Vom Jahre 1439 bis 1443 wurde unser Land Sachsen von einer besonderen Pest heimgesucht. Die Menschen waren weder krank noch mit Schmerzen geplagt, sondern die Pestkranken waren von einer Art Schlafsucht befallen. Nach wenigen Tagen holte sie dann der Tod. Früher wanderte man aus vor dem Pestengel, diesmal versuchte man sich mit Gelöbnissen. Das wundertätige Marienbild in dem benachbarten Ebersdorf bei Frankenberg wurde daher zu jener Zeit von Tausenden besucht. Mit irgendeinem Trostspruch oder mit einer Aufgabe oder Buße wurden die Menschen wieder entlassen. Für die Oederaner Pilger lautete die Sühne (sehr uneigennützig) folgendermaßen:
„Das Haus der lieben Frawen
Mit Klang druf ufzubawen!“
(aus Erasmus Strumpf Sirensis)
Das hieß nun, die Kirche zu Oederan samt deren Glocken aufzubauen. Ob es geschehen ist, verschweigt Erasmus Strumpf. Dass aber die Glocken für den Turm besorgt worden sind, beweist sechs Jahre danach das traurige Schicksal der Glocken, die im Sächsischen Bruderkrieg* ( 1446 – 1451) wieder eingeschmolzen worden sind.
*Im Sächsischen Bruderkrieg ging es um die wettinischen Herrschaftsgebiete nach der Altenburger Teilung zwischen den Brüdern Herzog Wilhelm III. (der Tapfere) und Kurfürst Friedrich II. (der Sanftmütige).
Quellen:
Demmler, Br.: Ortsgeschichte von Niederwiesa. Frankenberg 1929
Staberoh: Chronik der Stadt Oederan 1847