Die Sorben, früher auch Wenden genannt, sind ein westslawisches
Volk, das in der Ober- und Niederlausitz (Hornja
Łužica bzw.
Dolna
Łužyca) als nationale Minderheit anerkannt ist
(s. auch Märchen-Sagen-Seenland
Oberlausitz und die Kultur der Sorben, Familienseminar des
Ensheimer-Kreises 2012 in Bautzen).
Obwohl ohne „Gebietsautonomie“, haben sie ihre
„Kulturautonomie“ erhalten,wie sie sich z.B. in dem Sagenkreis
um Krabat, einer
Sagengestalt der Sorben zeigt. Die
Krabat-Sage spielt in den Dörfern rund um Hoyerswerda
(Wojerecy).
Neben Sprache und Kultur haben die Sorben auch eine eigene Flagge und eigene Hymne über die Jahrhunderte bewahrt. Während in der überwiegend katholischen Oberlausitz das Obersorbische noch Alltagssprache ist, hat sich das Niedersorbische in der evangelischen Niederlausitz sehr viel weniger erhalten. Nach Schätzungen der Domowina (http://www.domowina.de/witajso-witajce-willkommen/) gibt es noch 7000 aktive Sprecher des Niedersorbischen und rund 15 000 des Obersorbischen.
Hier ein Sprachbeispiel dazu. Es sind die ersten Sätze des „Vaterunser“ auf Obersorbisch (A) und auf Niedersorbisch (B):
A)Wótče naš, kiž sy w njebjesach. Swjeć so Twoje mjeno. Přińdź Twoje kralestwo. Stań so Twoja wola, kaž na njebju, tak na zemi. Wšědny chlěb naš daj nam dźens.
B)Wóśce nas, kenž sy na njebju, wuswěśone buź Twójo mě; pśiź k nam Twójo kralejstwo; Twója wóla se stań ako na njebju, tak teke na zemi. Wšedny klěb naš daj nam źinsa.
Neben der Sprache sind ein weiterer wesentlicher Bestandteil der sorbischen Kultur die zahlreichen Brauchtümer, wie die Vogelhochzeit oder die Marienfeste. Die künstlerisch gestalteten sorbischen Ostereier haben ebenso wie die Trachten dabei überregionale Bekanntheit erlangt.
Ostern ist bei Christen das höchste Fest im Jahreskreis. Es verheißt die Auferstehung Jesu und verkündet die frohe Botschaft von einem Neubeginn des Lebens nach dem Tod. Wie bei allen Völkern sind die Volksbräuche Ausdruck der Kultur und Lebensweise. Bei den Sorben gehört daher seit alters her ein ganzer Kranz an traditionellem Brauchtum zur Osterzeit dazu:
Das Osterreiten (Jutrowne jěchanje),das Schöpfen des Osterwassers durch junge, unverheiratete Mädchen (Jutrowna woda),die Lausitzer Ostereiermärkte (Jutrowne wiki), das Waleien („Eirollen“) der Kinder (Walkowanje): Zunächst legt ein Kind eines seiner Eier in eine Grube, die sich am Ende der Bahn befindet. Ein zweites Kind versucht, dieses Ei zu treffen, in dem es ebenfalls ein Ei die Bahn hinabrollen lässt. Gelingt ihm dies, so erhält er das Ei des ersten Spielers. Verfehlt er es, so bleibt das Ei in der Grube und das nächste Kind ist an der Reihe. Das Spiel endet, wenn alle Eier in der Grube liegen.
Die vielleicht bekannteste Tradition dürfte das Verzieren der traditionellen sorbischen Ostereier (Debjenje jutrownych jejkow) sein.
Die Symbole:
Dreiecke symbolisieren die göttliche Trinität, Kreise und Punkte den Schutz gegen Dämonen, Striche die Sonnenstrahlen oder Wärme und Licht. Diese Symbole werden zu naturalistischen, geometrischen oder stilisierten Ornamenten zusammen gefügt.
Die Techniken:
Ätztechnik:
Die Ätztechnik ist die älteste Verzierungstechnik. Ursprünglich wurde ein gefärbtes Ei dabei in einen Ameisenhügel gestellt, wodurch es durch die von den Ameisen abgegebene Ameisensäure ein unregelmäßiges Muster erhielt. Später benutzten die Sorben die Milchsäure (Sauerkraut), heute auch verdünnte Salzsäure.
Wachsreserviertechnik:
Bei der Wachsreserviertechnik (auch Reservetechnik oder Wachstechnik genannt) wird das Ei vor dem Auftragen von Farbe mit heißem Bienenwachs betupft. Hintergrund ist, dass auf den mit dem Wachs „reservierten“ Flächen keine Farbe haftet. Dadurch kann man durch ein präzises Auftragen des Wachses entsprechende Muster erzeugen. Ursprünglich benutzte man zu diesem Zwecke Gänsefedern deren Spitzen zu einer bestimmten geometrischen Form gefeilt wurden (Dreiecke, Vierecke etc.), um einfache Formen zu erzeugen.
Bossiertechnik
Die Bossiertechnik entwickelte sich im Wesentlichen aus der Wachsreserviertechnik. Dabei wird das Ei wiederholt mit heißem Bienenwachs betupft, allerdings ist hier das Wachs vorher gebrannt und damit gefärbt worden. Dadurch wird die Farbe mit dem Wachs direkt aufgetragen und erzeugt bei entsprechender Schichtdicke neben dem Muster auch ein Relief.
Ritztechnik:
Die Ritztechnik (auch Kratztechnik genannt) ist die aufwändigste und filigranste Verzierungstechnik. In ein gefärbtes Ei mit besonders widerstandsfähiger und dicker Schale werden dabei mit einem scharfen Gegenstand entsprechende Ornamente in die Schale geritzt.
Hier ein Link, der das Bemalen der Ostereier zeigt:
https://www.youtube.com/watch?v=iDsmjAyec1Y
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Dass die Sorben nicht nur in ihren Traditionen leben oder eine unbedeutende Minderheit bilden, sondern längst im heutigen Sachsen voll angekommen sind, zeigt sich in der Politik. Im Mai 2008 wurde mit Stanisław Tilich zum ersten Mal ein Sorbe Regierungschef Sachsens (*10.April 1959 in Nowa Wjeska bei Kamjenc,Wokrjes Budyšin ). Tilich spricht neben seiner Muttersprachen Obersorbisch und Deutsch auch fließend Polnisch.
Ein Link zum Artikel Sorbische Osterreiter: http://www.sachsen-lese.de/index.php?article_id=39...
Bildquellen
Sorbische Ostereier(2 Bilder): Sorbische Ostereiermalerei in Schleife (Landkreis Görlitz), Dr. Bernd Gross, CC-BY-SA 4.0 via wikipedia commons
Waleien, Briefmarken-Jahrgang 1982 der Deutschen Post der DDR, Nightflyer, public domain via wikipedia commons
Plakat: Sorbischer
Ostereiermarkt, Förderverein für sorbische Volkskultur e.V.
(www.volkskultur.sorben.com)
www.herbert-kihm.jimdo.com
www.hinachbar.de