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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Die vierzehn Nothhelfer bei Gottleuba (Bad Gottleuba)

Die vierzehn Nothhelfer bei Gottleuba (Bad Gottleuba)

Ludwig Bechstein

 Bad Gottleuba; total, Augustusberg.
Bad Gottleuba; total, Augustusberg.

 

Als die Hussiten im Jahre 1429 durch das Land Meißen zogen und Alles mit Mord und Brand verwüsteten, kamen sie auch in das sächsische Hochland und zwar in die Nähe des in einem der tiefsten und schönsten Täler Sachsens liegenden Städtchens Gottleuba, das zum Amte Pirna gehört. Schon brachten Flüchtige aus Liebstadt die Nachricht, dass das feindliche Heer im Anzug sei, und um in die benachbarten Berge zu flüchten, schien die Zeit zu kurz, wenn es nicht möglich werde, dasselbe eine Zeitlang zu beschäftigen. Da rief der Bürgermeister rasch die ratlosen Bürger auf dem Markt zusammen und forderte sie auf, freiwillig zurückzubleiben und sich den Hussiten entgegen zu werfen, auf dass Greise, Weiber und Kinder indes Zeit zum Entrinnen gewinnen könnten. Obwohl sich aber fast alle Männer bereit erklärten, so wählte der tapfere Mann doch nur dreizehn Unverheiratete aus und zog mit ihnen, nachdem sie von den Ihrigen auf Nimmerwiedersehen Abschied genommen, dem Feinde entgegen. Sie besetzten eine steile Bergspitze, bei welcher dieselben vorüber mussten, wenn sie zur Stadt wollten, und als ihnen die Hussiten einen Gesandten entgegenschickten, der sie zur Übergabe auffordern sollte, wiesen sie ihn mutig zurück. Nun rückten jene mit ihren ganzen Massen heran, um sie von ihrem Posten zu vertreiben, allein sie widerstanden mannhaft, und erst nach Verlauf von drei Stunden, als keiner der vierzehn mehr am Leben war, ward der Pass frei und ihre Feinde drangen über die Leichen der tapferen Bürger in's Tal herab, allein sie fanden Niemanden mehr im Städtchen, denn jener Aufenthalt hatte Alle gerettet. Die waldige Höhe aber, wo jene so wacker gestritten, heißt noch jetzt die vierzehn Nothelfer, obwohl Manche diesen Namen von einer einst dort gestandenen Kapelle (die 12 Apostel, die Jungfrau Maria, Johannes der Täufer oder Joseph führen in katholischen Ländern den Namen der 14 Nothelfer) herleiten wollen, die übrigens recht gut zum Andenken an jene Begebenheit erst erbaut sein könnte, um so mehr, als jene 14 hier begraben worden sein sollen. Eine andere südlich von der Stadt gelegene Anhöhe, welche jenen Bürgern als Ausguck gedient haben soll, heißt von derselben Begebenheit noch jetzt die schnelle Gucke.

Bildnachweis

Kopfbild: Kreuz Bad Gottleuba. Urheber: Rumtreiber123

Bild im Text: Urheber Brück & Sohn Kunstverlag Meißen

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