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Bernhard Beskow/Übersetzung Nadine Erler

Erinnerungen an Goethes Weimar

Ein Reisebericht aus dem 19. Jahrhundert

Der schwedische Historiker und Dramatiker Bernhard Beskow besuchte in jungen Jahren Weimar. In seinen Reiseberichten schildert er seine Eindrücke und Erlebnisse. Die Bekanntschaft mit Goethe beeindruckte ihn am meisten. Die deutsche Übersetzung wurde von Nadine Erler vorgenommen. 

Kurfürst Moritz hält Fastnacht zu Torgau

Kurfürst Moritz hält Fastnacht zu Torgau

Dr. Jürgen Friedel

Torgau - war vor der deutschen Besiedlung T o r g o v . Darin steckt „t o r g“ ‚ der Marktort. Seit ca. 950 ist hier eine deutsche Burg. T u r g u o ‚ T u r g o w e ‚ T o r g o w e , T u r g a w (1382) sind die Schritte zur heutigen Schreibung.

Schloss Hartenfels Torgau. Gemälde von Lucas Cranach dJ
Schloss Hartenfels Torgau. Gemälde von Lucas Cranach dJ


Kurfürst Moritz hatte wieder einmal sein geliebtes Torgau zur zeitweiligen Residenz gemacht, um gehörig Fastnacht zu halten. (Es mochte 1552 gewesen sein.) Nach guter Gewohnheit hatte er dazu seinen Bruder Herzog August eingeladen und den Markgrafen Albrecht von Brandenburg, mit dem er später in Feindschaft geriet.

Kurfürst Moritz von Sachsen. Gemälde von Lucas Cranach dJ
Kurfürst Moritz von Sachsen. Gemälde von Lucas Cranach dJ

Wie jedes Mal geschah es, dass dieser sich bald im Trinken völlig überladen hatte. Kurfürst Moritz und sein Bruder konnten so in Ruhe beieinander sitzen und miteinander über verschiedene Angelegenheiten reden.

Da kam auf einmal eine wunderschöne, jungfräuliche, weißgekleidete Mädchengestalt herein und setzte sich zwischen den trunkenen Albrecht und Kurfürst Moritz. Herzog August sah die Erscheinung zuerst. Er erschrak über die Gestalt, die er für ein Gespenst hielt.

“Komm, Bruder", sagte er, “lass uns aus dem Tafelgemach gehen, ich ahne nichts Gutes. Ich hab kein gutes Gefühl, länger hier zu weilen." Da sah auch Moritz die zierliche Jungfrau sitzen und sprach Markgraf Albrecht an: "Heh, was habt ihr da für eine Jungfrau sitzen?"
Der hob langsam den Kopf und erwiderte lallend: “Ach, verdammt! Lasst sie bei mir sitzen, wird sie schon der Satan holen!" Dann ließ er nach einer schwachen Geste mit dem rechten Arm den Kopf wieder auf die Tischplatte sinken.

Das war Albrechts Trinkgenossen willkommener Grund, Abschied aus dem Gelageraum zu nehmen. Mit ihnen verließ auch die Jungfrau des Markgrafen Seite und den Raum. Markgraf Albrecht berührte das alles nicht.

Nach einer Weile verlangte er nach neuen Trunkesfreuden, weshalb man etliche von Adel auf Hartenfels ins Gemach beschied, wo die Nacht dann vollends mit derbem Trunke hingebracht wurde. 0b die geheimnisvolle, schweigende Jungfrau den beiden Fürsten folgte, und ob und wem und wo und wie ..., dazu schwiegen wohl die beiden Fürsten, und auch Frau Sage schweigt nicht nur aus Höflichkeit.

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