Sachsen-Lese

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Florian Russi
Papier gegen Kälte

Manfred Hoffmann, ehemals Klassenbester, ist ein angesehener Kinderarzt mit eigener Praxis und strebt nach dem Professorentitel. Stets bemüht, allen in ihn gesetzten Erwartungen zu entsprechen, steuert sein Leben in eine Sackgasse. Die jahrelange wissenschaftliche Arbeit erweist sich plötzlich als vergebens, sein Karriereaufstieg ist gefährdet, seine Ehe gescheitert, alle Erwartungen enttäuscht. Auf der Suche nach Genugtuung und nach Rechtfertigung begibt er sich auf Wege, die gefährlich weit in die Netze der organisierten Kriminalität ziehen.

Eine packende Mischung aus Entwicklungsroman und spannendem Thriller.

auch als E-Book erhältlich

Das Aschenweibchen zu Zittau

Das Aschenweibchen zu Zittau

Johann Georg Theodor Gräße

In der Neujahrsnacht des Jahres 1756 und um die Mitternachtsstunde der folgenden Tage hatte eine Anzahl von Personen ein verkrüppeltes und verrunzeltes altes Frauenzimmer vor der Johanniskirche und auf vielen Straßen mit einem Besen eifrig den gerade gefallenen Schnee zusammenkehren sehen. Einige, die sich ein Herz fassten, fragten sie, was sie da mache und wer sie sei, und sie antwortete: „Ich bin das Aschenweibchen der Stadt und kehre die Asche zusammen, allerorten wo welche liegt; ich habe noch lange zu tun, denn sie liegt berge hoch und auf allen Gassen, doch hier (vor der Johanniskirche) gerade zumeist.“ Da sich nun diese Erscheinung täglich wiederholte und die ganze Stadt in Schrecken versetzte, beschloss ein hoch edler Rat, der Sache ein Ende zu machen und die Landstreicherin, denn dafür hielt man sie, einzufangen. Die Stadtsoldaten, mehrere Ratsherren an der Spitze, lauerten ihr auch eines Nachts auf. Sie erschien auch wie gewöhnlich, man rief sie an, allein sie ließ sich in ihrem Kehren nicht stören. Und als man nach ihr schlug und griff, verschwand ihre Gestalt in der Luft.

 

Sie kehrte aber darauf die nächsten Nächte zurück, und kehrte nach wie vor. Doch wagte sich niemand mehr an sie heran, und so konnte man sie jede Nacht eifrig kehren sehen, bis am 23. Juli des Jahres 1757 die mit den Sachsen verbundenen Kaiserlichen die von einigen 100 Preußen besetzte Stadt auf einmal bombardierten und zum größten Teil in Asche legten. Eine der ersten Bomben schlug in die St.-Johannis-Kirche ein und zündete, und überall, wo das graue Mütterchen sich früher hatte sehen lassen, waren glühende Kugeln gefallen und hatten die Gebäude in Brand gesteckt. Während des Brandes aber sah man eine graue Gestalt über die glühenden Trümmer schweben und mit einem Besen Wolken von Asche vor sich her fegen. Nun begriff man die warnende Erscheinung des grauen Mütterchens, aber leider zu spät. Seitdem schwebt es in der Silvesternacht und am Vorabend des sogenannten Brandfestes (22. Juli) wie ehedem fegend durch die Straßen der Stadt und ruft dadurch allen leichtfertigen Bürgern die Lehre zu: „Seid wachsam und hütet euch, dass das Unglück nicht noch einmal unerwartet über euch komme und euch ganz vernichte.“

Bildnachweis

Kopfbild

Urheber: Schmidti (CC BY-SA 3.0)

 

Abb. im Text: Wikipedia - gemeinfrei

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