘s Brautpaar ei

nei in sei Himmelreich.


A Myrtenstöckel, gut gepflegt.

Dös s gewiß wos schiens.

Mr hot ne ganzen Winter durch

im Stübele wos grüns.

Un sieht's nort gar su weiß un grü

in seiner Blütenpracht,

so denkt mr, wie dr liebe Gott

aa dös su schie gemacht.

Ja! ´s Myrtenstöckel trägt, wenn's blüht,

zwee Farbn, su wunnerschie.

Aa du, mei liebes Sachsenland,

trag ewig weiß un grü!


A Myrtenstöckel, gut gepflegt.

Dös s gewiß wos schiens.

Mr hot ne ganzen Winter durch

im Stübele wos grüns.

Quelle

Albert Schädlich der Lauterer Gevatter. Schwarzenberg i. S. 1934

Bildnachweis

Kopfbild: Sachsens Flagge aus Wikimedia - gemeinfrei

Bild 1: Myrtus communis (flowers with Puccinia psidii). Location: Maui, Lower Kimo Rd Kula

Author

Forest & Kim Starr

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