Im Hochmittelalter regierte König Heinrich I., der auch der Vogler genannt wird, viele Jahre über das Ostfrankenreich. Eines Tages beschloss er, sein Reich auf die Lausitz auszudehnen. Dort lebten damals viele tausend Lutki. Sie fühlten sich in ihrer Heimat wohl und geborgen, obwohl mehrere Jahre zuvor Menschen mit slawischer Sprache in das Gebiet eingezogen waren, Siedlungen errichtet und den Zwergen vieles im Leben streitig gemacht hatten.
Um das Land zu erkunden, schickte der König seinen Vertrauten, den Grafen Albrecht, in das Gebiet. Der bereiste es mit großem Gefolge und ging in den Wäldern der Lausitz zur Jagd. Dabei sah er zum ersten Mal in seinem Leben Zwerge. Es waren Lutki, die auf einem Hügel herum kraxelten und emsig mit Brotbacken beschäftigt waren.
„Was sind das für lüdde Leute?", rief Graf Albrecht &uuuml;berrascht und wollte gar nicht aufhören, ihrem Treiben zuzuschauen. Graf Albrecht stammte aus dem Norden Deutschlands. Deshalb gebrauchte er nicht das Wort „klein", sondern wie bei ihm zu Hause üblich, den Ausdruck „lüdde". „Lüdde Leute?", wiederholte sein aus Sachsen kommender Stallmeister, der neben ihm stand. Er fand den Ausdruck sehr lustig. Zu Hause erzählte er seinen Kindern von der Begegnung mit den Zwergen und von der Bezeichnung, die der Graf für sie gebraucht hatte. Die Kinder fanden Freude an dem Wort und wandelten es in Lutki ab, so wie man aus Russen Russki, aus Kindern Kindski oder aus Glückskindern Glückski machen kann. Bei der folgenden Jagd erzählte der Stallmeister seinem Grafen und seinen Begleitern von dem Wortspiel der Kinder. Alle hatten Spaß an dem Namen und so verbreitete er sich sehr schnell.