Hochzeiten sind friedliche und freudige Feste, sagten sich die Lutki. Als der Sohn ihres Königs heiratete, feierten sie ein Fest im Freien und luden die Bewohner der benachbarten Dörfer ein, daran teilzunehmen. Sie baten darum, anstelle von Geschenken Brot, Kuchen, Obst, Gemüse, Braten, Getränke und vor allem Hirsebrei mitzubringen. Dieser Vorschlag gefiel den Dorfbewohnern sehr. Sie waren alle sehr neugierig auf die Lutki, aber die meisten von ihnen hätten nicht das Geld gehabt, wertvolle Geschenke zu kaufen. Die Königsfamilie aber hatte sich alles sehr klug ausgedacht. Gold, Silber und Schmuck besaß sie genug. Schließlich waren die Lutki erfahrene Bergleute. Was ihnen Mühe bereitete, war das Backen, Kochen und Braten. Dafür fehlten ihnen die Geräte. Ihre kleinen irdenen Töpfe waren nicht geeignet für große Feste. So traf sich alles gut. Die Dörfler brachten ausreichend Speisen und Getränke mit. Einige Frauen hatten auch schon an die Zukunft gedacht und beschenkten das Lutki-Prinzenpaar mit selbstgenähten oder gestrickten Windeln und Kinderkleidung. Die Lutki umgekehrt überreichten ihren Gästen Schmuckstücke aus Gold, Silber und Kupfer. Da waren alle hochzufrieden.
Als nach dem Essen das Prinzenpaar zum Tanzen aufforderte, bildeten die Lutki einen Kreis, drehten sich, schwangen Arme und Beine hin und her. Alle, die es sahen, mussten herzlich lachen und klatschten fröhlich in die Hände. Zwerge können humorvoll sein und die Lutki konnten auch über sich selbst lachen.
Noch viele Jahre später wurde zwischen Senftenberg und Zittau von der gelungenen Prinzenhochzeit erzählt. Alle, die daran teilgenommen hatten, begegneten sich von da an mit Respekt und immer auch mit einem verständnisvollen Lächeln.
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Kopfbild: Archiv W. Brekle
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