„Versunkene Pensionen, Läden und Cafés: Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz ist stets die erste deutsche Stadt, die das Elbhochwasser trifft.“ Ein Jahrtausendhochwasser traf die Orte am Elbufer bereits zweimal im Dezennium, die Jahrhundertfluten kamen öfter. „Der Bürgermeister von Bad Schandau hat nachgerechnet. Jedes Mal, wenn es eine Fußballweltmeisterschaft gab, wurde seine Stadt in den vergangenen Jahren vom Hochwasser heimgesucht – 2002, 2006 und 2010. Und jedes Mal hatte die deutsche Nationalelf keine Chance. Das trifft freilich auch auf Bad Schandau zu.“ 2013 kamen die Fluten wieder, kaum dass die Schäden der letzten Hochwasser beseitigt waren.
Für eine Landschaft, die vom Tourismus lebt, sind solche Katastrophen wirtschaftlich nicht reparabel: Nicht nur die Feriengäste bleiben aus, auch manch Einwohner verlässt sein Heim und Gut. „Nach der Flut 2006 haben etwa 100 Bürger entnervt aufgegeben und sind aus Bad Schandau weggezogen.“ Das Spaßbad der Toscana-Therme brauchte übers Jahr, um die entstandnen Wasserschäden zu beheben. Aber die Solidargemeinschaft beeindruckte von Spendengeld bis tatkräftiger Unterstützung. In den Schutz vor Wassermassen wurde investiert. Das Vorhersagesystem verbessert. Und doch lebt man am Ufer mit der Angst: „Ein Mal noch, dann ist es genug. Ein Mal noch diese braune Brühe, diesen morastigen Dunst, diesen betonartigen Schlamm, wenn die Elbe wieder in ihr Bett zurückgekehrt sein wird. Irgendwann reicht es, dann kann selbst ich nicht mehr.“ Aufgebaut und renoviert, sind solch Vorhaben schnell vergessen. Kurz ist des Menschen Gedächtnis.
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Textquelle:
Kotte, Henner: Sächsische Schweiz: Die 99 besonderen Seiten der Region Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.
Bildquelle:
Krippen: Markierungen der Elbhochwasser (1784–2006), 2008, Urheber: X-Weinzar via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5.