Sachsen-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Sachsen-Lese
Unser Leseangebot

Florian Russi

St. Valentin und die Liebenden

Viele vermuten hinter dem Valentinstag eine Erfindung der Neuzeit, um das Geschäft der Floristen anzukurbeln. Nur die wenigsten wissen, wer sich hinter dem Namensgeber St. Valentin verbirgt.
Florian Russi geht in dieser Broschüre der Sage um den Tag der Liebenden auf den Grund. Er stößt auf die tragische Liebesgeschichte und einen Mönch mit grünem Daumen.

Neinerlaa

Neinerlaa

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Neunerlei-Karte zu Weihnachten aus Olbernhau (Saigerhütte)
Neunerlei-Karte zu Weihnachten aus Olbernhau (Saigerhütte)

Das „Neinerlaa“, hochdeutsch Neunerlei – neun Bestandteile, gehört zum Heiligabend im Erzgebirge wie der Bergmann, der Lichterengel und die Pyramide, die Erzgebirgler sagen „Perremett“. Es ist die traditionelle Mahlzeit, jedoch variiert die Zusammensetzung je nach Tal, nach Stadt, ja in jeder Familie kocht die „Mam“ alle Jahre ihr einziges „Neeinerlaa“.

Schon der Name verkündet, dass „Neinerlaa“ Glück bringt für das Neue Jahr, denn 3mal die Glückszahl 3 ist eben 9. Mit jeder einzelnen Speise sind Wünsche für das nächste Jahr verbunden.

Beginnen wir mit der Tradition in Johanngeorgenstadt:

Klöße gehören auf den Tisch, viele Klöße, die bringen die Taler – also das große Geld. Und Linsensuppe, die bringt das Kleingeld – die Groschen und Pfennige. Aber bitte nicht sauer abschmecken, das gibt ein saures Leben. Dafür aber reichlich Sauerkraut – das bringt im nächsten Sommer langes Stroh und eine reiche Ernte. Alles kräftig salzen, ja keine Zurückhaltung, denn jeder weiß, Salz vertreibt die bösen Geister. Damit der Zauber mit den Klößen und den Linsen richtig wirkt, gehört unter jedem Teller ein Geldstück. Und zum Gedeck gehören Kerzen: Brennende Kerzen als Symbole des Lebens. Ein bisschen Stroh unter der Tischdecke erinnert an die Krippe im Stall, in dem Jesus geboren worden ist.
Sellerie für die Fruchtbarkeit und rote Beten für die Schönheit sollten nicht fehlen.

Um Gotteswillen keine Buttermilch, sonst tropft das ganze Jahr die Nase. Und keine eingeweckten Blaubeeren, sonst gibt es Trauer im Haus.

Die Köstlichkeit Bratäpfel mit Vanillesoße hingegen schenkt Schmerz freie Stunden im nächsten Jahr und sorgt vor, dass man sich des Lebens erfreuen kann („doß man sischs ganze Labn free kah“).

Aber nun zum „Fleischernen“:

Fingerlange Bratwürstchen gehören allemal dazu, sie sind der Garant für Herzhaftigkeit und Kraft. In „Hansgörgenstadt“ kommen dazu gepökelte Schweinsbeine und Meerrettich auf den Tisch. Aber beim Hauptgang Fleisch gehen die Meinungen im „Arzgebörg“ sehr auseinander. So sagt man den Einwohnern von Bermsgrün nach, sie mästeten beizeiten jeder eine Gans, um sie für das „Neinerlaa“ anzurichten. Auch in Annaberg bevorzugt man gebratene Gans als Hauptgericht. Beliebt in anderen Städten ist das „Kunickel“, soll heißen Hasenbraten, korrekter Stallhase. Manchmal werden noch Ente und Schweinebraten toleriert. Der Hauptgang Fleisch steht dafür, dass einem das Glück treu bleibt („doß ens Gelick trei bleibt“).

Aber das „neimodsche Zeich“ wie Flugente, Poularde, Pute, Sauerbraten und Karpfen am „Heiligobnd“ bringt die Tradition durcheinander und führt zu nichts Gutem! Also Silvesterkarpfen zum „Heiligobnd“ – ganz unmöglich.

„Leit“, merkt euch das!

Wenn Sie, lieber Leser, einmal ohne Anstrengung den erzgebirgischen Klassiker genießen wollen, dann kehren Sie ein in den Ratskeller „Zum Neinerlaa“ in Annaberg-Buchholz. Hier wird das traditionelle Gericht auf großen Tellern von November bis 6. Januar serviert. Mit klein geschnittenem trockenen Weißbrot, das kurz vor dem Servieren mit heißer Milch übergossen und mit Mandelsplitter bestreut wird, finden wir die Semmelmilch als Variante auf dem Teller, die sich für ein gutes neues Jahr verbürgt. Und Mandeln stehen dafür, dass der Lebensalltag im nächsten Jahr gut abläuft („doß dr Labnswogn gut geölt dorchs neie Gahr fährt“).

Ganz zünftig speisen Sie auch in Olbernhau in der Saigerhütte – siehe Abb.

Bildnachweis

Kopfbild: Weihnachtskerzen aus Wikimedia Commons - gemeinfrei

Neunerlei-Karte zu Weihnachten aus Olbernhau (Saigerhütte) Author: Geolina163

Quellen

Hierzulande. Eine Lesereise durch Sachsen. Zusammengestellt von Rita Winter, Dresden. Stuttgart und Berlin 1993.

Zu Gast im Erzgebirge in daheim in Deutschland. Dezember 2016, S. 70 ff.

https://de.wikipedia.org/wiki/Neunerlei#/media/File:Neunerlei_Karte.jpg

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Krabat-Festspiele 2018 in Schwarzkollm
von Dipl.-Päd. Ursula Brekle
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen