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Zu Gast in Weimar

George Eliot; deutsche Übersetzung: Nadine Erler

Zu den vielen Künstlern, die es nach Weimar zog, gehörte auch die englische Schriftstellerin George Eliot. Im Sommer 1854 verbrachte sie drei Monate im kleinen, doch weltberühmten Städtchen an der Ilm. George Eliots schriftlich festgehaltenen Eindrücke sind äußerst amüsant. Dieser Blick einer Fremden lässt Weimar in anderem Licht erschienen.

Broschüre, 40 Seiten, 2019


Luther auf dem Reichstag zu Worms

Luther auf dem Reichstag zu Worms

Friedemann Steiger

Karl V. als junger Mann. Gemälde von Bernard van Orley (1491/92 - 1542)
Karl V. als junger Mann. Gemälde von Bernard van Orley (1491/92 - 1542)

Karl V. war mit der deutschen Kaiserkrone geschmückt worden. Ihm gehörten Castilien, Arragonien, Böhmen und Österreich, Burgund, die Niederlande, Neapel, Sizilien und Sardinien; dazu die neu entdeckte Welt; die Sonne, hieß es, ginge in seinem Reich nie unter. Karl V. hielt einen ersten Reichstag in Worms ab.

Luther sollte dort erscheinen und seine Lehre vor Kaiser und Reich verantworten. Luther machte sich wohlgemut auf. Über Erfurt, Gotha, Eisenach. Aber das schleichende Fieber hatte ihn erwischt. So musste er unterwegs pausieren. Justus Jonas, Nikolaus von Amsdorf und der Wittenberger Rechtsgelehrte Hieronymus Schurf begleiteten ihn. Die Reise glich einem Siegeszug. Alle wollten Luther sehen. Sie waren von seiner guten Sache überzeugt. Es gab Gerüchte, er solle vor den Mauern von Worms abgefangen werden. Einem Boten, nachgesandt von seinem Freund Spalatin, der ihn vor der Gefahr warnte, sagte er:

„Er wolle nach Worms, wenn auch dort so viele Teufel wären, als Ziegel auf den Dächern.“

Am 16. 4. 1521 kam Luther in Worms an. Etwa zweitausend Menschen kamen ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. Um vier Uhr nachmittags des nächsten Tages erschien er vor der Reichsversammlung. Es war schwer gewesen, durch die Menschenversammlungen hindurchzukommen. Ein Ritter und Feldhauptmann des Kaisers klopfte ihm auf die Schultern und sagte:

„Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberster nicht getan haben in ernster Schlachtordnung. So du aber auf rechter Meinung bist und deiner Sache gewiss, so fahre fort in Gottes Namen und sei getrost, Gott wird dich nicht verlassen.“

Luther in Worms auf dem Reichstag
Luther in Worms auf dem Reichstag

Luther erscheint vor dem Kaiser. Er gesteht alle die Schriften verfasst zu haben. Er soll widerrufen. Er erbittet sich einen Tag Bedenkzeit. Am nächsten Tag hielt er eine zweistündige Verteidigungsrede, die so schloss:

„Es sei denn, dass ich mit den Zeugnissen der Heiligen Schrift oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen und Ursachen überwunden und überwiesen werde, so kann und will ich nicht widerrufen, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas wider Gewissen zu tun.

Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen.“

Dazu ist zu sagen: Karl der V. war erst einmal neunzehn Jahre alt. Er konnte kein Deutsch und schlief während der Verhandlungen dauernd ein. Martin Luther hatte als kleiner Mönch mit eingeknickten Knien vor dem Kaiser zu stehen; und das zwei Stunden lang. Viele Menschen wunderten sich über die Unerschrockenheit, mit der er vor dem Kaiser erschienen war und bestand. Seine Waffen waren das Wort und eben seine theologische Wissenschaft. Sein Schutz war nur sein Vertrauen auf Gott:

„Ein feste Burg ist unser Gott!“

Quelle:

Steiger, Friedemann: Selbstzeugnisse aus dem Leben Martin Luthers. Leipzig 2015

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