Am Johannistag kamen zwei Hirtenknaben, indem sie den jungen Vögeln nachstellten, in die Gegend des Heilingsfelsen und erblickten unten an demselben eine kleine Türe offenstehen. Die Neugierde trieb sie hinein; in der Ecke standen zwei große Truhen, eine geöffnet, die andere verschlossen. In der offnen lag ein großer Haufen Geld, sie griffen hastig danach und füllten ihre Brotsäcklein voll. Drauf kam's ihnen greulich; sie eilten nach der Türe, glücklich trat der erste durch. Als aber der zweite folgte, knarrten die Angeln fürchterlich, er machte einen jähen großen Sprung nach der Schwelle, die Tür fuhr schnell zu und riß ihm noch den hölzernen Absatz seines linken Schuhes ab. So kam er noch heil davon, und sie brachten das Geld ihren erfreuten Eltern heim.
Der Johannistag ist das Hochfest der Geburt Johannes’ des Täufers am 24. Juni. Er steht in enger Verbindun zur zwischen dem 20. und dem 22. Juni stattfindenden Sommersonnenwende. Die Johannisnacht ist die Nacht auf den Johannistag, vom 23. auf den 24. Juni.
Die Johannisfeuer werden in der Nacht vor dem Johannistag angezündet. Nach dem Volksglauben sollen sie Krankheiten, Dämonen und Unwetter abwenden.
(Die Erläuterung zum Johannistag hat Ursula Brekle verfasst.)
Quelle: Gebrüder Grimm. Deutsche Sagen.
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