Viele Jahre hatten die Lutki allein in der Lausitz gelebt. Kein Mensch hatte sie behelligt. Die Lausitz war Lutkiland. Die Zwerge wohnten in Hügeln, Höhlen oder Erdlöchern unter dem Waldboden. Sie waren Bergleute und gruben nach Gold, Silber und Kupfer. ‘In der Lausitz fanden sie alles so, wie sie es liebten. Es ging ihnen gut und sie hatten viel Platz. Das Land war groß und so bemerkten die Lutki zunächst nicht, wie die ersten Menschen dort einzogen und Häuser bauten und Äcker anlegten. Erst als es immer mehr wurden, kam es zu ersten zufälligen Begegnungen.
Einmal fanden die Lutki einen alten Bauern auf seinem Acker liegend. Er hatte sich bei der Ernte überarbeitet und einen Schlaganfall erlitten. Ohne lange zu überlegen halfen die Lutki dem Mann, kühlten sein Gesicht, gaben ihm einen heilenden Tee zu trinken, p?egten ihn und brachten für ihn die Ernte ein.
Als der Bauer wieder zu sich kam, glaubte er zunächst, Gespenster zu sehen. Dann bedankte er sich bei den Lutki, indem er ihnen Hirse, Roggen und rote Rüben schenkte. Die Zwerge zogen daraufhin artig ihre Hüte und machten sich auf den Nachhauseweg. Als der Bauer am folgenden Tag wieder auf sein Feld kam, fand er ein Tongefäß, das mit Goldmünzen gefüllt war. Es gab keinen Zweifel, dass es die Lutki waren, die es dort füuuml;r ihn zurückgelassen hatten.
Die Zwerge aber waren nun neugierig geworden auf die Menschen. Fünf Lutki durchstöberten die Gegend und stellten fest, dass nicht allzu weit von ihnen entfernt Menschen eine Siedlung errichtet hatten. Diese bestand aus einer Zahl von Höfen, die von Zäunen umgeben waren. Als sich die fünf ihnen näherten, hörten sie lautes Hundegebell. Alle Höfe wurden von Hunden bewacht, die größer als die Lutki waren. Da wurden die fünf von großer Angst gepackt und kehrten schnell wieder um. Es wurde ihnen bewusst, dass es nicht einfach für sie war, sich mit den Menschen zu treffen.
Quelle
Russi, Florian: Erbsensoldaten. Bertuch Verlag Weimar 2013