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Heft 2

B-Z! Das ist nett! (Teil 1)

In diesem Arbeitsheft werden alle Konsonanten eingeführt, die sich beim Sprechen gut dehnen lassen. Dazu kommen noch einige Vokale (Zwie- und Umlaute).

Das goldene Lamm

Das goldene Lamm

Johann Georg Theodor Gräße

Im Dorfe Fürstenwalde lebte vor langer Zeit ein Häusler, Namens Bär , bei dem seit vielen Jahren jährlich ein Fremder, angeblich ein Italiener, einkehrte, sich mehrere Wochen aufhielt und in dem Flussbett der Müglitz in der Gegend vom Kratzhammer abwärts bis an das sogenannte Löwenbrückchen Goldkörner und im Schlottwitzgrunde edle Steine suchte. Seine Bemühungen wurden jedes mal von reichem Erfolge gelohnt, er bezahlte stets seinen Wirt reichlich, doch endlich sagte er einmal bei seiner Abreise, er werde nun nicht wieder hierher kommen, wohl möge ihn aber Bär in seiner Heimat besuchen, wozu sich schon Gelegenheit finden werde.
Nach länger als Jahresfrist erhielt nun Bär von seinem früheren Gast die Nachricht, er solle nach Teplitz kommen und sich daselbst auf der Post melden, für sein Fortkommen und Beköstigung sei gesorgt. Bär macht sich auf den Weg, findet alles wie angegeben und gelangt endlich in den Wohnort seines Freundes. Da er jedoch der Sprache nicht kundig ist, hat er große Mühe, die Gasse und das Haus zu finden, wo sein Gastfreund wohnen sollte, trotzdem dass ihm die Nummer desselben angegeben war. Endlich nach langem Suchen findet er dieselbe, aber das Haus scheint ihm weit größer und prächtiger, als er sich gedacht hatte, er tritt jedoch ein, um sich zu erkundigen, weil er aber in seiner schlechten gewöhnlichen Kleidung war, so wurde er von einem ihm entgegenkommenden Bedienten, der ihn für einen Bettler hielt, aus dem Hause hinausgewiesen. Wie er nun nicht weiß, was er anfangen soll, hört er auf einmal aus dem genannten Hause eine bekannte Stimme rufen: "Vater Bär bist Du’s?" und gleich darauf erscheint zu seiner großen Freude sein alter Freund. Dieser nimmt ihn sehr gut auf, allein Bär kann sich lange Zeit mitten unter der Pracht und Herrlichkeit, die ihn umgibt, gar nicht zurecht finden, endlich führt ihn jener, als er sich zum Abschied anschickt, in ein Kabinett, welches seine Schätze enthielt, und bittet ihn, unter mehreren dort aufgestellten, aus dem reinsten Golde gegossen Figuren, sich eine zum Andenken mitzunehmen, da sie aus den Goldkörnern seien, die er in seiner Heimat gesammelt habe. Bär wählt nach langem Zureden ein goldnes Lamm und gelangte damit und mit einer kleinen Summe Geldes, welche ihm sein Freund noch aufgedrängte, glücklich wieder in seiner Heimat an.
Die Kunde von diesem goldnen Lamm gelangt bald zu dem damaligen Herrn von Lauenstein und durch diesen wieder an den Kurfürsten. Dieser bewog Bär durch Zusage einer kleinen jährlichen Leibrente, ihm dieses ebenso kostbare wie auch kunstreich gearbeitete Stück abzutreten, worauf es dann in die kurfürstliche Kunstkammer gebracht wurde, allein hier scheint es verloren gegangen zu sein.

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